Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

MISC - sellfish.de Beifang 10/05 | 03

Miscellaneaus: Genrekram*EP*Vinyl*MCD*Sampler*Demos*Soundtrack

Amplifier - The Astronaut Dismantles HAL CD-EP

Steamhammer / SPV

Amplifier haben sich in den letzte Jahren konsequent weiterentwickelt: Seit dem Release ihres beachtlichen Debüts, welches ja kürzlich über die neue Company SPV samt Bonus-CD wiederveröffentlicht wurde, hat sich einiges getan. Gleich an mehreren Baustellen wurde da gewerkelt: Die Stonerrock-Vergangenheit rückt bei den Engländern deutlich mehr in den Hintergrund. Die Gitarrenarbeit wird differenzierter eingesetzt, während die Rhythmussektion gleichzeitig überlegter und strukturierter arbeitet. Mehr Harmonien erhöhen den Wiedererkennungswert, während man aber auch durch deutlich anspruchsvolleres Songwriting glänzt. Amplifier nehmen sich nach wie vor Zeit für ihre Songs, nutzen diese aber wesentlich bewusster. Dem neuen Material haftet dabei - passend zum Titel - eine sehr spacige Atmosphäre an: Keyboards und Samples ergänzen den ohnehin sehr dichten Sound äußerst gelungen. Die neue Schublade dürfte also ruhig "Progrock" lauten, wären da nicht gelegentliche, mutige Ausbrüche. Das noisige Finale von "Continuum" beispielsweise. Amplifier gelingt es, nur als Trio einen überraschend komplexen Gesamteindruck zu weben. Auf diese Weise nähert man sich eher einem großen Namen wie Tool Stück für Stück an. Dazu kommt die für eine EP (trotz der üblichen, etwas dämlichen Verschnaufpause vor dem Finale) sehr großzügige Spielzeit von knapp vierzig Minuten und ein schlichtes, aber schickes Artwork. Fazit: "The Astronaut Dismantles HAL" ist ein echtes Goldstück geworden und markiert das nächste Kapitel einer Bandgeschichte, die verpricht, spannend zu bleiben... Lohnende Sache!
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 39:46 / Progrock / amplifiertheband.com
Michael Streitberger

Annie - DJ Kicks CD

!K7

Ok ok. Pop und Soul und Disco und House waren noch nie mein Fall, das muss ich vorausschicken. Und keines der Stücke dieser Compilation konnte mich denn so wirklich vom Hocker reißen. Bei „Gimme your money“ finde ich nicht, dass „baufälliger New Wave Pop“ angesagt ist, wie im Promozettel angekündigt. Dort, wo sich möglicherweise Soul (vielleicht bei der „Gucci Crew“??) befinden sollte, kommt Kälte oder Aales Glätte rüber, nix zu machen. Generell nichts gegen technoides, gegen die weniger arschwackelnden Gemüter, bin selber eines. Es darf auch monoton werden, aber nicht langwierig und –weilig. Sich dann um Groove oder was-auch-immer zu bemühen, wie bei „I want Candy“ - das noch ganz nett klingt - der Fall, ist ja irgendwie ehrenwert. Aber: Nerdige bis extrem nervige Vocals (ersteres bei „Death from Above“, letzteres bei den Nummern von „Rabbit Pushing Mover“ und „Bumblebee unlimited“) ziehen sich wie rosa Hubba Bubba durch die routinierten Mixe, denen irgendwie Seele im einzelnen Song und Struktur, Zusammenhang im Gesamten fehlt. Die interessantesten zwei Lieder sind ihre eigenen, da passt wenigstens die nordisch-eisig-gelangweilte, aber professionelle Stimme. Da gibt’s auf der Scheibe wesentlich, wesentlich schlimmere. Starke Geschmackssache also, das Ganze. Ich jedenfalls werd’ müde. Da geht man ja normalerweise in die Disco, wa?
Bewertung: 2 von 10 Sternen  / 60:06 / Elektro-Disco / k7.com
Verena Bäumler

