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Jewel

Alice In Wonderland

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Das Jewel'sche Wunderland ist voller Akustikgitarren und großer Popmomente. Großartig ist das noch lange nicht. Dafür aber Radiomusik in Perfektion.
Jewel hat ein bewegtes Leben hinter sich. Das ist durchaus nicht ironisch oder als Review-Floskel zur Einleitung zu verstehen. Sie hatte wirklich ein bewegtes Leben. Geboren in Utah, Jugend in Alaska, die Mutter Mormonin, der Vater ein Schweizer Futurist. Dann: 11-fach mit Platin ausgezeichnetes Debüt Pieces Of You, dreifache Grammy-Kandidatin, der Verkauf von weltweit 25 Millionen JEWEL-Alben ... Da muss man mal innehalten und zurücksehen. Jewel hat das nach ihrem grauenhaften Ausrutscher "0304" getan. "Alice in Wonderland" ist nicht nur eine Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit, es ist auch eine komprimierte Werkschau. Jewel ist Jewel, durchtränkt vom Gedanken, den perfekten Folkpop-Song zu machen. Dass da niemand mit dem Anspruch herangegangen ist, ein besonders kantiges, womöglich gar politisches Album zu machen, steht außer Frage. Alles hier ist Radiotauglich. Jeder Mid-Tempo-Song ("Again and Again"), jede Ballade ("Last Dance Rodeo"), jede Rockhymne ("Only One Too") ist durchgeplant und ganz auf den Hörer zugeschnitten. Von wegen kompromisslos. Einzig die Texte sind es, die Jewel davor retten, als billiges Popstimmchen in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Da versteckt sich eben doch eine kleine kompromisslose Natur, eine Rebellin, der die Idee der perfekten Liebe abhanden gekommen ist, die mit ihrem Schicksal hadert und am Ende doch einsehen muss, dass nichts zu beeinflussen ist, dass man den Unberechenbarkeiten des Lebens ohnmächtig gegenübersteht. "Your mind says: sweetheart, you better stick around / but your heart says: oh, i'm too weak in the knees / oh god, what do i do?" Ein seichtes Poplüftchen mit kleinen großen Momenten, die sich verstecken. Sie zu suchen ist Sache derjenigen, die besonders anfällig sind für glatte Popmusik. Ich jedenfalls bin es nicht.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / 40:24 / Folk-Country-Pop

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