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Weegs, The

The Million Sounds of Black

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Langsam wird das doch wirklich ermüdend: Schon wieder eine Band, die sich auf die 80er bezieht. Doch Halt! Hier stehen ausnahmsweise mal nicht Gang of Four und Josef K Pate, die Weegs orientieren sich lieber an den avantgardistischen Post-Punks Pere Ubu und an No Wave Vorreitern wie Minimal Man.
So was hört man eher selten heutzutage. Trotzdem ist es wichtig, dass auch dieser Sound ins 21. Jahrhundert transportiert wird. Die Weegs machen dabei sogar eine ziemlich gute Figur: Die Gitarren lärmen konsequent, die Synthies orgeln windschief darauf herum, die Rhythmen sind treibend und der Sänger singt schief, aber hingebungsvoll. Ein besserer Titel wäre vielleicht „The Million Sounds of Noise“ gewesen, denn die Band aus der Bay Area bemüht sich wirklich ihren Lärm immer wieder anders klingen zu lassen. Die Variation des Tempos ist da noch das gewöhnlichste Stilmittel. Dass sie die Extreme draufhaben beweisen sie mit dem Vollgassong „Hot Dog Stand“ und mit dem schleppenden „Aphid“, bewegen sich jedoch bevorzugt in der Mitte. Bei „Two and Three Eighths“ regieren die Gitarren in einer knusprigen Verzerrung, bei „Sixty Five MPH“ hingegen schichten sie Synthies auf. Zudem herrliche kleine Ideen, wie beispielsweise die direkte Pere Ubu Referenz im Opener „Three Dicks“ (das Saxophon klingt wie bei „Laughing“ vom 78er Album „Modern Dance“) oder das Hochschwurbeln der Synths in „Daphid“. Lediglich das abschließende 46-minütige „The Million Sounds“ (liegt der LP Version auf CD bei) hätten sie sich sparen können. Unnötiges songstrukturfreies Rumgeklimpere, dass sich wirklich kein Mensch komplett anhören kann. Davor ist „The Million Sounds of Black“ ein grenzgängerischer Haufen Lärm, der für die meisten Menschen ungenießbar sein dürfte, für abgehärtete Lärmfreaks allerdings durchaus seinen Reiz hat.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 72:08 / No Wave Noise

Steffen Kern






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