independent online music | info@sellfish.de
Face Down
The Will To Power
2005 war ein doppelter Glücksfall für die schwedische Thrashmetal-Szene: Peter Dolving kehrte zurück zu The Haunted und lieferte mit denen wieder ein echtes Highlight-Album ab. Der Haunted-Interims-Sänger Marco Aro dagegen reanimiert seine alte Formation Face Down und überrascht nun ebenfalls mit einem Klassealbum. Die Band hatte ich nämlich, ehrlich gesagt, nie wirklich als besonders interessant auf dem Plan gehabt. Der mittlerweile sechs Jahre alte Vorgänger "The Twisted Rule The Wicked" war eben eine weitere Neothrash-Veröffentlichung, wie sie in den Neunzigern ein- und ausging. "The Will To Power" dagegen entpuppt sich nach mehrmaligem Hören als intensiver Glücksfall. Dabei verbergen sich hinter Face Down wohl weder die besten Instrumentalisten noch die herausragendsten Songschreiber des nordischen Landes. Es ist wohl wirklich ihr "Will To Power", der dieses Werk aus der Masse hervorstechen lässt. Denn die Durchschlagskraft der zehn Tracks ist massiv. Face Down beherrschen alle Tempi, was man schon im feinen Opener "Drained" eindrucksvoll demonstriert - zwischen fies drückend und schnellem Nach-Vorne-Preschen ist alles möglich. Dabei verliert sich die Band auf ihrem dritten Album niemals in monotonem Midtempo oder anstrengenden Blastbeats. Alle Variationen werden songdienlich eingesetzt und sorgen für untypische Kurzweile. Ebenfalls bemerkenswert: Die verzerrten, schrägen Soli und Bassläufe ("War hog") sowie Aros aggressives Shouting. Die düstere Grundstimmung der Scheibe wird durch Sample-Einsatz, vereinzelte Keyboard-Klänge und eine erdrückende Produktion perfektioniert. Und wenn einen Tracks wie "Grey" auch noch textlich sprichwörtlich in die Tiefe ziehen, muss man akzeptieren, es eben doch nicht mit "...just another thrash album" zu tun zu haben... Fazit: Sieben Punkte mit starker Tendenz zur Acht!
/ Spielzeit: 41:27 / Thrashmetal
Michael Streitberger
