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Mew

And The Glass Handed Kites

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Mew aus Dänemark bleiben mit ihrer Adaption von Prog-Pop auch auf Album Nummer zwei spannend: War der Vorgänger "Frengers" noch geprägt von eingängigen, umschmeichelnden Melodielinien, so ist "And The Glass Handed Kites" quasi das schräge, etwas ungehobelte Gegenstück. Das knapp einstündige Werk bietet auf den ersten Blick mehr von allem: Mehr rockige Gitarren, die auch gerne noisig sein dürfen. Mehr seltsame Sounds, die desöfteren auch aus Synthesizern kommen. Und schließlich die eigentümlichen Vocals von Jonas Bjerre, welche in ihren androgynen Kopfstimmen-Momenten plus offensichtlicher Pathos-Note sehr an die schwedischen Leiah erinnern. Und wenn dazu noch reichlich ungewöhnliche Songstrukturen kommen, muss man sich schon fragen, wie die Band ihr Material dennoch so atmosphärisch gestalten konnte. Vielleicht deswegen, weil der Songfluss dadurch forciert wird, dass alle 14 Tracks ineinander gemischt sind und so ein wirklicher Songfluss entsteht. Wobei trotz all dieser Elemente immer Platz für wunderbare Melodien bleibt, wie "Chinaberry tree" gleich zu Beginn beweist. Und nur ein Stück später leidet Dinosaur Jr's J Mascis in "Why are you looking grave?" aus den Boxen. Deutlicher könnten Mew ihren Roots wohl nicht Tribut zollen; die sich allerdings nicht nur auf besagte Indie-Legende beschränken. Zwischen alle emotionale Leidenschaft drängt sich nämlich auch eine schroffe Bodenständigkeit, beispielsweise im erdigen Bassspiel. Erst im finalen, luftig-schwebenden "Louise louisa" steuern Mew dann wieder in die Richtung, mit welcher die Fans vielleicht eigentlich gerechnet hätten. So bleibt "And The Glass Handed Kites" wohl denjenigen Spezialisten vorbehalten, die Lust und Zeit haben, in den schwer zugänglichen Songkosmos der Band einzusteigen. Deren Mühe wird aber mit einer Artrock-Independent-Bombast-Expedition belohnt, welche man in dieser Form nirgends anders zu hören bekommt.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 54:02 / Progpop

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