independent online music | info@sellfish.de
Kimono
Arctic Death Ship
Auch Island weiß ein Label namens Bad Taste Records sein eigen. Doch im Gegensatz zur schwedischen Danko Jones-Heimat wird dort weniger straighten Tönen ein Forum geboten. So wie im Falle Kimono, die sich prima neben ihre Kollegen von Sigur Rós gesellen, bei aller Extravaganz aber noch deutlich bodenständiger klingen. Was vor allen Dingen an den präsenten Gitarren liegen dürfte. Das Material baut sich außerdem nicht zwangsläufig Stück für Stück auf; oft klingen Kimono deshalb weniger sphärisch, sondern stehen eher in der Tradition alter Krautrock Tage. Da wird gefrickelt, das Schlagzeugspiel weicht immer wieder von üblichen Mustern ab, bevor der Songfluss im rechten Moment doch noch auf den Punkt gesteuert wird. Was man nicht nur an der kompakten Spielzeit von "Arctic Death Ship" merkt: Hinter jeder Ecke scheint eine Dischord-Referenz zu lauern, "Aftermath" oder "Hyla Grace" beispielsweise lassen gar an die gegenwärtige britische Independentszene denken und machen fast vergessen, dass Kimono Neu! bzw. Can als Haupteinflüsse für ihren Sound angeben. Wie von diesem Genre nicht anders gewohnt, bleibt der Postrock der Herren aus Reykjavik auf die ganze Distanz gesehen nicht einfach. Selbst wenn der Wiederkennungswert schon durch die charismatischen Vocals und melodischen Arrangements vorhanden ist: Das Erschließen des Gesamtwerkes, für dessen exzellent organisch klingende Produktion man Noise-Ikone Curver gratulieren muss, erfordert einiges an Aufwand. Und genau hier setzt auch meine Kritik an: Zu wenig entschlussfreudig und konsequent scheint man beim Songwriting zwischen Dynamik, Avantgarde und poppigen Momenten zu pendeln. Wer sich von dieser, positiv formuliert: "Vielschichtigkeit" nicht abschrecken lässt, bekommt ein störrisches, sympathisches und überlegtes Album geboten.
/ Spielzeit: 40:28 / Postrock
