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Friebe, Jens

In Hypnose

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Wie Jens Friebe da in „Still“ über seine „Post-Tour-Depression“ (O-Ton!) schreibt, da wird einem schon etwas bange. Der zum musikalischen Wunderkind stilisierte hat nach nur einem Jahr ein weiteres Album aufgenommen und nun veröffentlicht. Da schien also noch lange nicht alles gesagt; und wie gut es uns damit trifft! Wie ein betrunkener 8-jähriger wankt Jens Friebe in Hypnose durch die wundersame, manchmal erschreckende, Welt und hinterläßt eine verräterische Spur aus großen Pop-Sekunden, spürbarer Tanz-Euphorie und zeitlosen Textzeilen. Aber in „Still“, da merkt man, wie das nagt. „Es war mir eine Ehre / Es war mir eine Freude / Es war mir gegen Ende / Vielleicht zu extrem“.
Niemand hat gesagt, dass das einfach ist: große Pop-Musik zu schreiben. Jens Friebe hat es getan. Jenseits der 80er-Welle und Deutsch-Pop-Euphorie hat sich Jens Friebe eine Nische geschaffen, in die wohl nur er selbst passt. Denn obwohl das Album sich all der Elemente bedient, die ein Album in die Charts katapultieren kann, haftet „In Hypnose“ doch etwas an, das so eigen ist, wie der Musiker wohl selbst ist. „Aber was es ist, kann ich nicht sagen / Es hat keinen Namen“ singt er da in „Es hat keinen Namen“. Im Presse-Info spricht Friebe vom Sommerhit. Und das ist er wahrlich. Das ganze Album eigentlich. So bunt und unberechendbar wie ein Jahrmarktbesuch mit fünf Schizophrenen und einem Lawinenhund. Jens Friebe ist es gelungen, ein wahres Pop-Album zu schreiben, für das sich auch in 20 Jahren, wenn man über unsere Frisuren und unseren Lebensstandart lachen wird, nicht zu schämen braucht. Ach, und bevor ich es vergesse: auf keinen Fall das grandiose, „Carrie“-like Musikvideo zum Opener „Kennedy“ verpassen! Ein wahrer Glücksfall, das alles hier!

Bewertung: 8 von 10 Punkten / Spielzeit: 41:29 / Verschrobener Elektro-Pop


Robert Heldner


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