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Gathering, The

Home

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Es ist verlockend, nach der jahrelangen Wartepause seit dem letzten Studioalbum "Souvenirs" einmal wieder über die aktuelle Labelodyssee von The Gathering zu schwadronieren. Doch ich habe mich viel zu lange auf "Home" gefreut, um jetzt Platz mit derartigen Banalitäten zu verschwenden. Viel nämlich ist passiert in den vergangenen drei Jahren. Sängerin Anneke bekam ein Baby. Vor und nach ihrer Schwangerschaft absolvierte man eine ebenso gewagte wie gelungene (semi-)Akustik-Tour. Anschließend wurde dem letzten Label eine mittelprächtige Raritäten/Remix-Compilation zum Opfer gebracht. Die bemerkenswerte DVD "Sleepy Buildings" beendigte dann kürzlich die Veröffentlichungspause. Nun also der neue, insgesamt achte reguläre Studiolongplayer. Und schon der Opener "Shortest day" fängt genau dort an, wo der Vorgänger endete. Denn wenn The Gathering bisher immer eine Band waren, die sich stetig fortentwickelt hat, scheint man nun endlich angekommen zu sein. Die Niederländer haben ihren Platz gefunden; ein sicheres Standing, von dem aus sie nun unverkrampft und entspannt ihre ganz eigene Definition trippiger, progressiver, laidback rockender Poptöne entfalten können. Das war nicht immer leicht: Die Metal-Gemeinde verprellte man schon in den ersten Bandjahren und einige Zeit später entsagten selbst tolerante Gothics den melancholischen und doch positiven Klanglandschaften der Fünf. Während diese Stück für Stück die Elektronik für sich entdeckten und aus all diesen Zutaten ihren ganz eigenen, ebenso spannenden wie sphärischen Sound entwickelten. Genau am Ende dieser Entwicklung sitzt die Band nun zwar zwischen allen Stülen; doch dort hat man es sich mittlerweile bequem gemacht. Umringt von einer treuen Fangemeinde, die sich von Genregrenzen und Trends nicht aufhalten lässt. Die Reise endet langsam, man scheint angekommen. Zu hause. Und genau hier bekommt der Albumtitel seine besondere Bedeutung. Nämlich vor dem Hintergrund, dass bei bisherigen Studioalben immer wieder Themen wie "Journey", "Distance" oder "Travel" relevant waren. Dem ist nicht mehr so. Die neuen Songs heißen programmatisch "The quiet one", "Your troubles are over" oder "In between". Und es macht Sinn, sich Zeit zu nehmen. Sich fallen zu lassen in diese Stücke. Wenn irgend möglich gleich in das ganze Album am Stück. Darüber hinaus: Wenn The Gathering in den nächsten Tagen hier wieder live auflaufen, werde ich diese Band, die ich in meinem Leben - neben Sick Of It All, sic! - am häufigsten überhaupt auf Bühne gesehen habe, sicherlich wieder nicht verpassen. Eine letzte Anmerkung noch: Wenn parallel zu "Home" eine in ihren eigenen Klischees gefangene Band wie Lacuna Coil trotz Majorrückhalts derbe Kritik angesichts Stagnation für ihre neue LP einstecken muss, dann macht sich bei mir ein gutes Stück Genugtuung breit. Sollte in diesem besonderen Falle tatsächlich kreatives Engagement und eine eigene Identität vor vermeintlichen Trends siegen? Wie dem auch sei. The Gathering haben meinen ganzen Respekt für ihr vielleicht bestes, sicher aber stimmigstes Album überhaupt.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 60:27 / Trip-Rock

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