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MISC - sellfish.de Beifang

Miscellaneaus: Genrekram*EP*Vinyl*MCD*Sampler*Demos*Soundtrack

Angel Crew - One Life, One Sentence CD

Dockyard 1 / Soulfood

Ein Hardcore-Allstar-Trupp prügelt sich durch ein Album mit jeder Menge Hits - und schafft es dennoch, dabei weitgehend gesichtslos zu klingen. Das ist Logik: Nachdem es in den Lagern von Backfire!, Length Of Time und Deviate momentan nur schleppend oder gar nicht läuft, erklären die an Angel Crew mitwirkenden Musiker ihr Nebenprojekt kurzerhand zum neuen Hauptanliegen. Insofern steckt in "One Life, One Sentence" deutlich mehr Engagement als im mittlerweile vier Jahre alten Debüt der BeNeLux-Coreler. Die Tracks klingen abwechslungsreicher, bedienen gleichmaßen das New York Hardcore-Publikum wie natürlich auch die Anhänger der eingangs erwähnten Bands. Dazu kommt eine verdammt fette Produktion, und - neben allen Mosh-Anteilen - auf Anhieb packende Singalongs samt Oldschool-Passagen ("Break through"). Schmankerl zum Schluss der elf Songs: Das finale "Life Of An Angel" lässt gar Erinnerungen an Life Of Agony wach werden. Schaffte man es nun noch, ein paar eigene Trademarks zu etablieren... die Angel Crew könnte richtig groß werden.
Bewertung: 5 von 10 Sternen / 36:19 / Hardcore / angel-crew.com
Michael Streitberger

Arcturus - Sideshow Symphonies CD

Season Of Mist

Es ist einfach, jegliche extreme Form von Metal vorzuverurteilen und ins lächerliche zu ziehen. Manchmal bedarf es eben einiger Zeit, bis die entsprechenden Musiker einen Weg gefunden haben, ihre Agression auf kreative Weise zu kanalisieren. Dann aber kann richtig Großes entstehen. Im Falle Blackmetal darf man an dieser Stelle beispielsweise Ulver nennen, die mittlerweile zu wahren Meistern atmosphärischer Elektrosongkonstrukte avanciert sind. Ähnliches könnte auch für Arcturus gelten, bei welchen es sogar einige Querverbindungen in Richtung Ulver gibt. Vor allem aber fanden bzw. finden sich in den Reihen von Arcturus mit u.a. Schlagzeuger Hellhammer ein paar echte Prominente der norwegischen Metalszene. Das neue Werk "Sideshow Symphonies" hat mit dem scheppernden Geknüppel der Anfangstage gar nichts mehr zu tun. Stattdessen orientieren sich die neun Songs an progressiver, avantgardistischer Songwritingkunst. Zwischen instrumentalen Kabinettstückchen und aufwendigen Keyboardarrangements gibt es dabei immer wieder eingängige Melodien zu entdecken. Die Vocals von Dimmu Borgir/Borknagar-Schreihals Vortex sind über weite Teile ebenfalls recht manierlich ausgefallen und so bleiben die komplexen Songs doch überraschend unkompliziert hörbar. Fazit: Für experimentierfreudige Metaller und aufgeschlossene Progressive-Freunde gleichermaßen interessant.
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 50:36 / Prog-Metal / season-of-mist.com
Michael Streitberger

Crow, Sheryl - Wildflower CD

Universal

Ist Sheryl Crow ein für sellfish.de relevantes Thema? Keine Ahnung. Aber irgendwann flatterte diese CD in unseren Briefkasten und wirklich schlecht ist sie sicher nicht. Man muss eben Lust auf poppige, zum überwiegenden Teil schwer balladeske Musik haben. Zum Beispiel, wenn der von Streichern getragene Titelsong aus den Boxen schwabbelt. Aber tun wir der mittlerweile vierzigjährigen Dame (...die nach der Kollaboration mit Kid Rock eigentlich jeden Kredit verspielt haben sollte) kein Unrecht. Gitarre spielen kann sie nämlich ebenso wie eingängige, schöne Lieder schreiben und singen. Eigentlich schon seltsam, dass es die neunfache Grammy-Gewinnerin damit immer souverän in die Charts geschafft hat - denn so niveaulos ist vieles an ihren Kompositionen gar nicht. Klar, etwas weniger glatt gebügelt würden die 13 Songs der in Missouri geborenen Crow noch mehr Spaß machen. Aber auch so ist das eine respektable, vielleicht nur etwas zu durchschnittliche Angelegenheit - welche zudem zumindest die mir von ihr bisher zu Ohren gekommenen Auskopplungen locker toppt.
Bewertung: 4 von 10 Sternen / 50:43 / Pop / sherylcrow.de
Michael Streitberger

