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MISC - sellfish.de Beifang 03/06 | 01

Miscellaneaus: Genrekram*EP*Vinyl*MCD*Sampler*Demos*Soundtrack

Eine neue Heimat bei sellfish.de: Für Sachen, die normalerweise unterzugehen drohen. Oft verdient und von manchen verachtet lassen sich in dieser Rubrik immer wieder auch echte kleine Perlen entdecken...

Crowpath - Son Of Sulphur CD

Earache / Spv

Die schwedische Dreckschleuder ist wieder geladen: Crowpath - ein kaum verdaulicher Kotzbrocken aus Math-, Noise- und Metalcore - veröffentlicht nicht einmal ein Jahr nach Erscheinen des Debüts sein zweites Album. In instrumentaler Hinsicht ist dennoch eine weitere Steigerung festzustellen... die sich umgekehrt aber in NOCH vertrackteren Songstrukturen bemerkbar macht. Kaum zu glauben, ich weiß. Dabei läuft diese Tatsache keineswegs in negative Richtung: Das alles vernichtende "Children Of Boredom" mit seinen markerschütternden Keyboard-Parts gehört nämlich mit zum intensivsten, was das Genre seit dem letzten Cult Of Luna Werk empor gebracht hat. Und genau hier manifestiert sich auch der Fortschritt zum Debüt "Red On Chrome": Crowpath setzen neuerdings ganz klar eigene Akzente. Vielleicht - gerade im Hinblick auf die vehemente Musik - noch etwas verhalten. Über kurz oder lang wird man sich auf diese Weise aber in einem dicht besiedelten Genre doch noch behaupten können. Also: Wer bei Dillinger Escape Plan gelangweilt das Weite sucht und das traurige Ende von Nasum noch nicht überwunden hat, der darf sich mit dieser halben Stunde gerne das Gehör kaputt machen. Übrigens, die Band hat eine enge Verbindug zur einheimischen Hardcore-Szene: Dem Debüt gingen Veröffentlichungen auf den Undergound-Labels Scorched Earth Policy und Pateline voraus...
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 33:59 / Mathcore / crowpath.com
Michael Streitberger

I Farm - IV CD

Go Kart Records / Soulfood

Schon seit etwa zehn Jahren sind I Farm mit ihrem rauhen Hardcorepunk am Start, der mich immer etwas an meine privaten Lieblinge von Radiobaghdad erinnert. Viel genützt hat es ihnen nicht: Der Popularitätsstatus der Herren rangiert zumindest bei uns nach wie vor gegen Null. "IV" markiert nun einen weiteren Versuch, diese Tatsache mit neuem Label im Rücken zu ändern. Nach fünffachem Genuss dieser halben Stunde Musik (am Stück!) kann ich es I Farm nur wünschen. Denn ihre Musik, deren Abwechslungsreichtum ihr größter Trumpf ist, macht es einem zwar nicht gerade leicht. Doch während einem am Anfang vor allem die unbändige Energie in den Bann zieht, überzeugt auf Dauer das für diese Art Musik beinahe unverschämt komplexe Songwriting - welches sogar die Kollegen von Propagandhi toppt. Eine Prise All bzw. Descendents hat das Blasting Room-Produzentenduo Livermore/Stevenson zwar auch hinterlassen ("Rayuela"), aber das tun sie ja schon seit geraumer Zeit für diese Band. Da passt es dann prima, dass immer mal wieder für kurze Momente richtig heftig gefrickelt wird. Auch das macht tierischen Spaß; vor allem, weil man hier wie in den Texten merkt, dass sich die New Yorker nicht immer ganz ernst nehmen (...in dem Kontext auch unbedingt 'mal das saucoole Intro-Sample anhören!). Dazu kommen weitere Umstände, die für Kurzweile sorgen: In "I hit my head" beispielsweise erinnern die Vocals (welche sich das Trio offenbar teilt) plötzlich an Lou Koller von Sick Of It All. "Knucklehead" ist zum krönenden Schluß einfach eine geile Wuteruption im old school-Style geworden. Fazit: Nach den Cougars schon die zweite richtig dreckig, eigenwillig rockende Band auf Go Kart Records. Ach ja, bitte nicht vom miserablen Artwork abschrecken lassen... das scheint bei I Farm, nach einem Blick auf ihre Homepage, scheinbar zum Konzept zu gehören.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 33:12 / Hardcorepunk / ifarmrock.com
Michael Streitberger

