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Tokyo Sex Destruction

5th Avenue South

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4 Ohren - 2 Meinungen


Sebastian Gloser
gibt


Verena Bäumler gibt


„Yeah, yeah, the power to the people!“ Tokyo Sex Destruction wissen wie man einen simplen, schmissigen Refrain schreibt. Politisch, tanzbar, retro und trotzdem mit einer ganz eigenen Note kommen die vier Spanier aus Barcelona daher. Wie wenn sich Cedric Bixler-Zavala von The Mars Volta und die (International) Noise Conspiracy zum Tanztee treffen würden, um den kulturellen Austausch über Musik und Politik voranzutreiben. Manchmal gibt es Beatrock auf die Ohren, dem Hörer wird eins georgelt und die Tanzfläche brennt. Dazu die Faust nach oben und dazwischen eine ordentliche Portion Geschrei, wie wenn Dennis Lyxzèn noch einmal ganz jung wäre. Live wird das sowieso viel roher vorgetragen inklusive Mikrofon in die Luft schmeißen, tight und stylisch tanzen und Mikro wieder auffangen. Auf Platte gestalten kleine Bläserversatzstücke das ganze interessanter, während Songs wie „Tonite“ oder „Good Morning“ gleich ganz akustisch daher kommen. An Abwechslung mangelt es also nicht und so hagelt es Hits, wie das knackige „Prisoners of our Ideas“ mit dem der Hörer in diese Achterbahn geworfen wird. Im Gegensatz dazu stehen dann Titel wie „L.U.V. is the feeling“, wo der Musik freien Lauf gelassen wird und sich alles grenzenlos entfalten darf. Gerade diese Passagen erinnern eben ein bisschen an The Mars Volta, ohne dass sich Tokyo Sex Destruction dabei in endlosen Instrumental-Knödelein verstricken. Weil acht Songs für ein Album doch recht wenig sind und die Spanier in Deutschland doch noch eher unbekannt sind, hat man zusätzlich die EP „The big red Box for the Syndicate of Emotions“ (großartiger Name übrigens) auf den Tonträger gepackt. Darauf enthalten die Knaller „Power to the People“ oder z.B. „Soul Music FM 1977“. Komplettiert wird das ganze durch zwei Videos für den PC und ein gewöhnungsbedürftiges, aber schickes Artwork. Die können einiges!

Diese endlose Retrowelle greift immer noch um sich, hier bei den Sechzigern angelangt. Tokyo Sex Destruction waren dem Namen nach für mich erst mal ganz wo anders einzuordnen, hatte ganz andere Assoziationen - in Richtung des anderen berühmten Wort-Dreigespanns mit dem mittleren Wort zuerst - ausgelöst. Ganz und gar falsch war das auch nicht. Die dominanten Vocals und den imaginär gesetzten Hüftschwung im Ohr fand ich das ganze ein wenig zu retro-altbacken und eher auf eine dröge oder verstaubte Art „sexy“. Sehr in sich verdreht, getwisted, soulig und doch irgendwie semi-ausgegelichen. Es gibt keinen mangelnden Sinn für Details oder ein Fehlen der politischen Message zu bemängeln, dafür auch Hut ab.Gar nicht zu reden von der hörbaren Liebe zur Musik dieser Ära. Anspruchsvoll auf der professionellen oder technischen Ebene und ein Partygarant von Gestern, durchaus mit modernen Popelementen, werden sie im Hier und Jetzt eine Zielgruppe finden – vielleicht isses schon Trend? Ein außergewöhnliches Genre haben sie sich jedenfalls ausgesucht.

Spielzeit: 43:34 / Soulrock


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