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Monotekktoni
How To Reduce Power Consumption To A Minimum
Die Musik auf dem 2. Album von Monotekktoni, dem Nebenprojekt von Masonne-Sängerin Tonia Reeh, ist schwer zu fassen. Ambitioniert schraubt sie ein Allerlei aus schrägen Beats, wirren, aber zauberhaften Melodien und Samples zusammen und obwohl sie die Koordinaten der Musik ständig verschiebt, von Techno nach Klangforschung, elektronischem Songwritertum nach Elektro-Punk, schafft es Tonia Reeh dem Album ein einheitliches Klangbild zu geben. Dieses entsteht in erster Linie durch die Brüchigkeit, die unter der schimmernden Oberfläche stets präsent ist und die einen dazu zwingt dranzubleiben, einzutauchen und mit ihr zu leiden, wenn sie vom verletzt und vom verrückt werden singt. Wenn sie ankämpft gegen die Bedrohung durch unwirtliche Umstände, Andere und durch sich selbst, wie der Kugelschreiber-Don Quichotte auf dem Cover gegen die Windkraftwerke. Nicht umsonst tragen hier Songs Titel wie „The White Shark“ und „Dreckiges Wasser“. Erst nach dem Piano-Intermezzo „Me and I“ wird Tonia Reeh ruhiger. Das zuckersüße „Limanueva“ fordert Liebe, doch die Erlösung ist nicht in Sicht. Ein letztes Mal bäumt sich das Drama auf, doch letztlich entschwindet sie mit dem elegischen „Follow Me“ und lässt den Hörer alleine zurück in der Wahnsinnswelt ihres Albums. Wohin er folgen soll ist nicht zu verstehen zwischen dem verzerrten Piano und den dumpfen Beats, aber für diesen Moment ist klar: Monotekktoni hat alles ausgereizt und mit „How to reduce power consumption to a minimum“ ein packendes, herausforderndes Album erschaffen, dass ob seiner Eigenständigkeit und dem Überschreiten musikalischer Grenzen das erste Highlight in diesem noch jungen Jahr ist.
/ Spielzeit: 57:53 / Elektronisches Songwritertum
Steffen Kern