Incarnated - Pleasure Of Consumption CD

Selfmadegod Records

Nicht vom Ekel-Cover abschrecken lassen: Incarnated spielen keinen Grindcore, sondern lupenreinen old-school Schwedentod. Genau das Zeug, was mich Anfang der Neunziger mit Nuclear Blast in Verbindung kommen hat lassen und welches nach Erfolgen von Bands wie Entombed, Nihilist oder Edge Of Sanity international die Metalgemeinde begeisterte. Das Trio aus Bialystok klingt nun so, als hätte es die letzten 15 Jahre nicht gegeben: Die Vocals röcheln gleichförmig, das Schlagzeug steuert straight nach vorne und allein die Gitarre sorgt für die charakteristischen, subtilen Melodielinien. Passend ergänzt werden diese Zutaten durch eine höchst rumpelige Produktion - die zwar nicht aus den Sunlight-Studios kommt, aber genau so klingt. "Pleasure Of Cunsumption" wird damit zur perfekten Underground-Ergänzung zum etwas müden neuen Dismember-Werk. Denn die Polen gehen eine ganze Ecke agiler, angepisster und vielleicht auch authentischer zu Werke als die nach wie vor bemerkenswerten Genre-Altväter. Tracks wie "Oscullum Obscenum" jedenfalls machen in ihrer unkomplizierten, kraftvollen Art einfach Spaß und sind eine willkommene Abwechslung zum überproduzierten US-Deathmetal heutiger Prägung. Neben den zehn Album-Tracks gibt es übrigens drei (nochmal reduzierter produzierte) unveröffentlichte Bonussongs aus Promotionaufnahmen des Jahres 1997.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 46:34 / Deathmetal / selfmadegod.com
Michael Streitberger

Lawrence Arms - Oh! Calcutta! CD

Fat Wreck / Spv

Die Touring-Junkies sind nach über 700 Live-Shows einen neuen Tonträger im Reisegepäck. Im Vergleich zum Vorgänger "The Greatest Story Ever Told" ist "Oh! Calcutta!" etwas rauher ausgefallen. Das steht der alkoholgetränkten Strassenpoesie aber sehr gut. Es bleibt der Wechselgesang zwischen rohen Tönen von Brendan und den sanfteren von Chris. Musikalisch weisen die 12 Tracks keine Ausfälle auf und mit "Cut It Up" und "Lose Your Ilusion 1" hat man sogar kleine Indi-Hits an Bord. Die ganz große Stärke des Albums liegt allerdings bei den unglaublich intensiven Lyrics mit Tiefgang und Wortwitz. Zwischen Melancholie, Sehnsucht, Frust, der ganz großen Liebe und zuckersüssem Schmerz bleibt das Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen und läßt die Faust wieder in die Luft strecken. Ich weiss, es ist riskant diesen Namen bei Vergleichen aufzuführen - doch ich finde hier ist er berechtigt: JAWBREAKER - gemischt mit HOT WATER MUSIC, ALKALINE TRIO und einem Spritzer SAINTE CATHERINES. Wer auf die genannten Bands steht, aber sonst nichts mit "Fat Wreck"-Bands anfangen kann, sollte dem Trio eine Chance geben. Treibender Punkrock voller ehrlicher Emotionen dieser sympathischen, authentischen Band aus Chicago. "Oh! Calcuta!" ist der Kompass zu deinem zu Hause, wenn wiedereinmal eine Welt einzustürzen droht. Bei voller Lautstärke und einigen Gläsern gekühlten Hochprozentigem, tut es einfach gut zu wissen, dass da draussen auch andere ähnlich empfinden. Also so läßt es sich doch mit Würde älter werden.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 33:59 / Punkrock / fatwreck.de
Markus Gabi Kafka

