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Bastelstunde: hinter den bunten Tonpapierschnipseln und den Abkürzungsspielereien steckt nichts weiter als das neue Album von Seidenmatt namens „If you use this software often - buy it“. Aber was heißt da „nichts“? Im Gegenteil: das zweite Album der vier Herren ist alles. Seidenmatt nutzen die Tiefe des Raumes komplett aus und zaubern ein rundes Werk, das man zum Großteil wohl immer noch unter Instrumental-Musik einordnen kann. „From Hero to Zero” geht gleich fulminant los: ruhiger Beginn, langsame Steigerung, bis dann nach vier Minuten plötzlich die verzerrten Gitarren ausbrechen, dass jeder Sometree-Fan seine Freude hat. Verschachtelter Indierock? Klar! Verkopfte, ausufernde Songs? Natürlich! Loops, Samples und Effekte? Na sowieso. Wer jetzt aber denkt, es wäre wieder mal eine schwierige Platte, zu der man nie Zugang findet, hat sich getäuscht. Seidenmatt bringen all das auf den Punkt, was ein ganzes Genre ausmacht. Langeweile kommt nie auf und Spannung geht selten verloren und wenn dann nur um wunderschönen Sound-Flächen Platz zu machen, in die der Hörer förmlich eintauchen kann. Der Soundtrack zu einfachen Naturschauspielen oder wunderschönen Schauplätzen: Strand-Meer-Himmel, Nieselregen im Herbstwald oder Eiseskälte an skandinavischen Küsten. Kopfkino eben. Dem Song „Bergen“ steht der Gesang ausgezeichnet, „Extra Pitch over the Cliff“ hat man bereits mit dem aktuellen Immergut-Sampler lieben gelernt und der Soundepos „Kontinental“ überzeugt auf ganzer Linie. Hier ein paar Bläser, da ein merkwürdiges Rauschen und Knistern, es ist immer etwas geboten und von Mal zu Mal entdeckt man noch neue Details. Der einzige Kritikpunkt könnte lauten, dass man doch ab und zu noch etwas mehr Krach und Gitarrenwände hätte einbauen können, aber das ist nur eine Randnotiz. Bleibt zu hoffen, dass dieses Meisterwerk genug Menschen bemerken und Seidenmatt mit ihrem nächsten Werk die Bewertungsskala dann nach oben sprengen.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 50:25 / Instrumental

Sebastian Gloser

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