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Black Rebel Motorcycle Club - Live

Postbahnhof Berlin / Berlin

The Man In Black Came Back

Datum: 10.11.'05
Location: Postbahnhof Berlin (mittlgroßer Saal)
Band: Black Rebel Motorcycle Club, Support Act: Gliss
Einlaß: 20.00, Beginn 21.00 Uhr

Endlich! Nach mehr als 2 Jahren sollte wieder ein Tourkonzert der schwarzgekleideten Herren aus San Fransisco in Berlin gegeben werden. Daß da die Spannung schon Wochen vorher kaum noch auszuhalten war, versteht sich. Wie werden die neuen Songs präsentiert, was wird von den alten gespielt, wie erhalten sich die drei unter, bzw. zu einander, etc, etc. Zu lange mußten die Fans hier zu Lande auf eine Tour warten. Wer es nicht bereits im Oktober nach Frankfurt oder München geschafft hatte, sicherte sich also schnell ein Ticket für Köln, Hamburg oder eben Berlin. In der Hauptstadt war als Location der Postbahnhof gewählt worden.

Im Vorfeld skeptisch, wie voll es denn wohl werden würde – zumal ja auch noch artverwandte Bands, wie z.B. die Arctic Monkeys zu gleicher Stunde in gleicher Stadt auftraten - ließ sich feststellen, daß es ca. eine Stunde nach Einlaß schon gut gefüllt war. Man trat sich zwar noch nicht auf die Füße, aber Gliss konnten vor vollem Haus ihr Set beginnen.
So sympathisch die Band zwar rüber kommt und so schön ihre Songs sind, gelang es ihnen leider weniger, das Publikum bereits zum tanzen/hüpfen zu bewegen. Ihre Leistung wurde mit Applaus gewürdigt, doch es war zu merken, daß Gliss dem Großteil des Publikums bis dato unbekannt gewesen waren und man ja eigentlich doch dem Hauptact entgegenfieberte. Es verwunderte ein bißchen, wieso bei einer Band wie dem BRMC, der auch schon mit Größen wie The Vue, The Rapture etc. getourt ist, nicht ein etwas populärerer Support, der es schafft das Publikum wortwörtlich 'anzuheizen', die Rolle des Openers übernahm.

Nach dem Set der drei Wahlkalifornier und der folgenden Umbaupause – das Publikum wurde während letzterer mit vielen netten Tunes aus vornehmlich den 60ern unterhalten – war es endlich so weit:
Wie schon bei den letzten Konzerten, betrat Peter (Hayes) - zwar schwarz wie eh und je gekleidet, aber neuerdings mit zurückgegelten Haaren - zunächst alleine, aber samt Akustikgitarre und Harmonika, die Bühne. Er stellte sich recht nah zum Publikum und begann ein wunderschönes 'Complicated Situation'. War ein paar Augenblicke zuvor noch jeder mit sich oder seinen Nachbarn beschäftigt gewesen, interessierte jetzt nur noch einer – Peter auf der Bühne. Auch die nächsten beiden Songs wurden von ihm solo und akustisch performt. Die Atmosphäre bei diesem Anfang war phantastisch. Trotz hoher Bühne plus Absperrung hatte man das Gefühl, als handele es sich um eine sehr intime Veranstaltung. Innerhalb der ersten Sekunden war klar, daß an diesem Abend Publikum und Band eins seien sollten.
Während des zweiten Songs 'Fault Line' schlenderte Robert (Levon Been) zum rechten Bühnenrand und schaute dem Treiben seines Freundes da oben ein Weilchen zu, bevor er gemeinsam mit Nick (Jago) und Spike (Michael Keating) (unterstützt die Band bei einem Großteil der neuen Songs auf diversen Instrumenten) gegen Ende von 'Devil's Waitin' selbst die Bühne betrat. Robert und Spike halfen während der letzten Zeilen des Stücks noch stimmlich aus, bevor alle vier in 'Shuffle Your Feet' einstiegen.
Leider war der Sound einmal mehr (im Postbahnhof keine Seltenheit) nicht optimal. Wirkten bereits bei Gliss schon einige Passagen verzerrt, vermehrte sich dies beim Motorradclub. Insbesondere in höheren Lagen kam der Ton oft unsauber beim Publikum an. Ein Effekt, der gerade bei den akustischen Stücken störte. Angenehm dagegen war, daß es nicht zu laut wurde. Im Gegensatz zu so oft konnte man aus dem Konzert kommen ohne nur noch Fiepen im Ohr zu haben.
Doch zurück zum Ablauf des Abends. Der tanzbare Rhythmus von 'Shuffle Your Feet' veranlaßte das Publikum nun allmählich nicht nur hypnotisiert auf die Bühne zu starren, sondern sich auch selbst zu bewegen. Beim folgenden "Ain't No Easy Way' blieb auch endgültig kein Fuß mehr ruhig und als mit 'Love Burns' der erste der älteren Songs gespielt wurde flüchteten einige schon wieder an den Rand der tobenden und wogenden Menge.
Die ganze Show hindurch wurde es mit dem Nebel etwas zu gut gemeint – so schön man zwar dadurch Robert und Peter und teilweise Spike in Szene setzen konnte – Nick war das ganze Konzert über nicht wirklich zu sehen. Je weiter man seinen Standort nach hinten verlagerte, desto 'unscheinbarer' wurde er.