Majesty – Hellforces CD

Massacre Records

„The Blessing“ lautet der Titel des Intro. Und das stellt es im wahrsten Sinne des Wortes auch dar: Ein Lobgesang auf die Band, die hier zu Werke geht, bevor mit dem Titeltrack „Hellforces“ gleich mächtig auf die zwölf geprügelt wird. Nicht nur in diesem Stück, sondern auch in den folgenden wird klar wohin der Weg führt: Man orientiert sich an den Vorbildern und Heroen des Metal, sprich Bands wie Manowar, Priest oder Accept. Es gibt unzählige Bands in diesem Bereich, die sich an den Monumenten der eben genannten Wegbereiter des Metal zu schaffen machen und nur wenigen gelingt es. Bei Majesty ist es anders: Schlag auf Schlag folgen eingängige Metalhymnen mit fantastischen Refrains, die von solch einer Spielfreude strotzen, dass es wirklich nicht wundert, dass Majesty bereits zu ihren Debutzeiten als beste und bekannteste „Unsigned Band“ gefeiert wurden. Heute ist es natürlich anders, denn man steht beim - in der Szene doch recht renommierten - Label Massacre Records unter Vertrag und bedient sich zuweilen bekannter Regelschieber hinter dem Mischpult. Gut, Tracks wie „Fight forever“, „Sons of a new Millennium“ oder „March for victory“ mögen klischeehaft klingen und nicht jedermanns Sache sein, aber eben gerade jener Song vermag es mit seinem Refrain mitten ins Herz zu treffen, zumal wenn dasselbe etwas metallisch geprägt ist. Für die Freunde lauschiger Lagerfeuernächte ist mit „Freedom Heart“ noch die obligatorische Ballade mit mitsingbarem Chorus vertreten. Ich nörgel ja gerne herum, vor allem wenn man in bestimmten Spielrichtungen des Metal gewisse Innovationen nicht zu erkennen sieht. Aber was Majesty mit „Hellforces“ hier abliefern ist absolut spitze und bereits eines der Glanzlichter im noch jungen Jahr. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, hier kommen die verdienten Nachfahren von Maiden, Manowar und wie sie alle heißen mögen!
Bewertung: 9 von 10 Sternen / 48:14 / Heavy Metal / massacre-records.com
Uwe Wollein

Monster Magnet - Spine Of God / Tap CD (Re-Releases)

Steamhammer / Spv

Essentielles für die Stonerrock-Sammlung: SPV veröffentlichen die beiden Erstlingswerke von Monster Magnet neu. Was insofern interessant ist, als die Vergangeheit von Monster Magnet trotz unverkennbarer Parallelen durchaus von deren heutiger Ausrichtung abweicht. Denn was mittlerweile relativ straighter Rock ist, war zu Zeiten des (ursprünglich via Glitterhouse erschienenen) Debütalbums noch deutlich drogenverhangener. Eine Quasi-Mischung aus frühen Soundgarden, Black Sabbath und - naja - Monster Magnet heute, eben. Der erste Longplayer "Spine Of God", aus dem Jahre 1992, enthält neben zahlreichen anderen Hits mit dem famosen "Nod scene" vor allem DEN Bandklassiker überhaupt. Die EP "Tab" von 1993 dagegen, welche hier wie ihr Vorgänger um einen Zusatzsong erweitert wurde, brachte es im Original mit gerade einmal drei Tracks auf ganze 50 Minuten; Psychedelica pur und bei weitem nicht gerade leicht zu verdauen. Für den Abusus von halluzinogenen Pilzen, Blüten oder Blättern vielleicht die nahezu perfekte Untermalung; in seiner Hawkwind-ählichen Abgedrehtheit aber nicht gerade repräsentativ für das sonstige Monster Magnet-Schaffen. Die Bonus-Zutaten der beiden Scheiben sind kaum der Rede wert: Die Linernotes von Wyndorf im sehr minimalistischen Booklet fallen recht kurz aus und die erwähnten Demo- bzw. Liveversionen, die es als Extra gibt, sind wohl nur für absolute Sammler interessant. Da beide Re-Releases aber im Rahmen der SPV Super Value-Reihe erscheinen, bietet sich für diejenigen, die "Spine Of God" (gegebenenfalls auch "Tab") noch nicht in ihrem Besitz wissen, die günstige Möglichkeit, ihre Sammlungslücken zu schließen.
-- / 58:35 bzw. 56:15 / Rock / spv.de
Michael Streitberger

