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Lewis, Jeffrey

City & Eastern Songs

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Das eine Abkehr von reinem Lo-Fi-Geschrammel keinesfalls einen Verlust von Identität und Authenzität nach sich ziehen muss, beweist Jeffrey Lewis auf seinem neuen Album. Zum ersten mal "in einem richtigen Studio" (O-Ton). Damit erweitern sich die Möglichkeiten: Geige, Banjo, Percussion. All das war ja in der "Antifolk" genannten Szene nicht unüblich. Bei Lewis hört sich das jetzt aber wenigstens auch Soundtechnisch qualitativ hochwertig an. Mit "posters" beginnt dann das Album auch fulminant wie ungewöhnlich. Ein schlichtes Rock'n Roll Stück, dessen spröder Charme und Eingängigkeit überraschen und gefallen. Das ist man von Jeffrey Lewis ja nicht unbedingt gewohnt. Waren allzu offensichtliche, eingängige Melodien bisher eher als Gefahr für die Authenzität des Lo-Fi-Charakters gesehen worden, so hat man sich diesmal ein wenig mehr dem Schönklang hingegeben. Perlen wie "Singing Tree", ganz in der Lennon'schen Tradition, sind jetzt keine AUsnahmen mehr, sondern reihen sich aneinander zu einem absurden, vergnüglichen, manchmal nicht ganz nachvollziehbaren, aber immer sympathischen Halsschmuck. Jetzt mögen zwar einige Fans Angst bekommen ob der Abkehr vom, teils notgedrungenen, Lo-Fi-Dogmatismus'. Aber ich kann beruhigen: angesichts der musikalischen Glanztaten wie dem Kleinod "Don't be upset", dem beängstigenden "Anxiety Attack" oder dem astreinen Folkstück "Moving" ist solch eine Angst gänzlich unbegründet. Jeffrey Lewis ist neben Kimya Dawson die Speerspitze einer musikalischen, künstlerischen Bewegung, die keine sein will. Zu recht, wie er mit "City and Eastern Songs" beweist. Und weil bei ihm und Kimya die Texte vor persönlichen Alltagsbetrachtungen nur so strotzen, braucht kein Fan, wirklich kein fan, Angst vor einem Adam Green'schen Superkollaps haben. Jeffrey Lewis ist die perfekte Mischung aus eindringlichem, schrägem Geklampfe und Rock'n Roll - Atmosphäre gelungen, deren Halbwertszeit noch gar nicht abzusehen ist. Vielleicht, weil es schon jetzt ein Klassiker ist ... !?

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 44:01 / Lo-Fi-Folk

Robert Heldner


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