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Schrottgrenze

Château Schrottgrenze

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„Château Schrottgrenze“, das klingt wie ein guter, junger französischer Wein und soll vielleicht auch genau das assoziieren. Und es ist eigentlich kein Wunder, dass hier so ein erfahrener Winzer, Verzeihung Produzent, wie Tobias Levin (Tocotronic, Kante, Sometree) am Werk war. Das Problem ist, um dies vorwegzunehmen und in der Fachsprache zu bleiben: Der Wein ist zunächst voll im Geschmack, später aber leider etwas spröde im Abgang. Soll heißen, was uns Schrottgrenze in der ersten Hälfte ihres fünften Album bieten, zählt zum Interessantesten, was in jüngster Zeit an deutschsprachiger Indiepopmusik aufgenommen worden ist, da kann die zweite Albumhälfte leider nicht ganz mithalten. „Nichts ist einsamer als das“, „Am gleichen Meer“ und „Fotolabor“ sind wunderschöne Songs, die auch noch in einigen Jahren aktuell und von Bestand sein werden. „Gib mir Schönheit / gib mir Schmutz / ich will Gefahr“ singt Songwriter Alex Tsitsigias und die kraftvollen Gitarren tragen wunderbar eine Atmosphäre aus Nachdenklichkeit und hoffnungsvollen Blick nach vorne. Da reihen sich Lieder aneinander, die ohne Zweifel auf jede gute Mixkassette passen würden. Dazu gehört auch „Alaska“, welches sich auch auf einer der letzten Blumfeldplatten gut gemacht hätte oder „Seit ich alles von dir weiß“, das einen kurz an Tocotronic zu „KOOK“-Zeiten denken lässt. „Kongress“ rekrutiert sich zwar nicht aus neuen Ideen, bietet aber Abwechslung und ehe man sich versieht, hat man sich plötzlich an den zunächst spröden Abgang gewöhnt und entdeckt neue Songperlen. Dennoch: Wenn nach knapp 40 Minuten die Flasche geleert ist, bleibt der Eindruck, dass mit „Château Schrottgrenze“ nach sehr starkem Beginn die Chance auf einen ganz großen Wurf verschenkt wurde, weil das Album nicht über die volle Distanz überzeugen kann. Dies wiederum ändert nichts am Fazit, dass Schrottgrenze ein fantastisches Werk mit bezaubernden Popsongs und vielen feinen Ideen gezimmert haben. Und vielleicht sind es ja gerade diese kleinen Ecken und Kanten, die dafür sorgen werden, dass dieses Album eine ungeheure Halbwertszeit entwickeln wird.

/ Spielzeit: --:-- / Gitarrenpop

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