Nine Days To No One - Ark CD-EP

Engineer Records

Nine Days To No One meinen es ernst. Sie wollen keine weitere noisige, verfrickelte Metalcore-Band sein. Und das sind sie auch nicht. Soviel steht schon nach dem Opener "Twilight of the idols" fest. NDTNO schreien lauter, sind intensiver, wollen mehr als die Kollegen. Sie meiden Klischees, geben ihren Songs Raum sich zu entfalten und entbehren dabei nicht an Dringlichkeit. Denn "Ark" fängt schon hysterisch an: Die heiseren Vocals von Sänger Stephen durchdringen Mark und Bein. Die Breaks verdrehen dem Hörer die Hirnwindungen, obwohl hier niemand allein durch instrumentales Gefrickel punktet. Die Intensität der sechs Kompositionen erinnert in seiner mächtigen Atmosphäre eher an Größen wie Botch ("And then came the floods"). Wäre das Wort nicht so vorbelastet: Das Quartett hätte ein echtes "Screamo"-Manifest eingespielt. Auch weil man (sehr sporadisch) mit cleanen Vocals arbeitet. Sehr geil kommt zudem der eingesträute staightere Part in "So my inferior, this ends", welcher etwas an Give Up The Ghost erinnert. Zwar gelingen die hohen Ansprüche noch nicht auf ganzer Länge; Für eine zweite EP - mehr gibt es von Nine Days To None bisher noch gar nicht - ist das Resultat aber mehr als beachtlich. Von der (für ein Minialbum dennoch fairen) Spielzeit müssen übrigens drei Minuten Industrialgeräusche abgezogen werden. Fazit: Schon jetzt ein Tipp... doch auf einen Longplayer der Briten sollte man in jedem Fall gespannt sein!
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 30:32 / Noisecore / engineerrecords.com
Michael Streitberger

Platitude – Silence speaks CD

AOR Heaven / Point Music

Gleich nach den ersten beiden Songs wird deutlich, in welchen Sphären die Band Platitude sich bewegt: Progressiver, melodischer Hardrock, gespickt mit ausgewogenen Tempi – Wechselpassagen, begleitet von einem hervorragendem Keyboardspiel, welches sich gut gegen die Rhythmuselemente und die Gitarrenakkorde behaupten kann. Gesanglich ist auf „Silence speaks“ auch alles im Lot, Sänger Erik „Ez“ Blomkvist versteht es gut sich sowohl in ruhigeren, als auch in lauten oder hohen Stimmlagen fehlerfrei zu behaupten. Ist folglich auch logisch, denn Platitude kommen aus dem Land, das ja bekanntlich die meisten und technisch versiertesten Musiker beheimatet, nämlich Schweden. Dass wie auch schon in den beiden Vorgängeralben Tommy Hansen (u. a. Helloween) verantwortlich für die Produktion war, steigert die Qualität des neuesten Outputs der Band zudem. Um dennoch ein wenig Kritik zu üben, könnte man der Band höchstens vorwerfen ab und an den Sound zu sehr an Helloween zu orientieren und das abschließende „You“ unnötig kaugummiartig in die Länge zu ziehen – soll aber dennoch nicht zu negativ verstanden werden. Nein, mit „Silence speaks“ haben sich Platitude einen verdienten Platz im Metal – Sektor verschafft, der trotz der geringen Kritik doch frischen Wind in das breite Feld des Melodic Metal bringt.
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 42:30 / Melodic Metal / platitude.net
Uwe Wollein

