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Lacuna Coil
Karmacode
Die italienische Gothic-Rock-Formation Lacuna Coil hat es in den Staaten zu enormen Erfolgen gebracht und ihr Label dürfte in das jüngst erschienene neue Album große Hoffnungen setzen. Warum auch nicht. Denn klar ist Cristina Scabbia eine süße Frontfrau mit einer netten Stimme, ihr unscheinbarer Gegenpart Andrea Ferro macht auch nichts falsch und die poppige Grundhaltung des Materials stellt für weitere kommerzielle Höhepunkte eine gute Basis dar. Dennoch will bei den 13 neuen Songs keine Stimmung aufkommen. Das ausgelutschte männlich-weiblich-Gesangswechselspiel bekommt auf "Karmacode" nämlich nicht eine einzige neue Facette verliehen. Zudem sorgt eine ebenso schlimme wie überflüssige Depeche Mode Coverversion von "Enjoy the silence" als Bonus (die man mit den netten Videoclips im Enhanced-Part als weitere Dreingabe zumindest teilweise wieder wett machen kann) zusätzlich für Verstimmung. Und was auf dem vor vier Jahren erschienenen Vorgänger "Comalies" noch frisch und gelungen inszeniert klang, wirkt diesmal seltsam antiquiert. Besonders im Vergleich zum zeitgleich erscheinenden The Gathering Album "Home" wird aber die tatsächliche Tragik von Lacuna Coil deutlich: Die Italiener sind zu sehr in ihrem Genre gefangen, was sich auch in der fetten Waldemar Sorychta Produktion zeigt... meine Güte, dieser Sound war schon Mitte der Neunziger nach den großen Zeiten von Bands wie Tiamat ausgereizt gewesen. Und gerade weil die Kompositionen im Vergleich zum Vorgänger weniger Hits im Repetoire haben, andererseits aber zu wenig konsequent experimentelle Pfade beschritten werden, wirkt das Resultat arg halbgar. Schließlich: Das Terrain in diesem Genre ist schlichtweg zu klein für die unzähligen (desöftern auch 'mal talentierten) Bands, welche ihr Revier verteidigen möchten. Und Lacuna Coil fehlt das entscheidende Trademark, um ein Zeichen "gegen" die Konkurrenz zu setzen. Um zum Schluß noch ein wenig subjektiv zu werden: Wer, bitteschön, hat bei den ersten Sonnenstrahlen des Jahres Lust, sich die Stimmung von solch pseudo-melancholischem Schmonz verderben zu lassen...?
/ 47:29 / Gothicrock
