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Tool

10,000 Days

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Viele hatten schon nicht mehr ernsthaft daran geglaubt; doch Tool beglücken ihre Jünger in diesem Jahr tatsächlich mit einem neuen Studioalbum. Dabei wäre es fast schon ermüdend, in die allseits zu erwartenden Lobpreisungen von Presse und Publikum einzustimmen. Doch was will man machen? Alleine über die Aufmachung bzw. dessen Konzeption liessen sich schon ganzseitige Rezensionen verfassen. Vor allem kann jedoch schon jetzt konstatiert werden: Tool erfüllen die in sie gesetzten, abermals unfassbar hohen Erwartungen mühelos. Und zwar auch jenseits der alles überragenden Instrumentalarbeit. Schließlich gibt es wohl keine zweite Formation, die ihr Können derart effizient einsetzt. Denn der Song und insbesondere seine Atmosphäre sind es, die das Zentrum von "10,000 Days" markieren. Das gilt auch wieder für die Komplexität des Materials, die nicht eine Sekunde zum Selbstzweck verkommt. Die Stücke nehmen dabei dennoch exorbitanten Raum ein; die Stimme von Keenan wird eins mit den Leistungen seiner Band. Doch bevor man von den überlangen Manifesten erdrückt zu werden droht: Zwischen die einzelnen Songbrocken bauen die Künstler immer wieder Verschnaufpausen ein. Außerdem: Bestimmte Fragmente und Melodiebögen kommen einem durchaus bekannt vor. Tool haben in dieser besonderen Hinsicht durchaus ein limitiertes Spektrum. Dennoch oder deswegen sind sie dem Gros der sich selbst "progressive" titulierenden Konkurrenz Meilen voraus. Schon deswegen, weil man nach jahrelanger Pause gierig nach diesem typischen Sound lechzt, den eben keine andere Formation vergleichbar inszeniert. Wir sprechen hier sozusagen von einer "Limitierung im eigenen Universum". Und nicht einmal das stimmt vollständig: Denn da sind dann Songs wie "Jami", phasenweise derbe rockend, sogar mit Wah-Wah-Gitarren aufgepumpt. Und das Endszenario "Viginti tres" scheint direkt David Lynchs' Eraserhead entsprungen, hinterlässt den Hörer schon beim ersten Kontakt verstört - Aber eben auch vorsichtig begeistert, wie sich dieses Album noch entwickeln wird. Über die Langzeitwirkung von "10,000 Days" vermag derweil weder ich noch irgendein anderer Rezensent sicher Auskunft geben können. Die ersten elf Hördurchgänge lassen aber durchaus Vermutungen zu, dass das kalifornische Quartett seine mit "Aenima" und "Lateralus" etablierte Position als audiovisuelle Maniker nochmals ausbauen können wird. Kann es sein, dass Tool wirklich ausschließlich Klassiker produzieren? Die Antwort auf diese Frage beantworte ich vorsichtig optimistisch mit "nur" acht Punkten - bei äußerst starker Tendenz nach (ganz) oben.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 75:52 / Progrock

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