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Coheed And Cambria

Good Apollo, I'm Burning Star IV: Volume 1

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Ich gebe es zu. Ich habe keinerlei Durchblick mehr im Titel- (geschweige den Story-) Kosmos von Coheed And Cambria. Und so bin ich schon seit Album Nummer zwei, "The Second Stage Turbine Blade" einfach nur begeistert von der Musik des Quartetts. Und diese Tatsache wird sich auch mit dem neuen Werk nicht ändern; welches man übrigens noch mit "From Fear Through The Eyes Of Madness" untertitelt, was mein Kopfschütteln allerdings nur verstärkt. Mag sein, dass sich völlig devote Hörer tatsächlich in die abstrusen Sphären der Sci-Fi-Konzeptstory einarbeiten wollen... lasst mich die inhaltliche Ebene für diese Rezension aber bitte ausblenden (Notiz am Rande: wer tiefer in diesen Irrsinn einsteigen möchte, der kann das mit den in Kürze erscheinenden Comicbüchern tun). Denn rein musikalisch stehen die Meister des progressiven Emocore ohnehin am besten da: sie schaffen es mit ihrer Adaption des Genres als eine von ganz wenigen Formationen, wirklich ernst genommen zu werden. Was nicht von irgendwoher kommt: Die New Yorker haben sich mit zentralen Vertretern der Musikgeschichte ausführlich befasst, Strukturen herausgefiltert und in ihren eigenen Sound adaptiert: The Police, Pink Floyd, At The Drive-In und - dank einer bomastisch metallernen Produktion - Dream Theater mögen als vage Fixpunkte dienen. Songwriter, Sänger und Gitarrist Claudio Sanchez scheert sich dabei endgültig nicht länger um die Wurzeln in der Hardcore-Szene seiner Heimatstadt. Coheed And Cambria haben Größeres anvisiert. Und mit den 15 neuen Titeln muss die Formation nun endgültig ernst genommen werden: Eingeleitet von cinemaskopischen Streichern führt der gut 70-minütige Trip durch vielschichtige Songbauten, die erst erschlossen werden wollen und durchaus eine Herausforderung darstellen. Ein erleichternder Wechsel zur Albummitte wird mit der untypischen Ballade "Wake Up" eingeleitet, der anschließende Smasher "The Suffering" dürfte ebenfalls für Aufsehen sorgen. Dann aber kehren Coheed And Cambria tiefer in ihre komplexe Welt zurück als jemals zuvor: Das finale "The Willing Well" gliedert sich in vier Kapitel und markiert die wohl ausgetüfteltste Komposition der Amis. Fazit? "Good Apollo..." wird keinen Fan der Formation enttäuschen. Dafür könnte es gelingen, andere Musikliebhaber - vielleicht ja dank der dezenten Zuhilfenahme einer klassischen Orgel - aus der Art-/Progressive-Rockszene ins Boot zu holen.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 71:31 / Progressive-Emocore

Michael Streitberger


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