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Robocop Kraus, The

They Think They Are...

THEROBOCOPKRAUS

Einen objektiven Artikel über eine Band zu schreiben, die man in den vergangenen zwei Jahren an die 15 Mal gesehen hat, ist wohl kaum möglich. Aber warum darf es nicht mal etwas persönlicher werden? The Robocop Kraus 2005 nicht live gesehen zu haben, grenzt fast an ein Wunder. Jedes Festival wurde beackert und diverse Touren in Deutschland und ganz Europa gespielt. Selbst Musikfans, an denen „Living With Other People“ unverständlicherweise vorbeigegangen ist, konnten diesmal nicht wegschauen, The Robocop Kraus waren überall. Auch wenn „They Think They Are...“ nicht die gleiche Beachtung wie “Silent Alarm” oder vergleichbare Werke bekommen hat, haben die fünf Franken einen beachtlichen Sprung gemacht. Der Indie-Major Epitaph nahm die Ex-Postcore-Wave-Punks unter Vertrag und sorgt für europaweiten und bald weltweiten Vertrieb, L’age D’or tut dies in Deutschland bereits seit dem letzten Album. Aber es ist eben immer noch ein Unterschied, ob eine Band aus London oder Nürnberg kommt. Sei’s drum. Als wir The Robocop Kraus 2004 in ihrem Proberaum besuchten, hatten sie gerade eine Blockade überwunden und werkelten an den neuen Songs. Als die Stücke dann wenige Monate später live getestet wurden, war abzusehen, dass das ganz groß wird. Kurz vor den Aufnahmen mit Schwedens finest Pelle Gunnerfeldt dann der kurze aber heftige Knall: Schlagzeuger und Gründungsmitglied Johannes Uschalt verließ die Band aus privaten Gründen. Glücklicherweise war mit Hans-Christian Fuss (Hidalgo) schnell ein Ersatz gefunden, der heute nicht mehr wegzudenken ist. „Ihr werdet zu kämpfen haben“, sagte Gitarrist Matthias Wendl wenige Wochen vor dem Release der neuen Platte und wir glaubten ihm kein Wort. Doch er sollte recht behalten: wenig erinnerte an die alten Robocop Kraus. Fast schon glattpolierter Sound, kein Geschrei mehr, dafür umso mehr Harmonien und Melodien. Auch wenn die Erkenntnis zunächst schwer fiel: Stillstand ist der tot und das wissen auch Thomas Lang & Co. Umso schöner, dass man dann wenig später „They Think They Are...“ mehr und mehr ins Herz schließen konnte; mit jedem Durchgang und jedem Konzert wuchsen die Titel und inzwischen sind „In Fact You’re Just Fiction“, „You Don’t Have To Shout“ oder „ All The Good Men“ im Liveprogramm nicht mehr wegzudenken. Die Fanbasis wurde spürbar größer, die Auswahl an Hits genauso. Die Klasse von Titeln wie „Small Cars Odd Houses“ oder „There Are Better Lights in Hollywood“ unterschätzt inzwischen keiner mehr. Mit freudig glänzenden Augen sahen wir den Siegeszug der Band auf dem Immergut Festival, als man trotz schlechter Uhrzeit die Menge zum Tanzen brachte. Genauso tolle Erlebnisse waren Auftritte in Innsbruck, München oder der Videodreh zu „After Laughter Comes Tears“. Die Weihnachts- und Jahresabschlussgala hat es deutlich gemacht: The Robocop Kraus verbinden musikalische Klasse mit so viel Charme, dass es schwer ist ihrer sympathischen Art und ihren Ohrwürmern zu entkommen. Hoffentlich hört das nicht so bald auf und lässt sich mit dem nächsten Album noch einmal steigern. Wir sind guter Dinge, denn diese Band macht keine halben Sachen.

-- / Spielzeit: 44:31 / Pop

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