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Grip Weeds, The

Giant On The Beach

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Auf gefährlichen Pfaden wandeln The Grip Weeds mit „Giant On The Beach“, einer Hommage (?) an die Musik der 60er und 70er Jahre: Rock, Drogen und die Suche nach dem erweiterten Ich. So kann man die etwas langatmigen Stücke sowohl als harmonisch prickelnden Psychedelic-Rock aber auch als oberflächlichen Rock-Rückschritt bezeichnen. Schwer zu fassen, und leider machen einem die drei nicht mehr ganz jugendlichen Herren um die Brüder Rick und Kurt Reil mit ihrer Gitarristin Kristin Pinell die Entscheidung sehr schwer: Denn schon die Innereien des Booklets künden nicht gerade von einer weltlich abgeklärten Sicht eines modernen Musik- und Lebensstils: esoterische Hippie-Kommune auf Selbsterfahrungstrip in blumig-vernebeltem 70er-Jahre-Retrolook - was soll man davon halten? Komischerweise ist trotz der aufgestellten Nackenhaare und die Erinnerung an die „Wir waren auch mal jung“-Geschichten unserer ehemaligen Erziehungsberechtigten die Musik nur halb so abschreckend wie man glauben mag: Sicher reißt die seichte und psychedelisch angehauchte Grundintonierung mit nölender Gitarre, sanften Percussions und Fahrstuhl-Vocals heute keinen mehr vom Hocker, aber mit The Who wird dann eine vergleichbare und dennoch unerreichbare Referenz genannt. Insgesamt ist „Giant On The Beach“ nämlich eine grundschöne Sammlung an unaufgeregten Rockharmonien, denen aber ganz ohne die Zugeständnisse oder Ambitionen eines modernen Sounds die Qualifikation für die nächste Generation abgeht. „Giant On The Beach“ kratzt nur an der Oberfläche und bleibt dabei eine zwar schön anzuhörende aber bedeutungsarme Erinnerung an die Intensität und den revolutionären Spirit einer vergangenen Musikergeneration. Ein Soundtrack für einen gedankenerweiterten Trip in die Vergangenheit, der - ohne entsprechende Hilfsmittel oder dass man die Zeit tatsächlich bereits erlebt hat - eher verwirren mag.
  
Bewertung: 4 von 10 Sternen / Spielzeit: 52:52/ Psychedelischer Retro-Rock

Bastian Streitberger


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