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MISC - sellfish.de Beifang

Miscellaneaus: Genrekram*EP*Vinyl*MCD*Sampler*Demos*Soundtrack

American Eyes - Never Trust Anything That Bleeds CD-EP

Sideonedummy / Cargo

Wieder einmal der Nachwuchs aus Übersee: American Eyes aus L.A. machen mit ihrer EP „Never Trust Anything That Bleeds” eindrucksvoll auf sich aufmerksam. In Amerika schon als heißer Newcomer-Tipp gehandelt, ist die 6-Track EP nach einigen Features auf diversen Samplern nun auch hierzulande zu haben. Den Sound auf ihrem Debüt beschreiben die Jungs selbst als Neo-Goth-Dance-Punk - so weit ins Schubladenzimmern würde ich nicht gehen, und bevor jetzt das allgemeine Am-Kopf-Kratzen losgeht: Punkrock mit ordentlichem 80ies-Pop-Einschlag passt wohl am besten. Überzeugen können American Eyes vor allem mit dem erfrischenden Opener „Knife Fight With A Girl“ und der glitzernden Ballade „Day We Die“ mit allem was der Melancholie-Drama-Supermarkt so im Angebot hatte (sogar mit Unterstützung von tears Of Fears-Sängre Curt Smith). Als eher durchschnittlich-biedere Pop-Punk-Songs kommen dagegen „Telephone Wires“ oder „Radio“ daher - muss nicht sein, aber vielleicht finden sie auf ihrem ersten Longplayer nächstes Jahr noch eine bessere Mischung. Produziert wurde „Never Trust Anything That Bleeds“ übrigens von Michael Patterson und echte Kenner wissen, dass er schon Acts wie Notorious B.I.G., P. Diddy oder Beck unter seinen Fittichen hatte. Keine schlechten Voraussetzungen, und erst Recht kein schlechtes Debüt.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 20:01 / 80ies Pop-Punk / americaneyesmusic.com
Bastian Streitberger

Bullet For My Valentine - The Poison CD

Gun / SonyBMG

Von der sogenannten Indie-Musikpresse haben Bullet For My Valentine jede Menge Kritik einstecken müssen: Von einer plump gezüchteten Band war da die Rede. Im gleichen Atemzug warf man ihnen Hochglanz-Attitüde bei Fotoshootings vor und auch üble Nachrede in Punkto "Plagiate" wollen nicht abebben. Die Herkunftsszene dürfte es zudem verdächtig finden, dass man bereits mit der Debüt-EP gepflegt in die britischen Charts eingestiegen ist und - noch vor dem Erscheinen von "The Poison" - Megafestivals wie Rock Im Park oder Rock Am Ring auf dem Tourplan standen. Aber wie soll man sich ein Urteil bilden, wenn mir nur eine nackte Promo-CD vorliegt, bei der zu allem Übel noch die Tracks mitten drin ausgeblendet werden. Vielleicht die zugegebenermaßen ordentliche Produktion von Colin Richardson gutheißen? Oder die Tatsache, dass Bullet For My Valentine durchaus in der Lage sind, knackige Metalcore-Tracks zu schreiben? Und, ach ja, zwischenzeilich wird öfters mal zur akustischen Gitarre gegriffen. Ist es Kalkül? Ich weiß es nicht - und will den Briten auch kein Unrecht tun. Denn objektiv ist hier sicher alles im grünen Bereich. Irgendwie aber wirkt "The Poison" auf mich seltsam herzlos und unecht. Egal, dank griffiger Melodien und gebündelter Aggression wird die Formation ihren Weg ohnhin gehen. Ich für meinen Teil aber werde bei den Scheiben von Atreyu, Darkest Hour oder Boy Sets Fire glücklicher!
Bewertung: 3 von 10 Sternen / --:-- / Metalcore / bulletformyvalentine.de
Michael Streitberger

