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Two Gallants

What The Toll Tells

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Freilich kann man die Schnittmenge aus den White Stripes und Bright Eyes ziehen. Das ist einfach, bequem und lockt vielleicht mehr potenzielle Zuhörer an als ein differenzierteres, detaillierteres Bild der Musik, die Two Gallants machen. Trotzdem: wer Tyson Vogel, Schlagzeug, und Adam Stephens, Gitarre und Gesang, ins Gesicht sagen würde, dass sie kaum vielmehr sind als eine Schnittmenge von Bands, der bekäme zu Recht eine gescheuert.
Two Gallants sind ein neues Saddle-Creek Signing, eine neue Band sind sie keineswegs. "What the toll tells" ist bereits ihr zweites Album und besticht durch einen musikalischen Reifegrad, der dem Alter der beiden keineswegs angemessen, für Omaha aber schon fast üblich ist. Da ist in erster Linie Folk, Blues und Punk, roh und ungeschliffen. Hier poltert links das wahnsinnige Schlagzeugspiel Tyson Vogels, und rechts daneben spielt und singt Adam Stephens mitunter 9 Minuten lange Songs über Liebe, Tod und Vergeltung. Es beginnt mit "Las Cruces Jail" und hört mit dem grandiosen "Waves of Grain" auf, und was dazwischen liegt kann man getrost als innovative Musik beschreiben. Denn zuvor habe zumindest ich noch keine solch grandiose Mischung aus Stilen erlebt, wie auf diesem Album. Es ist, als würden sich jung und alt die Hand geben, nicht versöhnlich, sondern eher als faire Begrüßung zu einem langen Kampf. Da treten Punk gegen Blues an, als gebe es in den Straßen San Franciscos, aus denen Vogel und Stephens kommen, seit Jahren einen erbitterten Krieg. Immer wieder Schreit und plärrt Adam Stephens los, singt von uralten Geschichten, von rostiger Liebe und gefährlichem Leichtsinn, als habe er all das erlebt, was man ihm weiß Gott nicht wünscht. Das kann zwar an manchem Stellen aufgesetzt wirken. ABer eben nur dann, wenn man einen Songwriter nicht auch als Geschichtenerzähler versteht. Two Gallants sind Geschichtenerzähler. Sie transportieren die traurigen Geschichten aus der Delta-Blues-Dekade in die Neuzeit und reiben mit Sandpapier einmal kräftig drüber. Fertig ist ein mitreißendes Album, das dem Singer/Songwriter-Genre endlich ein schmutziges, rauhes Antlitz gibt.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 40:05 / Singer/Songwriter-Punk


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