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Home Of The Lame

Here Of All Places

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Dass das Debütalbum von Home Of The Lame aka Felix Gebhard bei Grand Hotel van Cleef erscheinen würde, war eigentlich schon lange klar. 2003 gab es den hünenhaften Schweden bereits im Vorprogramm von Tomte zu sehen, aktuell kann man ihn als Bassist der Hansen Band im Kino sehen und auf Platte hören und seit geraumer Zeit gibt es seine selbstbetitelte 4-track-EP im Grand Hotel van Cleef-shop zu kaufen. Soviel vorweg als Info. Jetzt gibt es zehn neue Songs und damit auch endlich Singer-Songwriter-Pop im Hause Cleef. Das war eigentlich schon längst überfällig. Ganz allein ist Felix Gebhard nicht mehr, denn er hat sich Mitmusiker gesucht und deshalb klingt „Here Of All Places“ auch deutlich gehobener und opulenter. Allerdings wird es sicher viele Hörer geben, die mit diesem Schritt den rauen Charakter der EP vermissen werden. Ein zweites „Perfect Lines“ gibt es also nicht, dafür aber jede Menge Melancholie mit warmer Stimme oben drauf. Klingt ein bisschen wie Kristofer Aström, wenn selbiger noch weiter in den Wald wandern würde, um Songs aufzunehmen. „Rooftops“ beginnt eigentlich munter und ist trotzdem der Herbstsoundtrack von morgen. Die Tasteninstrumente versprühen einen Hauch von Badly Drawn Boy und Sonntag Nachmittag ist sicher nicht der schlechteste Zeitpunkt für diesen Song. „We don’t know where we will be a year from now but we will live to see“ sing Felix Gebhard und wie recht er doch hat. Besonders auffällig in den Songs von Home Of The Lame sind immer wieder die Brüche, wenn alles fröhlich beginnt und dann doch irgendwann wieder umschwingt auf den leeren Blick in die Ferne. Umgekehrt funktioniert das natürlich auch, denn was manchmal mit einem Klos im Hals beginnt, wächst plötzlich mit einem Refrain zu aufbauenden Großtaten. Dennoch täuscht nichts über die Einsamkeit des Campers („The Camper (PT.2)) hinweg und „New Winter“ ist ebenfalls bestimmt kein durch und durch lebensbejahender Song, trotzdem oder gerade deshalb ein ganz großer Song. Herzstück des Albums ist aber sicher „Mirror Mirror“. Was für ein unglaubliches Stück Musik. Sechs Minuten lang ganz große Gefühle. Beginnend mit verstörenden Geräuschen, löst sich der Song zunächst in sanften Gitarrenklängen auf, bevor die Pedal Steel Guitar einsetzt und einen in Erinnerungen schwelgen lässt. „Brothers In Arms“ von den Dire Straits fällt einem dazu kurz ein, aber das wird schnell wieder durch den Einsatz von Schlagzeug und einem grundlegendem Tempowechsel weggewischt. Anschließend steigert sich dieses Meisterwerk immer weiter und nichts endet, wie es begonnen hat. Großartig. Traurig. Schön. Traurig-schön. Da kann man Home Of The Lame glatt verzeihen, dass nicht jeder Song diese Höhen erreicht.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 44:18 / Singer-Songwriter

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