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Sahlene, Anna

Photograph

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Das Auge hört doch irgendwie mit: Und so ist ANNA SAHLENE wohl in erster Linie ein Blickfang. Musikalisch gesehen ist „Photograph“ dagegen eine Ansammlung von okayen Pop-Songs verschiedenster Couleur, von einer gut aussehenden Frau mit blonden Haaren auf einer CD vereint.

Die 13 Songs wirken wie ein Kessel Buntes aus den verschiedensten Stilrichtungen - oder besser: Irgendwie so, als hätte die Schwedin keinen eigenen Stil und versucht sich erstmal an einem Mix bereits erfolgreicher Konzepte. Der Opener „Creeps“ ist einer dieser unnötigen Pseudo-Party-Rock-Nummern wie sie schon zu Tausenden produziert wurden, danach finden sich weitere Nummern ähnlich der großen Schar an weiblichen Einzelkünstlern und vermeintlich gut zu verkaufenden Musikstilen. Beispiel gefällig? „Feel Like A Woman“ folgt Lisa Stansfield auf dem Fuß, ob Gospel-Sound („Piece Of Your Love“) oder mit Reggae-Avancen in “Mama Put Your Gun Down“, die Big Band-Nummer á la Tina Turner (“Missionary Man”)… und die unvermeintliche Schmacht-Ballade (“Photograph”) darf auch nicht fehlen, während als Bonus-Track eine Adaption der frühen Mariah Carey aufwartet. Aber wen wundert´s, hatte Anna Sahlene doch die besten Schreiberlinge um sich geschart, um dann so zu klingen wie alle anderen. Mit dabei waren Lindy Robbins (Anastacia), Joe Solo (Macy Gray) oder Josh Deutsch (Lenny Kravitz), produziert wurde das Ganze dann letztlich von Darryl Swan (wieder Macy Gray). Und ehrlich gesagt, dieses etwas verloren wirkende Mosaik an Einflüssen hört man auch ohne diese Information deutlich genug heraus.

Zugegebenermaßen: Die Songs sind alle gut (manchmal sogar richtig gut wie "Damn Good Try") und eingängig, die Stimme hat ausreichend Farbe und genügend Power - aber irgendwie, so richtig passt das alles nicht zusammen: Zu wenig Eigenständigkeit, beliebige Lyrics aus dem Songwriting-Setzkasten und die gewöhnliche Mischung aus Pop, Rock und Soul-Einflüssen. So ist auch das zweite Album der Schwedin austauschbare Pop-Convenience-Ware, die es ebenso wie deren Interpreten zuhauf gibt am Markt. Um unter diesen besonders hervorzustechen bedarf es mehr als nur gut zu singen und auszusehen: Mehr Eigenständigkeit, mehr Mut, mehr Charakter. Ohne diese Eigenschaften ist der Weg zu ernsthaften Interpreten, nein, Künstlerinnen wie Alicia Keys, Norah Jones oder von mir aus auch Dido noch lange.  

Bewertung: 4 von 10 Sternen / Spielzeit: 47:05 / Pop

Bastian Streitberger


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