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Proto-Kaw

The Wait Of Glory

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Hätten sie's gewusst? Dass Kansas vor ihrem Durchbruch mit Erfolgssingles wie "Carry on wayward son" oder "Dust in the wind" eine entdeckungswütige Artrock-Formation mit verkappten Jazz- und Prog-Tendenzen waren? Ich nicht. Doch "Before Became After", das Anfang 2004 erschienene erste Werk der wiedervereinigten Originalbesetzung (bis auf den mittlerweile verstorbenen Don Matre), belehrte uns eines anderen. Fans erwähnter Radiosongs dürften angesichts überlanger, Genesis-artiger Kompositionen ins Schlucken geraten sein. Dabei ist Ur-Gitarrist und Komponist Kerry Livgren mit an Bord dieses Kansas Proto-Typs. Zu Proto-Kaw gehören im Jahre 36 nach dem ersten Zusammentreffen zudem Lynn Meredith (v), John Bolton (sax, flute), Dan Wright (keys), Craig Kew (b) und Brad Schulz (dr). Alles Namen, die einem nicht geläufig sein müssen; kehrten diese Menschen doch während der Erfolgsphase von Kansas in ihr bürgerliches Leben zurück. War das durchaus gelungene Debüt vor knapp zwei Jahren noch ein Sammelsurium aus Versatzstücken der Anfangstage ergänzt um neue Kompositionen, handelt es sich diesmal um ein reguläres Studioalbum. Wobei Proto-Kaw 2006 endgültig zu einer richtigen Band gereift sind. Gemeinsame Touraktivitäten samt Songwritingprozess (für den sich aber Mister Livgren beinahe allein verantwortlich zeigt) taten ihr übriges. Zudem ist niemand mehr finanziell auf die Musik angewiesen, alle Beteiligten gehen mittlerweile "richtigen" Jobs nach. So steht bei "The Wait Of Glory" neben anspruchsvollen, weit jenseits von Airplay-Spielzeit rangierenden Progrocknummern klar der Spaß im Vordergrund. Der knapp zehnminütige Opener "Nevermore" beispielsweise umschmeichelt den Hörer mit wunderbar mehrstimmigen Harmonien, Gänsehautstimmung und vielseitiger Instrumentierung. Doch das Repertoire von Proto-Kaw reicht weit über solche Progrock-Sahnestückchen hinaus: Da wäre zum Beispiel die Grooverock-Session "When the rains come". Oder das exzellente, dreiminütige Offbeat-Kuriosum "Osvaldo's Groceries". Livgren und seine Formation offerieren mit diesen zehn Songs frischen, vielseitigen, kurzweiligen Progrockgenuß, den man so von Genrealtmeistern nicht mehr unbedingt erwarten konnte.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 62:49 / Progmetal

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