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Jahcoozi

Pure Breed Mongrel

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Bitte, bitte: Keine Limitierung von Jahcoozi als "das nächste Berliner Ding". "Pure Breed Mongrel", der erste Longplayer des Trios, ist zu gut um in irgendeinen schnelllebigen Trend-Sog zu geraten und hat seine Fühler längst weit über die Bundeshauptstadt ausgestreckt. Doch zunächst ein paar mehr Infos zu dieser jungen Formation, die in der Indie-Szene bis dato nur ganz wenigen Kennern ein Begriff sein dürfte. Eine gewisse Sasha Perera übernimmt bei Jahcoozi gleichermaßen die Pflichten als versierter M.C., facettenreiche Sängerin und charismatische Frontfrau. Geboren in Sri Lanka, verbrachte sie ihre Jugend in London und lebt seit fünf Jahren in Berlin. Die detailversessene Elektronik auf diesen 13 Tracks stammt dagegen von Robot Koch (sic!) und braucht Verweise in Richtung Funkstörung (die ihm bereits ihren Respekt zollten) nicht zu scheuen. Aus produktionstechnischer Sicht ist das hier wohl mit das beste, was aus deutschen Landen bislang zu hören war. Denn die Formel geht auf: Frickelelektronik ("Fish") fusioniert mit tanzbar-zündenden Dance-Elementen - Metertiefe Basslines und vertrackte Breaks implodieren zwischen Breakbeat, Jungle, TripHop, Soul, Punk und Rap. Dritter im Bunde bei Jahcoozi ist Oren Gerlitz aus Tel Aviv: der Mann für Gitarre und Bass, Bindeglied zwischen den soulful Vocals von Perera und Kochs Klangkonstrukten. Die organische Nähe von Independent-Acts verschmilzt auf "Pure Breed Mongrel" musikalisch mit der Clubkultur elektronischer Musik; als stellvertretendes Bindeglied der Anhänger von Cicks On Speed und Aphex Twin bestritt man in den letzten Monaten bereits das Vorprogramm dieser Acts. Das superbe "Homeboy's Blender" scheint wiederum der kreativen Hochphase von Tricky zu gedenken. Wahnsinn. Jahcoozi befinden sich während dieser guten dreiviertel Stunde in einem kreativen Flow, der unstoppbar scheint. Textlich nimmt Perera dabei kein Blatt vor den Mund: social consciousness, offensive Gesellschaftskritik und politisches Bewusstsein stellen eine weitere Facette dieses beachtlichen Erstlingswerkes dar. Und selbiges, bitte, muss durch die Decke gehen. "Changing Time" oder "Shake the Doom" könnten Floorfiller werden, halten dabei aber dennoch dem hohen Anspruch des restlichen Materials stand. Und, ja: Im Kontext von "Pure Breed Mongrel" wird aufgrund stilistischer und ethnischer Ähnlichkeiten öfters der Name M.I.A. fallen. Und wenn schon. Jahcoozi sind besser; nicht nur weil sie dank ihres Status als Band einen etwas anderen Zugang haben. Nein. Nach einer EP aus dem Jahr 2003 ist man zudem deutlich länger als der (legitime) Hype von der Insel am Start.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:30 / Elektro-HipHop-Soul

Michael Streitberger


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