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Black Heart Procession

The Spell

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Die Prozession der schwarzen Herzen aus San Diego nimmt bedächtig aber kontinuierlich ihren Weg aus der melancholisch undurchdringlichen Schwermut der Anfangstage (über eine Zwischenstation in den "Fishtanks"...) hin zu helleren Gefilden. Denn selbst wenn der Großteil der neuen Kompositionen nach wie vor in Moll gehalten ist: Von der Düsternis ihrer Erstlingswerke entfernt sich die Black Heart Procession Stück für Stück. Da wären (als nur ein Beispiel) folkloristische Einflüsse, die für mehr Songorientierung sorgen. Und in dieser seltsamen Übergangsphase scheinen Black Heart Procession den allseits hochgelobten Arcade Fire dicht auf den Fersen. Die Surrealität der Vorgänger hat man in diesem Zuge eingetauscht gegen griffigeres Material und klarere Songstrukturen.Weshalb die Spielzeit mit gerade einmal einer dreiviertel Stunde überraschend bündig ausfällt. Trotz seiner Weiterentwicklung bleibt der Sound aber charakteristisch; und das nicht nur wegen der fünften Fortsetzung von "The Waiter" (brillant, übrigens). Dreh- und Angelpunkt bildet nämlich die Handschrift des ehemaligen Three Mile Pilot' Pall Jenkins. Was Kritiker gleichermaßen als Nachteil sehen mögen: Betrachtet man "The Spell" nämlich ganz nüchtern, lässt sich sporadischer Kitsch und kalkulierte Atmosphäre heraushören. Ein etwas uminstrumentierter Americana-Verschnitt, sozusagen. Lässt man sich auf das Album ein, begegnet man dagegen verwunschenen Orten wie "Return to burn" und glaubt plötzlich doch zu wissen, dass die Band mit "The Spell" ganz bewusst diese eigenwillige Richtung eingeschlagen hat. Hypnotische Streicher (oder sind es doch verzerrte Gitarren?) lassen die Aufmerksamkeit nicht weichen - In vielen Fällem mögen solche Zutaten nur affektierte Mittel sein, um Aufmerksamkeit zu erheischen. Hier jedoch sorgen sie, wenn sie die Melodielinie nicht selbst tragen dürfen, für kauzige Effekte. Ich kann mich nur wiederholen: Lässt man sich darauf ein, überkommt einen die Black Heart Procession so mysteriös wie intensiv. Ihr fünftes Album bevölkert einen eigenen Landstrich, welcher irgendwo zwischen den Herkunftsorten der Kernmitglieder zu finden sein muss: Neben genannten Three Mile Pilot sind das Modest Mouse und The Album Leaf. Ein aufregender Platz.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 45:15 / Indierock

Autor:


Von "The Spell" kann man sich direkt hier verzaubern lassen.


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