Dead Hearts - No Love, No Hope CD-EP

Reflections Records / Green Hell

Verdammt, das ist sie: Die EP der Woche, des Monats... was sage ich, des Jahres!!! Scheiß auf Objektivität oder aufgesetzten Innovationsdrang. Die Dead Hearts führen das Erbe von American Nightmare bzw. Give Up The Ghost so konsequent fort, dass mein Herz höher, schneller, weiter schlägt. "A bunch of angry young kids, screaming their hearts out" - mehr braucht es zur Charakterisierung der Band aus Buffalo, New York nicht. Das ist Hardcore, wie er intensiver und - wäre das Wörtchen nicht so vorbelastet - emotionaler nicht mehr sein kann. Der Opener "Burning/Bright Lights, burnt City" ist schon heute der Genresong des Jahres: bis jetzt wurde schiere Verzweiflung zwischen Aggression und Harmonie noch nicht so packend auf Konserve gebannt. Bei diesen sieben Tracks in gut zwölf Minuten stimmt vom Artwork zur Attitüde zur Produktion einfach alles: "No love, no Hope" zündet, brennt und explodiert von der ersten Sekunde bis zum grandiosen Finale "Uglytown". Atemberaubend. So und nicht anders muss Hardcore klingen! Jetzt, bitte: einen Longplayer, eine Tour. Schnell!
Bewertung: 10 von 10 Sternen / 12:57 / Hardcore / deadhearts.net
Michael Streitberger

Karamel - Komm besser ins Haus CD

Devil Duck Records

Das Projekt "Deutschsprachige Popmusik" geht seit einigen Jahren in viel zu vielen Fällen schief. Die letzten erfolgreichen Versuche, dem etwas entgegenzusetzen, kamen nicht selten aus Hamburg und trugen gerne vier Buchstaben ("GHVC") auf Cover, Poster oder Unterarm. Ein paar Ecken weiter nimmt ein gewisser Karamel sein Debütalbum auf und bittet damit vorsichtig um Aufmerksamkeit. Für verhaltene Pianoklänge, eine akustische Gitarre und Texte aus dem Leben, bei welchen nicht nur dem Platteninfo das Attribut "unaufgeregt" einfällt. So rückt Karamel zurückhaltend in Richtung Singer-Songwriter-Mucke, ohne dass mir auf Anhieb Vergleiche zu seiner angenehm unaffektierten Musik einfallen. "Komm besser ins Haus" wurde ganz alleine aufgenommen von einem Künstler, der um seinen bürgerlichen Namen ein größeren Geheimnis macht, als notwendig. Dafür gibt es zum Schluss doch noch eine kleine Schublade: Vielleicht wegen seines Hamburger Labels fallen einem bei den 13 Songs die ernsteren Momente von Ollie Schultz ein. Da passte dann auch die Release-Party im Grünen Jäger prima...
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 41:31 / Pop / mein-karamel.de
Michael Streitberger