Flagship – Maiden Voyage CD

AOR Heaven / Soulfood

Die umtriebigen Musiker aus der Ikea – Heimat sind wieder da. Allen voran Christian Rivel, der als NARNIA – Frontmann oder mit Sideprojects wie DIVINE FIRE auf sich aufmerksam gemacht hat. Allerdings liegt hier nicht wie gewohnt schwedischer Powermetal vor, sondern reinste symphonische Rockmusik. Als Hommage an ihre Helden bastelten FLAGSHIP ein Album, das an die gute alte Zeit erinnern soll, als die Rockszene von Bands wie KANSAS, STYX oder QUEEN dominiert wurde. Demnach steht auch das Spiel der Melodien auf „Maiden voyage“ im Vordergrund. „You are“ beispielsweise, mit seinen Musical artigen Chören könnte auch einer QUEEN B- Seite entnommen worden sein. Viel Herzblut ist hier mit eingeflossen und das hört man – verteilt auf den sechs Songs mit jeweils einer Spielzeit von sechs bis zehn Minuten. Die Schweden eifern in Produktion und Arrangement den großen Vorbildern nach, um so authentisch wie möglich nach 70ern / 80ern zu klingen. Auf „Ground zero“ befindet sich sogar Kerry Livgren, Ex- KANSAS – Gitarrist mit an Bord. Wer will, kann sich von FLAGSHIP auf eine musikalische Reise in vergangene Dimensionen nehmen lassen – einem Projekt, welches mit der Leidenschaft von Musikern gespickt ist, die sich zu ihren Wurzeln bekennen und den klassischen Metal, den sie sonst betreiben mal vor der Tür lassen. Ein gutes Projekt – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Bewertung: 5 von 10 Sternen / 47:18 / Metal
Uwe Wollein

Life In Your Way - Ignite And Rebuild CD

Guideline Records / Broken Silence

Guideline Records haben auf unseren Seiten oft genug Prügel bezogen: Waren ihre bisherigen Veröffentlichungen doch durch latente bis offensive christliche Missionarstätigkeiten geprägt, die hier niemandem wirklich in den Kram passen. Konsequenterweise schert man sich darum in Karlsruhe natürlich kein bißchen - und auch Life In Your Way, welches man als Europa-Lizensierung für Indianola Records in die Läden stellt, bekennen sich in ihren Credits eindeutig zur Bibel. Doch nicht nur das: Auch die Lyrics strotzen nur so vor religiösen Zweideutigkeiten, welche im finalen "The Change" auch richtig eklig werden können. Abgesehen davon spielt der Fünfer aus Conneticut aber mindestens gutklassigen Metalcore. Der funktioniert dank zweier fähiger Gitarristen, einem variablen Sänger sowie viel Harmonien prima und glänzt zudem mit recht starker Produktion. Somit, blenden wir eingangs erwähntes Manko aus, bleibt das Zweitwerk von Life In Your Way ein sicherer Griff für Anhänger von Killswitch Engage oder Atreyu - die sich (entgegen mir) an der vehement christlichen Ausrichtung der Protagonisten nicht stören dürfen. Letzten Endes ist "Ignite And Rebuild" in Punkto Intensität den momentanen Durchstartern von Bullet For My Valentine (die ihnen auch stilistisch recht nahe kommmen) mindestens eine Nasenlänge voraus.
Bewertung: 4 von 10 Sternen / 40:31 / Metalcore / guideline-records.com
Michael Streitberger