Candlemass - The Curse Of Candlemass 2-DVD

Escapi Music / Soulfood

Nachdem es um Candlemass zu Beginn dieses Jahrtausends zwischenzeitlich erschreckend ruhig war, ist die Doommetal-Legende momentan produktiver denn je. Denn während über Nuclear Blast gerade der zweite Studiolongplayer nach der Reunion in die Läden gestellt wurde, erscheint hiermit auch schon die zweite DVD der Herren um Messiah Marcolin (der bei den Liveaufnahmen natürlich standesgemäß in Mönchskutte posiert). Und selbige ist zudem auch die erste derartige Veröffentlichung aus dem Hause Escapi, die wirklich überzeugen kann. Denn während die Bildqualität schon kaum Wünsche offen lässt, hat man sich beim Sound wirklich selbst übertroffen: Der glasklare, warme Klang der 13 Kompositionen könnte kaum besser eingefangen sein (... und ist so gesehen für die frühen Werke der Skandinavier sogar eine echte Bereicherung). Dazu präsentiert sich der Fünfer in guter Kondition - Kein Wunder: Mit Messiah Marcolin und Leif Edling darf man wohl wieder von "Optimalbesetzung" sprechen. Bei ansprechender Lightshow spielt man vor begeistertem Publikum mitreißende Versionen seiner Slo-Mo-Hymnen aus allen Phasen der Bandgeschichte. Allein die aktuellen Tracks konnten bei dem im November 2003 in Stockholm aufgezeichneten Konzert natürlich nicht berücksichtigt werden. Auf der zweiten DVD findet sich dann noch ein knapp einstündiger Zusammenschnitt verschiedener Interviews aus den Jahren 1987 bis 2003 (wahlweise mit deutschen Untertiteln). Fazit: Anhänger der Schweden liegen mit "The Curse Of Candlemass" goldrichtig - angesichts der produktionstechnischen Klasse ist die Doppel-DVD aber sogar als Einstieg in die Welt der Nordlichter empfehlenswert.
 -- / 5.1 DTS / Doommetal / candlemass.se
Michael Streitberger

Killing Game Show - Unisono Cravallo Mafioso Grande 2-CD

FinestNoise / Radar

Ein mehr als außergewöhnliches Stück Musik haben die Hessen von Killing Game Show vor mittlerweile knapp fünf (!) Jahren eingespielt. Und "Cravallo Grande" ist es nach dieser Zeit noch immer Wert, nun endlich durch einen besseren Vertrieb einem größeren Publikum zugänglich gemacht zu werden. Denn die acht Stücke sind eine hochinteressante Achterbahnfahrt durch die wirren klassischer wie neuzeitlicher Rockmusik. Dabei ist es zunächst einmal naheliegend, der Band dank vertracktem Songwriting und hervorragender Instrumentalarbeit den "Prog"-Stempel aufzudrücken. Nach mehrmaligem Hörgenuss kristallisieren sich aber ein paar regelrecht poppige Songperlen heraus. Dem gegenüber stehen die gelungenen Vocals von Keyboarder Jakub und Bassist Marian - die haben ihre musikalische Heimat nämlich eindeutig näher am Metal gebaut, ohne dabei in dessen ungeliebte Kopfstimmen-Klischees zu fallen. Nein, hier wird vor allen Dingen gerockt - und wenn in anderen Rezensionen immer wieder Faith No More als Vergleich herangezogen wurden, möchte ich diese Charakterisierung noch mit einer Prise Pain Of Salvation bzw. King Crimson abschmecken. Das Fazit für "Cravallo Grande" kann aber nur lauten: Hier wurde ein beeindruckendes Stück Musik auf CD gebannt, welches in Punkto eigenständigem Songwriting wie Produktion internationalen Standard hat. Die Gegenheit ist günstig, der Band die verdiente Beachtung zu schenken: Findet sich bei diesem Re-Release doch zudem als Bonus das 2002 erschienene Debütwerk "Unisono Mafioso", auf welchem die vier Herren ihr Potential bereits selbstbewusst durchblicken lassen. Reinhören lohnt sich also - Auch wenn man im Lager von Killing Game Show dringend mal mit einem neuen Longplayer ums Eck kommen sollte, um nicht endgültig in Vergessenheit zu geraten.
 -- / 45:39/36:51 / Progmetal / killing-game-show.de
Michael Streitberger

Quintron - Swamp Tech CD+DVD/LP

Transsolar Records / Pias

Meine erste Begegnung mit Mr. Quintron war 1997, als der exzentrische Organist mein Lieblingsalbum der legendären Oblivians ("...play 9 Songs with Mr. Quintron") veredelte. Die in Deutschland geborene One-Man-Band-Experience mit Wahlheimat New Orleans hat seitdem ein kaum mehr überschaubares Repertoire an Tonträgern produziert und als Supportact für die White Stipes oder Cramps für Furore gesorgt. 2005 nun stellt er die Sounds seiner individuell angefertigten Hammond/Rhodes-Orgel zu gunsten von deutlich mehr Vocals sowie zusätzlicher Elektronik etwas zurück. Was von meiner Seite aus absolut in Ordnung geht. Etwas Schmutz wurde seitdem zwar eingebüst, dafür geht das Material schneller denn je in Hüften und Beine. "Fly like a rat" beispielsweise ist Elektro-Organ-Punk der tanzbarsten Sorte, nicht weniges hier klingt sogar nach Elektroclash: Groovende Basslines, Backing Vocals von Quintrons Angetrauter (der Puppenspielerin (!) Miss Pussycat) sowie klare Wurzeln im Rock'n'Roll könnten dank ihrer Durchschlagskraft prinzipiell einen neuen Hype verursachen. Dafür aber ist das Material dann wohl doch zu verschroben. Denn: Seine Herkunft verleugnet Mr. Quintron natürlich nicht. Die charakteristische Orgel spielt er beispielsweise nach wie vor, als wäre es eine E-Gitarre. Und manifestiert das Ganze im programmatischen "Swamp Buggy Baddass". Ach so: Die CD-Version von "Swamp Tech" wird übrigens noch die Bonus-DVD "Electric Swamp" enthalten.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 48:36 / Orgel-Punk / transsolarrecords.de
Michael Streitberger

