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Bloc Party

Silent Alarm - Deluxe Edition CD/DVD

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Ein paar heiß umjubelte Singles (u.a. auf dem sympathischen Indie 'Dim Mak') gingen dem Debüt der englischen Bloc Party voraus, denen man in den vergangenen Monaten nur schwer entkommen konnte. Zu Recht, denn "Silent Alarm" machte ohne Umschweife alles richtig. Das Album klingt unweigerlich britisch und füllt die winzige Lücke zwischen den Hype-Bands wie Franz Ferdinand, Interpol oder The Rapture optimal aus. Was in keinster Weise negativ gemeint ist. Denn die hypnotischen und doch vertrackten Beats, die eigenwilligen Refrains sowie der elegant zwischen modern und retro angesiedelte Gesamtsound sind ganz großes Indie-Kino. Der Album-Opener "Like eating glass" beispielsweise ist gleich ein waschechter Hit: flirrende Gitarrenlinien, nervöses Schlagzeugspiel und die intensiven Vocals von Kele Okekure (ein Afro-Amerikaner, der wie eine überdrehte Version von Robert Smith klingt) treffen sich in schwer tanzbaren Hooks und lassen einen nicht mehr los. Zwischen New Wave, Rock und Post-Punk kommt hier in einer grandiosen Produktion von Rich Costey zusammen, was offenbar zusammen gehört: Im Info liest man zurecht von Vergleichen mit Joy Division, Pixies und den Basement Jaxx. Der eigentliche Verdienst der Band ist aber, dass Bloc Party die vollkommene Symbiose aus all diesen Elementen schaffen - und dabei nicht verpassen, den 13 Tracks ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Vor allen Dingen finden sich hier abseits des fraglos trendigen Gesamtkonzeptes echte Songs, die problemlos für sich stehen können. Zur Mitte und zum Ende des Albums gibt es mit "This modern love" bzw. "Compliments" kleine manische Verschnaufpausen, für die man der Bloc Pary angesichts des durchgehend hohen Niveuas am liebsten danken möchte. So entstand ein Debüt, welches Russell, Gordon, Matt und Kele ab sofort in der ersten Liga mitspielen lassen wird. Dank Tracks wie "Helicopter", "Positive tension" oder dem überdrehten Stampfer "Banquet" (die zu Beginn der Scheibe übrigens in dieser Reihenfolge am Stück stehen!) findet sich Material, welchem ich bis heute nicht überdrüssig geworden bin. Und damit offensichtlich nicht alleine da stehe. Denn nun folgt nach der regulären CD-Version, der limitierten Erstauflage und einer Remix-Scheibe also die Deluxe Edition. Zu den regulären Albumtracks gesellt sich dort die neue Single "Two more years" sowie ein weiterer, hierzulande unveröffentlichter Track. Der eigentliche Knaller ist aber die Bonus-DVD, auf der es sämtliche neun Videoclips der Band zu sehen gibt. In deren Qualitätsunterschieden sich das gestiegene Produktionsbudget imposant niederschlägt bzw. nachvollziehen läst... Abgrundet wird das ganze mit fünf Livemitschnitten sowie eine recht ansprechenden Dokumentation zur US-Tour der Engländer. Alles in allem gibt es mit diesem Package endgültig keinen Grund mehr, auf "Silent Alarm" zu verzichten (welches dank der konstanten Labelunterstützung bestimmt in vielen Jahrescharts aufgeführt sein wird). Wer das Album allerdings schon zu Hause hat, muss abwägen, ob ihm die zusätzlichen Features einen erneuten Kauf wert sind.

 -- / Spielzeit: ca. 100 min. / Independent

Michael Streitberger


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