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Absynthe Minded
New Day
Das hierzulande vor gerade einmal einem guten halben Jahr erschienene Debüt von Absynthe Minded hat nicht nur mich nachhaltig begeistert: "Aquired Taste" bekam euphorische Pressereaktionen, verhalf den Belgier auch außerhalb ihrer Heimat zu einer Liebhabergemeinde und kassierte bei sellfish.de verdientermaßen beinahe die volle Punktzahl ab. Die musikalisch schwer zu fassende Mixtur aus Ween, dEUS und Tom Waits überzeugte gleichermaßen durch Anspruch wie Hitanteil - und hätte dem Indie-Label des Fünfers, "Keremos Records", in einer gerechten Welt einen kleinen Sensationserfolg bescheeren können. Der blieb zumindest hierzulande leider aus. Aber Absynthe Minded werden so oder so bald in der Oberliga spielen. Denn der kreative Flow der Belgier scheint seinen Höhepunkt längst nicht erreicht zu haben. Wie sonst könnte man erklären, dass sich das enorm hohe Niveau des Erstlings auf "New Day" beinahe auf ganze Länge - und das ist im Vergleich zum Debüt immerhin knapp die doppelte - halten lässt? Die 16 neuen Kompositionen bieten Avantgarde-Pop par excellance, höchst liebevoll arrangiert und mit unvergleichbarer Spielfreude vorgetragen. Der Ideenreichtum, mit welchem hier Zutaten aus Pop, Folk, Indie und vielem mehr kombiniert werden, sucht schließlich seinesgleichen. Zu beobachten ist dabei insgesamt eine größere stilistische Orientierung an den Klängen der Violine. Mit deren Hilfe entstehen großartige Hits wie "One Way Or Another" oder der (nur auf der nur auf den ersten Blick) anstrengende Opener "Mary's Hotel": eine schauderlich-schöne Kombination aus Jazz, Noise und Ohwurmmelodie. Nochmal: An die exorbitante Klasse des Debüts ist man zwar nicht ganz herangekommen; meilenweit über dem Durchschnitt rangieren Absynthe Minded aber dennoch. Interessante Randnotiz: die stilistisch ähnlich gelagerten Landsmänner von dEUS, übrigens bekennende Absynthe Minded-Fans, bringen beinahe parallel - allerdings mit weitaus größerem Medienecho - ihre neues Album an den Start. Ungerecht? Sei's drum. Vielleicht ändert sich das alles, wenn beide Formationen demnächst gemeinsam auf Tour unterwegs sind. Ein Package, das man sich keinesfalls entgehen lassen darf!
/ Spielzeit: 61:04 / Indiepop
Michael Streitberger