Solefald - Red For Fire - An Icelandic Odyssey Part 1 CD

Season Of Mist

Solefald gehören sicherlich zu den exzentrischsten Vertetern der Metalzunft: Ihre Alben schlugen schon immer quer und spätestens seit dem 2001er Überwerk "Pills Against The Ageless Ills" rangieren die Norwegier in einer ganz eigenen Liga. Mit der Black-Metal Herkunft hat ihre Musik bis auf kleine Nuancen überhaupt nichts mehr zu tun. Das neue Album markiert nun jedoch nicht nur einen weiteren Labelwechsel, sondern auch einen kleinen Schritt zurück. Zwischen allem Bombast, allen spacigen Passagen und detailverliebten Arrangements lassen sich diesmal wieder konventionelle Strukturen hinter den neun überlangen Songs erkennen. Das Duo Cernelius und Lazare verlässt sich dabei nicht länger zum überwiegenden Teil auf Elektronik. Durch ihre mal cleanen, mal growlenden Vocals sowie verschiedene Gäste an Streich- und Blasinstrumenten bekommt "Red For Fire" einen beinahe folkloristischen Touch ("White Frost Queen"). Zwar haben auch die straighteren, rockenden Momente ("Survival Of The Outlaw") ihren eigenwilligen Charakter - das erhoffte avantgardistische Meisterwerk ist dabei, trotz der unüberhörbarer Einnahme bewusstseinserweiternder Substanzen, leider nicht entstanden. Unabhängig davon gelingt es Solefald mit dem neuen Material mühelos, den Ruf als die kreative Elite neben Ulver oder Emperor in einem sonst vielleicht überflüssigen Genre zu untermauern.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 54:54 / Avantgarde-Metal / seasonofmist.com
Michael Streitberger

Sunnshine - No More Forever CD

Swell Creek / Soulfood

Wieviel Sinn macht es, Aufnahmen einer Stonerrock-Band zu veröffentlichen, die etwa zehn Jahre auf dem Buckel haben? Viel, wenn das ganze aus der Hochphase des Genres stammt, (zumindest in Europa) bisher nicht zu bekommen war und nicht wenige Musikfreunde sich eben - auch nach Abebben des Hypes - für das Erbe von Black Sabbath interessieren. Sunnshine wurden 1994 im Umfeld von Buzz-Oven und Alabama Thunderpussy gegründet und hätten durchaus das Zeug gehabt, einen vernünftigen Deal ergattern zu können. An der Klasse der Songs liegt es jedenfall nicht, dass es die Band aus Richmond nicht ins Licht der Öffentlichkeit geschafft hat. Vielmehr waren es unglückliche Umstände wie fortwährende Lineup-Wechsel, aufgrund welcher man vom End-Neunziger-Boom des so gearteten Sounds nicht profitieren konnte. Sänger Joe Deleon beispielsweise sang zwischenzeitlich ein Werk der befreundeten Karma To Burn ein. Bei dieser Retrospektive nun handelt es sich aber nicht um irgendwelche B-Seiten, sondern um weitgehend reguläres Studiomaterial aus den verschiedensten Phasen der Bandgeschichte. Die Bluesreferenzen der bis auf wenige Ausnahmen schleichend langsamen Stücke rücken Sunnshine stilistisch in die Nähe der späten Kyuss, auch wenn deren Klasse nicht erreicht wird. Dafür wurde "No More Forever" von Tobbe Bövik (Awesome Machine) ansprechend gemastert und klingt wie ein schlüssiges Gesamtwerk. Wer also seine Sammlung zwichen Spiritual Caravan, Kyuss und Clutch noch erweitern möchte, der soll hier reinhören.
 -- / 67:43 / Stonerrock/ swellcreek.de
Michael Streitberger


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