King's X - Ogre Tones CD

Inside Out / Spv

Die Könige des Groove-Rocks melden sich nach ihrer Live-Compilation vom letzten Jahr und unzähligen Soloeskapaden endlich mit einem neuen Longplayer zurück. Und enttäuschen dabei erstmals nach einer Reihe von - für ihre Verhältnisse, wohlgemerkt - durchschnittlichen Veröffentlichungen nicht. Stattdessen manifestiert "Ogre Tones" in 14 Kapiteln King's X Pionierstellung im US-Rock. Doug Pinnick, Ty Tabor und Jerry Gaskill brillieren bei heftigen Riffkrachern wie "Stay" gleichermaßen wie in ihren ruhigeren Momenten (stark: die siebenminütige Jamsession "Sooner of later"). Ein paar wenige kompositorische Durchschnittsnummern wie "Hurricane" kompensiert man unbeeindruckt von potentieller Kritik durch pure Spielfreude. Sei's drum: Überflieger wie "Bebop" machen die seltenen Schwachstellen ("Get away") während dieser dreiviertel Stunde zudem locker wieder wett. Interessant auch, dass es dem an den Reglern nicht unerfahrenen Trio erst jetzt, mit externer Hilfe gelang, das Optimum aus seinem Material herauszuholen: Michael Wagener sorgte für einen vor roher Energie strotzenden Sound, der den Hörer in den Sessel drückt, als würde die Powerformation höchstpersönlich im Wohnzimmer zum Angriff blasen. Fazit: Starker Wiedereinstand, die Herren!
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 47:50 / Rock / kingsxonline.com
Michael Streitberger

Nashville Pussy - Get Some CD

Steamhammer / SPV

"Dreckig, vulgär und sehr direkt" beschreibt das Labelinfo den Sound von Nashville Pussy. Und viel mehr ist zum straighten Rock der Amis kaum zu sagen. Denn dass sich neben dem Ehepaar Cartwright und Drummer Thompson noch eine notgeile Bassistin in die Runde gesellt, dürfte der Anhängerschaft nach eineinhalb recht erfolgreichen Dekaden längst bekannt sein. So sei hier nur angemerkt, dass die 13 Tracks nicht nur wegen der starken Produktion verdammt knackig und frisch aus den Boxen tönen. Obwohl der Sound, der hier gefahren wird, an sich natürlich vor allen Dingen altbacken klingt. Egal: Neben ihrer Konsequenz kann man Nashville Pussy einen gewissen Witz eben dennoch nicht absprechen. Auch wenn Textzeilen wie "We got the pussy, you got the time" im nüchternen Zustand erst einmal verdaut werden wollen. Bemerkenswert: Der Gastauftritt von Izzy Stadlin und das Tina Turner-Cover "Nutbush City Limits".
Bewertung: 4 von 10 Sternen / 40:08 / Rock / spv.de
Michael Streitberger

Nme.Mine - Life Without Water CD

Eat The Beat / Roadrunner

Um es gleich mal vorweg zu nehmen: Das Rad wurde bis jetzt immer noch nicht neu erfunden. Genauso verhält es sich in gewissen Stilrichtungen der schwermetallischen Musik. Und zugegeben, der opener „A day like this“ zündet noch nicht so maßgeblich, wie ihn der Promo – flyer gerne haben möchte. Das bedeutet nun aber nicht, dass sich ein blasser Silberling in meinem CD- player dreht. Schon das nachfolgende „The end of prayer“ vermag ungemein wohlgefälliger zu klingen. Wohlgefallen lösen Nme.Mine (sprich wohl wie: enemy mine…) aber auf jeden Fall aus: Mächtig fett donnern die Drums aus den Boxen, wummert der Bass dazu (sorry Nachbarn, aber Metal braucht eben ne gewisse Lautstärke…) und krachen die Gitarrenwände um die Ohren. Gespickt ist das ganze mit feinfühligen Akkorden, die man gut und gerne der Marke Deftones zurechnen kann. Frontmann Patric „Smighty“ Schmidt schreit sich dazu die Seele aus den tiefsten Abdominalräumen, um im anderen Moment mit tief in das Ohr tauchenden Refrains zu konkurrieren. Das ruhiger beginnende „Unlove“ liefert ein gutes Beispiel für die stilistische Vielfalt, mit der die fünf Herren vom Bodensee / Süddeutschland zu Werke gehen. Und es ist gut zu sehen, dass es eine deutsche Band gibt, die mit dem ganzen gehypten Kram aus Übersee mehr als mithalten kann. Das liegt zum einen wohl am songwriterischen Potential der Maestros, die sich aus anderen Hardcorebands rekrutiert haben, um endlich, frei aller Fesseln, ihre Vorstellung von Musik auszuleben. Zum anderen kommt auch die erstklassige Produktion zum Tragen, wofür sich Produzenten–Guru Sigi Bemm (u. a. Kreator) im legendären Woodhouse Studio auszeichnet. Grundsolide Arbeit also, die das Gesamtwerk ins richtige Metalcore Licht rückt, so dass sich so mancher Metal–Jünger schon mal alle zehn Finger nach dieser Scheibe lecken sollte, denn alles in allem tritt sie mächtig in den Allerwertesten – und wer braucht schon ein neues Rad? Ach ja, in den Opener kann man auf der Bandwebsite kostenlos reinlauschen.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 42:03 / Metalcore / nmemine.com
Uwe Wollein

