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Black Rebel Motorcycle Club

Howl

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Mit „Howl“ sorgte der Black Rebel Motorcycle Club dieses Jahr für verwirrte Blicke und erstaunte Gesichter. Den Verrat an den Grundfesten des Rock´n´Roll und ihres ehemals soliden Schaffens wurde dem Trio von der einen Seite vorgeworfen, die andere jubelte über die Wiederentdeckung und der Rückkehr zu den Wurzeln desselbigen. Was viele dabei vergessen, ist die Tatsache, dass „Howl“ ganz einfach auch die Anfänge des BRMC und die Grundauffassung seiner selbst widerspiegelt. Abgesehen von dieser Erbsenzählerei war es für mich einfach nur eines der bedeutendsten Alben des Jahres - und nach gut dreimonatigem Langzeittest, bei dem die 13 Stücke trotz ihrer einfachen Strukturierung unglaublicherweise noch mehr an Größe gewannen, ist es nun auch eines der wichtigsten in meiner Sammlung. Dabei startet der ganze Zauber mit „Shuffle Your Feet“ relativ einfach gestrickt, der eingängig - aber zum Glück nicht einfältig - den schäbig-rockenden Refrain in den Vordergrund drängt. Bereits hier ist schon die ungewöhnliche Grundstimmung der gesamten Platte zu spüren, die sich in spärlicher Instrumentierung und fast schon countryesken Zügen präsentiert. Mit Orgelklängen, schellenden Becken und einem ominösen Gespann aus tiefen Bassläufen und huldvollen Drums rennt das Meisterwerk im nachfolgenden Track dann endgültig offene Türen ein. Die zurückgezogene Grundintonierung aus Blues, Gospel und Folk-Elementen spannt über das gesamte Album einen traurig-schönen Spannungsbogen, der dem überraschten Hörer trotzdem genügend Höhepunkte beschert. Schellen, Mundharmonika und Piano liefern die teilweise Untermalung, mit der „Howl“ in seiner ganzen Erhabenheit wirkt. Mit der gelungenen Mischung aus rockigen Up-Tempo-Stücken wie „Ain´t No Easy Way“ und den ebenso gelungenen Low-Fi-Tracks, die fast in Singer/Songwriter-Manier sich ins Gedächtnis schleichen, wirkt „Howl“ fast wie Relikt aus den Hoch-Tagen der Rock-Geschichte. So bietet das mindestens so einfache wie geniale „Promise“ ein John-Lennon-Gedächtnis-Klavier mit vergleichbar eindringlich-naiven Lyrics, während der „Gospel Song“ mit einfachsten Mittel den Vogel der überwiegend religiös geprägten Texte abschießt. Mit dem epischen Zwei-Teiler „The Line“ schließt eine hervorragende Platte, die so unglaublich wundervoll und versöhnlich den Spätsommer begleitet hat, dass der Herbst nur zur schönsten Jahreszeit werden konnte. Irgendwie war es dann für mich auch nicht ganz verwunderlich, dass mit „Howl“ auch das Glück über die Musik hinaus verbunden war.
 
 -- / Spielzeit: 52:24 / Rock

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