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dEUS

Pocket Revolution

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Die Speerspitze der belgischen Musiklandschaft ist zurück. Bange Fragen zunächst, ist nach sechs Jahren noch genug Energie vorhanden, um das Niveau alter Glanzstücke zu erreichen und kann die Klasse von Überhymnen ("Suds&Soda") und traumhaften Balladen wie "Sister Dew" gehalten werden? Die Aufnahmen zu "Pocket Revolution" standen jedenfalls nicht immer unter einem günstigen Stern, aus der Ursprungsformation ist nach diversen Besetzungswechseln nur noch Tom Barman übrig geblieben. Dessen Kreativität reicht aber locker um den einzigartigen Stil der Band auf die Spitze zu treiben und ein ganzes Album mit schrägen Popsongs füllen. "Bad Timing" startet mit einem Gitarren-Feedback, das fortan den gesamten Song trägt. Immer hypnotischer bohren sich die Gitarren ins Ohr, bis sich das Lied am Ende in ein treibendes Inferno auflöst. Hier wird offensichtlich, warum Bands wie "The Cooper Temple Clause" die Antwerpener als wichtigen Einfluss nennen. Danach die Single "7 days, 7 weeks", ein verträumter und einschmeichelnder Song. Barmans sanfte Stimme schwebt über einem Teppich von Samples und verzerrten elektronischen Spielereien. Namhafte Musiker spielten neben Barman "Pocket Revolution" ein. Alan Gevaert bildet mit seinem Bass nicht nur in "Stop-Start Nature" die Grundlage für das ausgefeilte Album. Der ehemalige Soulwax-Drummer Stéphane Misseghers spielt stets auf den Punkt, und Tim Vanhamel (Millionaire) ist verantwortlich für fiese Rocker wie "Nightshopping". Beeindruckend welche Stielvielfalt dEUS an den Tag legen. Jazz, Elektro, Bar Lounge - alles wird in einen Topf geworfen und am Ende kommen doch blitzsaubere und eingängige Pop-Hymnen heraus. "Cold Sun of Circumstance" zum Beispiel ist ein bluesiger Brecher irgendwo zwischen Elliott Smith und Mother Tongue, der zum Tanzen animiert. Ganz zum Schluss dann so ein Song, bei dem man sich fragt, ob dEUS eigentlich die Ballade erfunden haben. "Nothing really ends" versüßte das Warten der Fans bereits auf dem Best-of Album "No more loud music" und wirkt wie eine Beruhigungstablette nach all dem Chaos. Ein zurückgelehnter, melancholischer Song, der das Album perfekt abrundet. Die Suche nach vergleichbarem führt meistens ins Leere, dEUS sind ihre eigene Referenz. "Pocket Revolution" ist vielleicht kein neuer Meilenstein wie damals "Worst Case Scenario", aber das direkteste Album der Band auf gewohnt hohem Niveau.

Bewertung: 8 von 10 / Spielzeit: 61:07 / Pop

Dominik Waßerloos


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