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Evens, The - Live

K4, Festsaal / Nürnberg

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Und plötzlich ist sie da. D i e Stimme.

Der Meister war da. Und die Meisterin zeigte, dass sie nicht nur seine Assistentin war. Auch wenn sie sich vielleicht in dieser Rolle gibt.
Amy Farina (ex-THE WARMERS) sitzt ruhig und gelassen hinter ihrem recht spartanisch aufgebauten Schlagzeug, über ihr eine Wäscheleine mit frisch gewaschenen Feinripp-Unterhemden, und schaut in die Leere. Sie hört zu, wie Ian MacKaye („Mr. Straight Edge“, ex-FUGAZI, MINOR THREAT und vieles mehr …) mit seiner sympathischen, etwas schüchternen Art erklärt, dass THE EVENS eine Band sind, die keine Alleinunterhaltung machen wollen, sondern das Publikum mit einbinden wollen. So sollen alle Konzertgäste im proppenvollen Festsaal des K4 doch bitte „the police will not be excused“ mitsingen. Hin und wieder kommentiert sie etwas. Aber hält sich ansonsten zurück.

Der große Meister, Ian MacKaye persönlich, wichtigster Mann in der US-amerikanischen Posthardcore-Szene, ist der beste Beweis dafür, dass es in Washington, D.C. auch angenehme Leute gibt; Menschen, die anders denken können. Das sagt er auch. Offen. Aber ohne diese etwas platte Punkvoter-NoFX-„Fuck Bush“-Attitude.
Und das trotz oder vielleicht gerade deshalb, weil die EVENS so absolut nicht aggressiv, so gelassen sind. Nur Bassgitarre, Schlagzeug und zwei schöne Stimmen schaffen es, Begeisterungsstürme hervorzurufen unter Leuten, die vielleicht zum ersten Mal auf einem bestuhlten (!) Konzert sind. Wunderschöne Melodien, die etwas nachdenklich machen, die einen runterkommen lassen von der anstrengenden Woche, eigentlich der anspruchsvolle Soundtrack zum Teegespräch mit Freunden. „Hoffentlich schlaf ich nicht ein“ sagte ein Freund vor dem Konzert. Aber seine Augen blieben weit geöffnet und nach jedem Lied klatschten seine Hände die Begeisterung in die Augen des Musikpaares. Sie binden den Zuhörer an sich, sie erzählen von sich als Band und ihren Erlebnissen, es ist wie eine Mischung aus Konzert, Lesung und gemeinsamen Liederabend.
Etwas fehlte zuerst, erschien dann aber doch: für alle, die (wie ich auch) nie in den Genuss kamen, FUGAZI noch live zu erleben, ist sie die Genugtuung, das Erlebnis:
D i e S t i m m e.
Das Geblöke, das Ian MacKaye so einzigartig macht. Die Stimme, die sich durch alle seine Bands zieht, die bei den EVENS wohl noch am wenigsten ausgeprägt ist. Aber sie kam. Und wir freuten uns riesig.
Große Musik, große Künstler.

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