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Dead 60s, The

Same

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"Wir kopieren nicht irgendetwas, was es vor zwanzig Jahren schon einmal gab", sagt Charlie Turner, Bassist der Dead 60s. Eines von ganz wenigen Statements aus dem Lager der blutjungen britischen Band, mit denen ich nicht konform gehe. Denn selbst wenn das Quartett aus Liverpool die verwendeten Zitate aus der Pop-Historie sehr gezielt wählt: vorhanden sind sie unüberhörbar. So dürfte es kaum eine Rezension zu diesem famosen Debüt geben, in welcher The Clash unerwähnt bleiben. Nicht nur deshalb, weil Sänger McManamon dezent an Joe Strummer erinnert. Nein, auch die musikalische Gratwanderung zwischen Punk, Rock, Reggae, Ska und sogar das Artwork steuern in eine ähnliche Richtung. Dennoch sind die Dead 60s weit mehr als nur eine schlichte Kopie vergangener Tage. Im Retro-Wust ihrer Landsmänner nehmen sie vielmehr eine besonders relevante Rolle ein. Beispielsweise, weil auf dem in England bereits vor einem viertel Jahr erschienenen Werk wieder ganz klar politisiert wird - wenn auch (bewusst) plakativ. Die offensiven Dub-Exkurse könnten sich zudem schnell als Trademark etablieren. Ein in bester Mad Professor-Manier ertönender Track wie "Control this" jedenfalls nimmt im Jahr 2005 durchaus eine Ausnahmestellung ein; die deepen Rhythmen sind ein eigenwilliges Feature auf den ohnehin schwer tanzbaren Tracks. Extravagante Ska-Adaptionen runden den selbstbetitelten Longplayer gelungen ab und könnten im Falle "Ghostfaced Killer" gar einen Quentin Tarantino-Film stilistisch passend untermalen. Wirklich weit entfernt von ihren Insel-Kollegen wie Bloc Party oder Franz Ferdinand sind die Dead 60s mit etwas bösem Willen dennoch nicht anzusiedeln. Aber, sind wir einmal ehrlich: Ein Track wie "Riot Radio" würde auch auf "London Calling" eine starke Figur abgeben und steht nur stellvertretend für ein gutes Dutzend Songs, die sich sehr stilvoll in der Historie der tanzbaren Populärmusik bedienen. Randnotiz: "The Dead 60s" wird es in limitierter Version auch als Doppel-CD samt zusätzlichen Dub-Adaptionen der Albumtracks geben.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 34:34 / Dubrock

Michael Streitberger


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