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Liar

Murder Manifesto

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Mittlerweile hat die europäische Metalcore-Institution Liar offenbar gemerkt, dass es 2005 einfach nicht mehr genügt, ein weiteres gutklassiges Genre-Album auf den Markt zu werfen. Darum haben sich die Belgier diesmal wohl besonders reingekniet. "Murder Manifesto" ist anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Band jedenfalls ein waschechtes Brett geworden, welches ich ihr so nicht zugetraut hätte und bei dem man vor allen Dingen in Punkto Songwriting große Fortschritte bemerkt. Die halbe Stunde vergeht jedenfalls wie im Flug, und trotz beinahe ausschließlich knüppelhartem Material bleibt schon auf Anhieb einiges hängen. Mit der Zeit kristallisieren sich aus dem von Hatesphere-Sänger Jakob Bredal exzellent aufgenommenen Werk sogar einige Höhepunkte heraus. Darunter besonders die akustische Verschnaufpause "Left hand path", die als Entombed-Referenz die Spannung auf die zweite Albumhälfte noch erhöht. Überhaupt, Stichwort Schweden: Aggressives Gekreische und mitreißende Shoutings (mithin die einzige Hardcore-Referenz im ansonsten ausschließlich metallisierten Sound) treffen immer wieder auf harmonisches Deathmetal-Geriffe der Göteborg-Schule. Der Titelsong beispielsweise ist sogar ein echter Hit geworden, der musikalisch voll und ganz in der Tradition von At The Gates steht. Da passt es prima, dass die Fünf an ihren Instrumenten inzwischen absolut fit sind und sich besonders Schlagzeuger Bert Guillemont zu einem hyperagilen Tier entwickelt hat. Fazit: Bis auf ihre Straight-Edge-Lyrics haben Liar mit der eigenen Herkunftsszene zwar nichts mehr am Hut. Nichtsdestotrotz - oder gerade deswegen - gelingt ihnen nach dem durchwachsenen Vorgänger "Liar's Hell" mit "Murder Manifesto" nun ein bemerkenswerter Schritt nach vorne, der von Anhängern Napalm Death's bis Heaven Shall Burn auf dem weihnachtlich-diabolischen Wunschzettel notiert werden sollte.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 30:29 / Metalcore

Michael Streitberger


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