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Wolke - Live

Klüpfel / Nürnberg

14.11.2006

Füllung eines leeren Raums mit Schönklang

-der Artikel ist in ähnlicher Form in den Nürnberger Nachrichten vom 16. November 2006 erschienen-

Da stehen sie nun auf der Bühne des Jugendhaus „Klüpfel“ mit ihren schicken Anzügen und wollen nicht so recht reinpassen in die Szenerie. Oliver Minck und Benedikt Filleböck, die beiden Musiker hinter dem Elektropop-Duo „Wolke“, wirken etwas verloren, wie sie lediglich untermalt von Keyboard, Bass und Verstärker in die Runde blicken. Die karge Kulisse ist undekorativ, was vor allem durch die abgenutzte Wand im Hintergrund unterstrichen wird. So wirkt der kleine Raum wie ein renovierungsbedürftiges Wohnzimmer, in dem eine Tapete oder wenigstens eine große Topfpflanze fehlt, um das ganze gemütlicher zu machen. Andererseits sind die beiden nicht ins „Klüpfel“ gekommen, um hier zu wohnen, sondern ihre Musik zu präsentieren und die ist größtenteils genauso schlicht, wie das Bühnenbild an diesem Abend. Bei der Wahl der Mittel und Instrumente haben sich „Wolke“ nämlich so weit wie möglich reduziert, doch was sie daraus machen, kommt dem ganz großen Pop schon sehr nahe. Filleböck schlägt auf beeindruckende Weise die Brücke vom klassischen Pianisten zum modernen Elektrotüftler. Minck wiederum trägt seine bewusst einfach gehaltenen Texte gerade zu theatralisch vor und schmückt sie mit seiner ganz eigenen Art zu singen. Als Kammerpop wurde das schon oft sehr passend beschrieben. Humor scheint ebenfalls ein wichtiges Element im Kosmos der Band zu sein, denn der schleicht sich immer wieder unauffällig in die Songs und auch in die kurzen Ansagen von Minck ein. Im Prinzip eine Parallele zu den Stücken des Duos, denn die nisten sich zunächst ähnlich unscheinbar, dann aber als konsequente Ohrwürmer im Trommelfell ein. Erst Tage später merkt man dann, dass einem Stücke wie „Schlimmer“, „Drei Worte“ oder „Wir sind da“ immer noch durch den Kopf geistern. Einzigartig, wie sie den „Queen“-Klassiker „I Want To Break Free“ ins Deutsche übersetzen und mit dem flotten „Second Hand Gefühl“ sogar ein wenig Bewegung ins Publikum bringen. Schade nur, dass ein paar Nummern dann doch zu plump daherkommen und nicht ganz das hohe Niveau halten können. „Wolke“ haben sich mit ihrem zweiten Album „Möbelstück“ stark verbessert, Luft nach oben ist aber immer noch.

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