Straylight Run - Prepare To Be Wrong CD-EP

Victory / Soulfood

Die Freude über ein neues Straylight Run Album währte nur kurz: Bei "Prepare To Be Wrong" handelt es sich vorerst nämlich nur um eine EP, die die Wartezeit zum regulären Longplayer verkürzen soll. Was angesichts der Qualität der exklusiven Stücke jedoch nur bedingt eine Hilfe ist. Denn die machen noch viel mehr Lust auf Nachschub. Straylight Run schaffen es besser denn je, den geöffneten Emorock-Schubladen zu entgleiten und befinden sich weiterhin erfolgreich auf ihrem Weg zum perfekten Popsong. Dass man dabei erwähnte Genrefallen geschickt umgeht, wirkt sich auf das Songmaterial nur positiv aus. Der psychedelische Opener "I don't want this anymore" steht da stellvertretend. Doch auch der großartige Folgetrack "It never gets easier" rangiert Klassen über dem Niveau durchschnittlicher Collegerock-Vertreter. Und mit dem Bob Dylan-Cover "With god on our side" schließlich überzeugt das Quartett sogar von jeglichem Ballast befreit. Bei dieser Band stimmt irgendwie alles: Neben der klassischen Besetzung werden Harmonien und Atmosphäre mit Keyboards und Elektronik erzeugt, bevor sie vom wunderbaren Wechselspiel der Stimmen von John Nolan sowie seiner Schwester Michelle gezuckert werden. Die Referenzen könnten nicht besser sein: Straylight Run tragen das Erbe der Get-Up Kids nicht nur weiter, sondern erweitern deren Spektrum dazu auf geniale, eigenständige Weise. "Prepare To Be Wrong" ist ein klarer Schritt nach vorne, wobei wir von Straylight Run in Kürze hoffentlich noch viel mehr hören werden! Die Spielzeit der EP ist übrigens mit Vorsicht zu genießen: Nach den sechs exklusiven Tracks gibt es - Promo-Kalkül oder nette Geste? - noch drei Kostproben des Debüts zu hören.
Bewertung: 8 von 10 Sternen / 42:11 / Emocore / straylightrun.com
Michael Streitberger

Stretch Arm Strong - Free At Last CD

WPO / Sony BMG

Mit ihrem neuen Album, so mein Eindruck, will sich die Hardcore-Band Stretch Arm Strong endlich einem größerem Publikum vorstellen. Jedenfalls hat man den bisherigen Bandsound gehörig aufgepeppt und mit "Free At Last" eine ziemlich packende Mischung aus melodischem Hardcore der Marke H20 sowie Emocore-Formationen a lá Thursday oder Taking Back Sunday vorgelegt. Die Kurskorrektur weg vom moshinfizierten Core hin zu poppigeren Tönen mag angesichts der gegenwärtigen Erfolge erwähnter Bands etwas verdächtig erscheinen. Unabhängig davon empfehlen sich die Herren aus South Carolina jedoch als fähige Songwriter. Dem über weite Teile recht treibenden Material setzt der charismatische Frontmann Chris McLane zudem das i-Tüpfelches auf. Wobei dessen ohnehin sehr variable Stimme noch von Gittarist David Sease untertstützt wird. Dazu gibt es Mitgröhlrefrains zuhauf, gezielt gesetzte Moshparts und ein paar beinahe poppige Arrangements. Kleines Manko bei Stretch Arm Strong 2005: Ihre Tracks sind nicht immer konsequent auf den Punkt gesteuert, an manchen Stellen vermisst man den finalen Punch der Vorgängerwerke. Stattdessen bedient sich der Fünfer auf dem neuen Werk bei allem, was modernen Hardcore momentan so auszeichnet. Ein fähiges Produktionsteam hat "Free At Last" zudem einen enorm knackigen Sound verpasst. Daraus entstehen teilweise wirklich feine Songs ("Every last minute", "Faces", "To the end"), einiges auf Album Nummer vier versinkt aber auch im Strudel der nach wie vor grassierenden Emocore-Welle. Mal sehen, ob Stretch Arm Strong mit der (für alte Fans etwas gewöhnungsbedürftigen) Neuorientierung in Kombination mit dem Labelwechsel endlich auch entsprechende kommerzielle Erfolge einfahren können. Ein gutes Album nämlich ist ihnen hier allemal gelungen.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 38:47 / Emocore / stretcharmstrong.net
Michael Streitberger

