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Black Wire

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Franz Ferdinand, The Rapture, Maximo Park, Robocop Kraus, Hives... Die alternative Musikszene momentan scheint kollektiv mehrere Jahrzehnte zu spät geboren zu sein. Das angesichts dieser tragischen Tatsache dennoch nicht wenige Highlights in Form- völlig unpassend, eigentlich - digitaler Tonträger das Licht der Welt erblicken, rechtfertigt die Rückwärtsgewandheit aber zumindest teilweise. Langsam ist's aber auch wieder gut, die ersten Vertreter der klassischen Zunft beginnen nämlich schon langsam zu nerven. Dem Engagement jeder Menge aufstrebender Formationen tut das aber keinen Abbruch - und die Plattenindustrie nutzt die Gunst der Stunde, den Markt mit allem zu Fluten, was seine Instrumente nicht zu gut beherrscht und entsprechend gestylt auftritt. Einer von vielen Spielorten dieser musikalischen Zeitreise ist Leeds in England. Das dort beheimatete Trio Black Wire klingt wie alles, was einem zu dem Thema einfällt. Und hat auch gleich eine passende Legenden-Story im Gepäck: kennen gelernt haben sich Black Wire angeblich in einem Plattenladen, als sie zeitgleich das einzige Exemplar des Suicide-Debüts klauen wollten. Soso. Demenstprechend werden jedenfalls No-Wave, Synthie sowie Indie-Zitate verwurstet und in einen poppigen Mantel gepackt. Irgendwie "cool" ist das Resultat dann auch; wie eben alles irgendwie "cool" ist, was die Retro-Welle so anschwappt. Zwar kann ich die himmelhochjauchzende Euphorie der britischen Presse (respektive: NME) ebenso wenig verstehen wie das unbegründete Niedermachen von Black Wire hierzulande - schließlich spielen Dan Wilson, Si McCabe und Tom Greatorex doch einfach netten Rock, dessen (durch einen Drumcomputer erzeugte) Kälte durchaus als Trademark bzw. System gewertet werden darf. Zu den drei Singles "Attack! Attack! Attack!", "Hard To Love Easy To Lay" und "Smoke and Mirrors" jedenfalls soll und darf getanzt werden, die restlichen sieben Tracks halten das Niveau beinahe. Passt schon. Nun ist's aber auch wieder gut, Jungs. Und passt auf, dass ihr nicht schnell zu den Sündenböcken werdet, weil der Trend gerade am abflauen ist. Das habt ihr nämlich nicht verdient.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 34:26 / Indie-Pop

Michael Streitberger


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