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Propagandhi

Potemkin City Limits

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Also einen Spruch kann ich mir gleich zu Anfang leider nicht verkneifen: Was lange währt, wird endlich gut! Und selten hat diese Faust so gut aufs Auge gepasst wie beim lang ersehnten neuen Album von Propagandhi: Vier lange Jahre und noch viele Ankündigungen mehr haben die vier Kanadier gebraucht um einen würdigen Nachfolger zu ihrem Meisterwerk „Less Talk More Rock“ zu produzieren. Und jetzt? Enttäuschung oder Erfüllung. Ernüchterung oder Hysterie. Aber keine Sorge, auch das vierte Album „Potemkin City Limits” brennt wieder alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. Anders als beim Vorgänger zwar nicht ganz so eingängig, aber dafür dennoch wieder verdammt auf den Punkt. Zwölf rotzige Anklagen zwischen Punk und Hardcore gegen die Welt, Politik und sowieso. Hört sich schwer nach harter Kost in appetitlicher Verpackung an - und genau das trifft es wohl. Und so ist „Potemkin City Limits” wieder ein gezielter Schlag ins Gesicht gegen die moderne Welt, allerdings nicht mit dem Anspruch alles besser machen zu wollen, sondern sich wenigstens nicht alles gefallen zu lassen. Die Liner-Notes bzw. die Credits geben dazu auch diesmal wieder ausführlichste Informationen bzw. Weiterbildungsempfehlungen. Was Propagandhi aber so unglaublich gut macht, ist zum einen ihre gleichermaßen abgeklärte wie unverschämte Art: Sowohl das teilweise selbst geschriebene Info-Sheet („One: Music journalism is stenography“. Two: Consumers believe what they read, despite evidence to the contrary“ - inkl. vorformulierter Lobeshymnen und Adjektiven nahe der Superlative zu ihrem Release) als auch das Booklet bescheren Tränen der Freude und Entzückung. Die andere selten geniale Seite zeigen Propagandhi aber ganz sicher in ihren eindringlichen Lyrics und eingängigen Songideen: Die Tragik der Wirklichkeit, nüchtern und abgeklärt aber dennoch würdig verpackt - und dabei nehmen sie auch die Szene nicht aus („Rock For Sustainable Capitalism“). Und wie schon auf „Less Talk More Rock“ gibt es auch diesmal wieder Sampler-Spielereien, ob als Bush-Rede zum Terrorismus in Comedy-Tradition („Iteration“) oder „Die Jugend marschiert“ als Mädchenchor zum Song „America´s Army“. "Klos im Hals" beschreibt die Atmosphäre wohl am besten. Und so ist Propagandhi mit „Potemkin City Limits” wohl tatsächlich der lang ersehnte und erhoffte Befreiungsschlag gelungen, der zwar nicht ganz an seinen Vorgänger rankommt - aber das wäre des Guten wohl eh zuviel gewesen.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:33 / Punk

Bastian Streitberger


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