Regicide - Break The Silence CD

F.A.M.E. / Edel

Allgemeines Fluchen über die Irrungen und Wirrungen der Post AG... Mit reichlich Verspätung kam dieses Album aber nun doch bei uns an, weshalb wir ihm zumindest noch Platz im Rahmen der MISC-Rubrik bieten wollen. Denn der progressiv angehauchte Düsterrock von Regicide kann durchaus einiges und vor allem läuft die siebenköpfige Band im Vergleich zum okayen Debüt diesmal wirklich rund. Das beweist man gleich mit dem Opener "Plastic Dove": Die Mischung aus den rauhen Vocals von Timo Südhoff und Frauke Richters engelsgleicher Stimme passt einfach perfekt zu der dramatischen, catchy Melodielinie - Evanescence lassen grüßen. Trotz einer sehr präsenten Violine hält sich die folkige Note auf "Break The Silence" angenehm im Hintergrund; auch die zweifellos vorhandenen Gothic-Elemente drängen sich nie in den Vordergrund. Und rockige Refrains wie in "Forgotten Promises" erden Regicide immer dann, wenn der Hörer in den Strophen für Augenblicke das Gefühl hat, die Formation würde zu tief in poppige Gefilde abgleiten. Ein Kunststück, dass "Break The Silence" dabei sogar noch mit einem Minimum an Kitsch meistern. Allein ein paar seichte Arrangements und allzu gefällige Harmonien trüben die Stimmung angesichts dieses respektablen Zweitwerks; welches von Chris Wolff druckvoll inszeniert wurde und zu guter letzt gar mit einem vollständigen Chor aufwartet...
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 51:19 / Düsterrock / regicide.net
Michael Streitberger

Serk - Diss Mich Is Nich CD

Main-Theme Records / Neo / SonyBMG

Wie ich diese Promotion-Methoden liebe: Da machen Maintheme Records den (an sich nicht verwerflichen) Vorstoß, das zweite Album von Serk via MP3-CD zu bewerben. Aber dann wird den 20 Tracks jeweils schon vor Erreichen der zweiten Minute der Saft abgedreht. Wie soll man so ein zerstückeltes Ding bitte bewerten? Richtig, gar nicht. Deshalb hier nur soviel: Der Berliner ex-Punk (Serk war Frontmann der Skatecore'ler Senseless) fühlt sich in seiner neuen HipHop-Heimat richtig wohl und überzeugt auch an der Produzentenfront. Außerdem: Die Sprachgewandheit des Protagonisten scheint durchaus respektabel. Seine Lyrics bieten - trotz des klischeebeladenen Albumtitels - zudem mehr als den üblichen Aggro-Scheiß. Um Begriffe wie Bitches kommt zwar auch er nicht herum, nette Eindrücke wie "Du" oder "Der Schönste der Stadt" lassen aber auf ein ordentliches Gesamtwerk schließen.
 -- / --:-- / Hiphop / maintheme.de
Michael Streitberger

Television Personalities – Fashion Conscious CD

Little Teddy Recordings / Broken Silence

So schnell kann’s gehen: Erst vor wenigen Wochen habe ich die Television Personalities aufgrund der Schwärmereien von Bekannten auf meine Liste von „Bands, mit denen ich mich mal beschäftigen muss“ gesetzt und schon liegt mir ein neues Album zum Besprechen vor. Genaugenommen ist „Fashion Conscious“ aber kein neues Album (das richtige neue, das auch die siebenjährige Auszeit der Band beendet, erscheint dieser Tage auf Domino Records), sondern eine Sammlung von Singles & EPs die in den Jahren 1993-1997 auf dem Münchener Kultlabel Little Teddy erschienen sind. Trotz der unterschiedlichen Entstehungszeit der Songs klingt das Album homogen, was wohl am typischen TV Personalities Sound liegen dürfte: Britisch gefärbter Indie Pop, meistens mit starken Post Punk, oft mit 60s Psychedelic Einflüssen. Das Schlagzeug hallt und der Bass pumpt dumpf. Da wird auch mal ein windschiefes Klavier in die scheppernden Gitarrenakkorde geworfen. Dazu Dan Treacys Stimme, geprägt von mehr als 20 Jahren stilsicherem Exzess, mit der er von Verlierertum („I’ve been down so long it feels like up to me“), Liebe („I wish you could love me for what I am“) und Abstürzen („Now that I’m a junkie“) erzählt. Eigentlich ist das ganze Klangbild irgendwie wie vom Winde verweht. Man kennt das ja von großen Festivals und schlechten Wetterbedingungen. Aber was ungewollt beschissen klingt, klingt hier 100% stimmig. Letztlich bleibt nur noch die Frage, wieso ich mir ein Review aus dem Ärmel leiere, obwohl die Platte bei Little Teddy jetzt schon ausverkauft ist? Weil diese Band es verdient hat. Weil sie gehört werden muss. Weil ihr schon noch irgendwo eine Kopie auftreiben werdet. Ich bin jetzt auch Fan.
/ Indie Post Punk Pop / televisionpersonalities.net
Steffen kern

