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Blumfeld

Verbotene Früchte

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Sie waren und sind die Konsensband der "seriösen" Musikpresse - vom Springer Verlag über das Feuilleton der Zeit bis hin zur TAZ. Da dürfte es an Gotteslästerei grenzen, ihr siebtes Album "Verbotene Früchte" in der Luft zu zerreißen. Wobei: Vielleicht merken diesmal sogar notorische Gutfinder, auf welch dünnem Boden Blumfeld ihren Samen ausgesät haben. Und dabei kann ich mich an dieser Stelle zumindest als eines der "Weicheier" outen, bei denen "Graue Wolken" vor ein paar Jahren noch hoch und runter lief. Das triviale Textkonzept des neuen Albums löst nichtsdestotrotz teilweise Wut aus, teilweise zweifle ich ernsthaft am Verstand der Beteiligten. Ich meine: Schön, dass man den Dogmatismus der Anfangstage hinter sich gelassen hat. Doch Distelmeyers Texte sind 2006 spießige Alltagsprosa, überwiegend erschreckend bemüht locker ("Der Apfelmann") und von frappierender Naivität, welche aber am mangelnden Soul krankt, um positiv gewertet werden zu können. Zudem sehen Blumfeld offenbar keinerlei Veranlassung mehr, ihre musikalischen Fähigkeiten auszureizen. Das ist alles so "larifari", so entsetzlich uninspiriert und banal, dass es in seiner hippiesken Frühjahrsstimmung ein klein wenig weh tut. Von mir aus: Schiebt es auf den Generationenkonflikt, mir mögen die entsprechenden Grundkenntnisse für diese Entwicklung fehlen. Doch ich bin mir sicher, dass es an "Verbotene Früchte" nicht viel zu verstehen gibt. Vielleicht nur soviel: Distelmeyer hat offenbar alles erreicht, was er wollte und macht jetzt halt einfach irgendwie weiter. Und ja: Auch die "Zwischen-Zeilen-lesen"-Fraktion wird ihre liebe Not mit dem neuen Material haben. Klar: Blumfeld ecken wieder an, vielleicht gerade deswegen. Nämlich auf eine Weise, wie es Pur auch tun. Unangestrengt auf der einen, unmotiviert auf der anderen Seite. Denn ohne Blumfeld nun die Relevanz ihrer Frühwerke streitig machen zu wollen (wie könnte ich): Zum Glück passieren in Hamburg gerade noch andere Sachen - und damit meine ich jetzt bestimmt nicht nur das Grand Hotel. Vier Punkte für zwei Handvoll schöner Popmelodien. Und weil ich mich nicht traue, noch weniger zu vergeben...

Bewertung: 4 von 10 Sternen / 62:37 / Deutschpop

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