Warren G - In The Midnight Hour CD

Peppermint Jam / Hawino / SPV

Trotz des Sounds von "In The Mid-Nite Hour": Warren G stammt nicht aus dem Labor von Dr. Dre. Obwohl es in seiner (für den G-Funk höchst relevanten) Karriere durchaus einige Kontakte zu dessen immer florierender Talentschmiede gab. Dennoch aber produziert und singt-rapt der Westküsten-Star seine Alben lieber selbt. Was er, soviel steht schnell fest, verdammt gut beherrscht. Der programmatische "Weed Song" beispielsweise kommt mit dope pupsenden Basslines daher und scheut sich nicht vor etwas albernen Hooks. Auch sonst bleibt der Groove auf diesem Spätwerk stets zurückgelehnt: Synthie-Blues und teils etwas schmierige Soul-Zitate teffen auf relaxt flowende Raps sowie desöfteren recht schicke Beats. Die im Falle der Single "Make it do what it do" sogar aus dem Hause Mousse T stammen. Wirkliche Hits gibt es unter den 18 Tracks übrigens etwa eine Handvoll auszumachen. Der Rest rangiert im Mittelfeld; nur selten lassen sich wirkliche Tiefschläge ausmachen. Die Gästeliste dagegen ist für eine - mittlerweile, die Zeiten werden eben auch für goldbehangene Pimps härter - Independent-Veröffentlichung immer noch grandios: Snoop Dogg (Hammer: "Yes Sir"), B Real von Cypress Hill und der ehemalige Demo-Kollege Nate Dogg sind nur die bekanntesten Verteter hier. Auf lyrische Höchstleistungen muss man in diesem Zusammenhang natürlich verzichten. Nichtsdestotrotz: Der 34-jährige Amerikaner legt mit "In The Mid-Nite Hour" ein ordentliches G-Funk Album vor. Dass der Hype um diesen Sound nun schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, scheint Warren G. nicht zu kümmern. Das mag man nun seltsam oder sympathisch finden - weh tut der "Hustler" ohnehin niemandem. Nett.
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 61:47 / HipHop / warren-g.de
Michael Streitberger

V/A - Eastpak Antidote Tour Compilation 2005 CD

Sideonedummy / Cargo

Antidote Tour Compilation Verlosung Immer wieder schön, wenn man sich auf etwas verlassen kann: So etwa bei Sideonedummy bzw. den Eastpak Tour Compilations. Wieder einmal ein prall gefüllter Silberling mit den Headlinern der Antidote Tour (vom 09.11. bis 19.11 in Deutschland) Flogging Molly, Millencolin, Randy und The Unseen. Aber dem natürlich nicht genug: Insgesamt 24 Punkrock- und Hardcore-Kracher von so ziemlich allem was in der Szene zurzeit Rang und Namen hat gibt es zu bewundern. Ob Strike Anywhere, No Use For A Name, die unglaublich verrückt-genialen Gogol Bordello, MXPX oder noch mehr Schotten-Punkrock mit den Real McKenzies. Mehr geht nicht, wo bekommt man schon für lausige zehn Euro knapp 80 Minuten (!) ordentlich auf die Ohren? Der Sampler hat aber neben Altbekannten auch wieder neue Gesichter jenseits aller Grenzen zu bieten: Ephan Rian (at), Vanilla Sky (it), Snitch (ch), The Bleeding Archives (dk) oder die Gas Drummers (es): Frisch-Fleisch-Alarm aus ganz Europa, der Nachwuchs ist gesichert und wir freuen uns auf mehr. Die Eastpak Antidote Tour Compilation 2005 macht in jedem Fall Appetit darauf.
-- / 78:47 / Punkrock / sideonedummy.de
Bastian Streitberger


ERROR!