World.down – My Hand And Hope CD

All Life Ends Records

Obwohl es World.down aus Erfurt nun schon seit 1998 gibt, legen sie erst jetzt mit „My Hand and Hope“ ihren ersten Longplayer hin. Und sie machen es einem wirklich nicht leicht. Dachte ich zunächst. Aber eigentlich machen sie es einem schon leicht. Denn ihr rockiger Hardcore mit Vocals, die in Sachen Rauhheit Hot Water Music locker in den Schatten stellen, geht absolut ins Ohr. Und findet immer mal wieder Unterstützung aus dem Lager der melodischen Parts und Backing Vocals. Sicher keine Platte, die außerhalb des Genres viele Freunde finden wird. Aber für alle anderen gilt: Unbedingt anchecken! Mit Sound of Farewell findet sich sogar eine ziemliche Hymne auf der CD. Das einzige, das etwas stört, sind die Texte, die manchmal ihren Baukasten-Style (Eckpfeiler: hope, passion, heart und Co.) nicht leugnen können. Aber lassen wir das Gemecker. Wird schließlich längst nicht so heiß gegessen wie es gekocht wurde. Und so bleibt am Ende eine recht gelungene Genreplatte, die den einen oder anderen sicher positiv überraschen wird. Nicht zuletzt, dank des unansprechenden Covers. Aber egal! Schließlich zählt ja der Inhalt. Und der kann was…
/ 35:56 / Hardcore / worlddown.com
Sebastian Zapf

Weiss - Rephlex CD

Eigenproduktion / Eigenvertrieb

Weiss kommt aus Nürnberg und seine (einzige?) vorliegende Veröffentlichung ist mit einem "c+p 2004" Hinweis versehen. Kaum zu glauben, dass dieses brillante Stück Musik schon zwei Jahre verfügbar sein soll und keiner von sellfish.de oder dem direkten Umfeld von diesem Highlight aus der direkten Nachbarschaft Notiz genommen hat. Obwohl, ganz einfach macht es Weiss einem auch nicht: Ein Info gibt es gar nicht erst, das Artwork zu "Rephlex" bleibt ebenso stilvoll wie schlicht. Ein kleiner Aufkleber mit den Spielzeiten ist alles, von was die rote CD begleitet wird. Und auch die Homepage hüllt sich über Hintergründe zu Musik oder Protagonisten in Schweigen. Bleibt als Anhaltspunkt nur der Albumtitel, welcher seinen Namen ja synonym zum Label von Aphex Twin trägt. Ein wichtiger Hinweis. Denn was sich hier zwischen alle Gitarrrenmusik in dieser Rubrik mischt, ist etwas ganz besonderes. Hinter mit Bedacht zusammengefrickelten Sounds und Effekten, Beats und Geräuschen lässt sich immer ein faszinierender Rhythmus finden. Es gibt unzählige Feinheiten zu entdecken, weshalb der Genuss dieser halben Stunde mit einem Kopfhörer nochmal mehr lohnt. Schade, dass sich Weiss derart in Schweigen über die Umstände seiner Musik hüllt. Doch auch wenn die Stücke keinen Namen tragen, kann der atmosphärische vierte Track mit seiner subtilen, immer wieder gebrochenen Melodielinie dennoch außerhalb des konzeptionellen Ansatzes als Anspieltipp hervorgehoben werden. Praktischer und fairer Weise sind übrigens alle Tracks auf der Homepage gratis zu hören, teilweise auch herunterzuladen. Abschließend darf gesagt werden: Auch ohne Heimvorteil wurde hier etwas geschaffen, was sich mit Bravour und auf sehr eigenständige Weise zwischen Console und Aphex Twin positionieren kann. Großartig und definitiv eine Entdeckung wert!
Bewertung: 10 von 10 Sternen / 32:12 / Elektro / weiss-archiv.de
Michael Streitberger


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