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Midlake

The Trials of Van Occupanther

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Die neue Gemütlichkeit. Hätte ich einen See vor meiner Wohnungstür, Midlake würden jedesmal gespielt, während ich Kopfsprung übe. Schon lange hat eine Band nicht mehr so sehr nach Tannennadeln und Flanellhemden gerochen wie Midlake - dabei sind die aus Texas.
Das zeitlose an Neil Young oder Simon & Garfunkel ist ihre Klischeelosigkeit und ihr Musikverständnis. Jenseits von großen Rockergesten sind auch Midlake. Wie sie da aufspielen, als Opener für das Immergut-Festival, das hatte schon was von Understatement. Die zerschlissene Jacke des Sängers Tim Smith (auch so ein grundsolider amerikanischer Name) tat eigentlich nur ihr übriges. Midlake, diese Texaner, sind Vollblutmusiker, das bestätigt später nach dem Auftritt auch Paul Alexander im Interview. Fehlendes Muckertum bedeutet jedoch nicht gleichzeitig gähnende Langeweile, ganz im Gegenteil. Für Midlake zählen die emotionalen Gesten, das zwischenmenschliche Understatement, das lesen in den Gesichtern der anderen, das Beobachten von Gemütszuständen. Etwa wenn Smith in "Young Bride", dem absoluten Highlight des Albums, von den Depressionen einer bildschönen jungen Frau sing. "My Young Bride / why are your shoulders like that / like a tired old woman". Wie da die Violine singt, wie das rumpelige Schlagzeug sich in den Sound einschmeichelt: das hat Klasse und ist fernab der etwas müden Bezeichnung "Folkrock", die Midlake gern aufgedrückt wird. Meilenweit. Das Zweitwerk der Band dürfte auf niedriger Ebene für Durchbruch sorgen. Denn für die großen Hallen ist das nichts. Nicht etwa wegen der fehlenden Qualität, eher wegen seiner Zerbrechlichkeit. Leider wirkt diese Zerbrechlichkeit an manchen Stellen etwas zu authentisch. Will heissen: die Highlights offenbaren sich erst nach vielen, vielen Durchläufen. "We Gathered in Spring" und "It Covers the Hillsides" sind gute Beispiele dafür. Immer dann, wenn der Folkrock nicht müffelt, wenn die Gemütlichkeit der Emotionalität weicht, immer dann werden Midlake zu einem echten Erlebnis. Das zu entdecken muss man erst üben. Wie Kopfsprünge.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 40:24 / Folkrock

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