Rocket Uppercut - The First Takes CD-EP

Eigenvertrieb (www.rocket-uppercut.de)

Regensburg scheint ein gutes Pflaster zu sein. Aus der Domstadt haben sich insbesondere Lá Par Force bereits einen guten Namen gemacht und weitere Bands drängen nach. So auch mit Rocket Uppercut, einer vierköpfigen Girl-Boy-Formation die bereits im März 2005 ihre erste 5-Track EP vorlegte. „Indie-Noise-Rock“ versprechen die Vier und betiteln diese Mischung ihrerseits als gewagt. Nun ist dieser Stilmix ja nicht unbedingt die Erfindung des Jahres, aber beherrschen sollte man ihn trotzdem. Und „The First Takes“ lässt da nur wenig Zweifel offen: Die noisy Gitarrenelemente werden geschickt durch die Vocals von Frontfrau Bianca Haslbeck gekontert und sorgen durch ihre charakteristisch-verquere Rhythmik für eine ausgefeilte Dynamik. Je schneller desto besser: Während der Opener „Better than we do“ noch mit einem einfach-einladenden Refrain umarmt, sorgt der stärkste Song „Why d´you tell me“ mit latenten Backvocals, Intermission und treibenden Drums für Feuer unterm Hintern. Die abgefahrenen Vocals erinnern dabei an die englische Damen-Combo Gertrude, machen den Unterschied und garantieren den ganz eigenen Sound. Insgesamt ein tolles Debüt mit viel Ideenreichtum und hohem Unterhaltungsfaktor. Gerne mehr davon und eine Empfehlung an die Labels da draußen. 
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 18:20 / Noise Rock / rocket-uppercut.de
Bastian Streitberger

V/A - Melodien für Millionen CD-Sampler

Tapete Records

Tapete Records hat Geburtstag. Gerade einmal drei Jahre alt und schon toben bereits so viele Kinder unter dem Dach des Hamburger Labels. „Melodien für Millionen“ vereint alle Künstler des Hauses, die jeweils mit einem aktuellen Stück vertreten sind. Stolze 19 sind das an der Zahl. Ruhigere Momente von Thimo Sander finden dabei genauso ihren Platz, wie das flotte „Coming up for Air“ von Dirk Darmstaedter oder der Disco-Kracher „This is a Robbery“ von Missouri. Das wunderschöne Booklet hält den status quo des Labels fest und setzt alle Bands gut in Szene. Alte Bekannte wie Hidalgo oder Erdmöbel sind immer noch da, junge Wilde wie Anajo sind dazugekommen und inzwischen schaut man auch weit über die Landesgrenzen hinaus: die sonnigen Maplewood schicken zusammen mit den Melancholikern von Downpilot einen Gruß aus den USA und das neueste Signing The Horror The Horror winken uns aus Stockholm zu. Einheimischer Indie-Rock bzw. Pop von Delbo oder Samba lassen einen in Erinnerungen schwelgen, Kolkhorsts „Nötigerweise“ landet gezielt in Herz und Ohrmuschel und Crash Tokio lassen einen mit feuchten Augen zurück. Eine Zusammenstellung mit Charme, die auch problemlos am Stück hörbar ist. „Melodien für Millionen“ präsentiert, was da in Hamburg aufgebaut wurde und steigert die Vorfreude auf die nächsten Alben.
-- / 70:56 / Indie-Pop / tapeterecords.de
Sebastian Gloser


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