Auch im weiteren Verlauf des Konzerts folgte ein Mix aus alten und neuen Songs, die sich wunderbar ergänzten. Schnellere und ruhigere Rhythmen, elektrische und akustische Akkorde, Momente zum rocken und Momente zum träumen wechselten sich gekonnt ab und es gelang dem Club mühelos die phantastische Spannung zu halten.
Ein besonderes Highlight war 'White Palms': Der dichte Nebel wurde den ganzen Song hindurch von Stroboskoplicht erleuchtet; so geschickt, daß nichts weiter als die Umrisse von Peter und Robert zu sehen waren. Ein äußerst gelungener Effekt – wenngleich auch hier weit und breit von Nick nichts zu sehen war. Der Blitzlichteffekt wurde später noch zwei Mal eingesetzt – allerdings nicht wieder so lange und so beeindruckend. Statt dessen war z.B. bei 'What Happened' die ganze Bühne orange ausgeleuchtet, was mit seiner warmen Farbe vielleicht eher zu den Akustikstücken gepaßt hätte.
Bei 'Promise', dem letzten Lied vor der Zugabe, wurde die Instrumente (zur Abwechslung mal Robert am Klavier und Peter u.a. an der Posaune!) vielleicht etwas zu 'hart' über Roberts Stimme gelegt. Das leichte/zarte, was diesen Song auf Platte so schön macht, ging dadurch verloren.
Seltenst gingen 17 Songs, bzw. 1 ½ Stunden so schnell vorüber, wie an diesem Abend. Doch kaum hatte man sich von dem erstaunten Blick auf die Uhr erholt ging es auch schon in die Zugabe. Hier wurden nicht nur zwei, drei Songs gespielt, wie dies sonst oft bei Bands der Fall ist, sondern noch einmal sechs. Nach dem vorletzten Song 'Heart + Soul' gingen Nick und Spike von der Bühne – zurück blieben Robert und Peter und verabschiedeten sich mit einem ergreifenden 'Open Invitation'. Unter großem Applaus und Zurufen endete ein unvergeßlicher Abend.

War vielleicht im Vorfeld noch der ein oder andere alteingewöhnte Fan skeptisch ob der neuen Songs gewesen – dieser Auftritt dürfte wohl etwaige Zweifler überzeugt haben. Live gewannen die Stücke (alte sowie neue) noch einmal an Intensität und atmosphärischer Dichte. Und auch wenn aus technischer Sicht der ein oder andere Wunsch nicht erfüllt wurde, blieb man nach den insgesamt fast zwei Stunden Spielzeit in dem Wissen zurück eine großartige Band gesehen zu haben. Eine Band, die es, im Gegensatz zu vielen anderen, mit Leichtigkeit schafft Gefühle und Authentizität zu vermitteln.

SETLIST:
Complicated Situation
Fault Line
Devil's Waitin'
Shuffle Your Feet
Ain't No Easy Way
Love Burns
White Palms
Whatever Happened..
Howl
As Sure As The Sun
Weight Of The World
Rise Or Fall
Red Eyes And Tears
Six Barrel Shotgun
Still Suspicion Holds You Tight
Sympathetic Noose
Promise

ZUGABE:
Spread Your Love
Stop
Gospel Song
The Line
Heart + Soul
Open Invitation

Text: Nic


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