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Saint Jude's Infirmary

Happy Healthy Lucky Month

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 Die beste Velvet Underground Rip-Offs kommen immernoch, klar, aus ... Schottland. Wer hätte gedacht, dass neben Schunkel-Indie und Post-Punk auch düsterer Rock'n Roll seine Auferstehung in Schottland finden würde.
Es macht einen schon ein bischen Angst, wenn Saint Jude's Infirmary da lospoltern, immer haarscharf vorbei an der Grenze zur Lächerlichkeit. Aber sie bekommen die Kurve immer wieder, selbst in Momenten wie "Good-bye Jack Vettriano". Funeral Troubadours, hat irgendjemand über die Schotten geschrieben, und treffender kann man es einfach nicht beschreiben. Immer wieder kommt die Band mit ur-schottischen Geschichten und Metaphern um die Ecke, die ein normaler Mitteleuropäer einfach nicht kennt. Nachblättern hilft da: John Coltrane (aus dem Stück "The Church of John Coltrane") kennt man noch gerade so. Aber Jack Vettriano (aus "Good-bye Jack Vettriano")? Ein schottischer Maler also, aha. Und so ziehen sich die Bilder durch ein Album, das schwer zu fassen ist, zumindest an einem schwülen Sommernachmittag während der Fußball-WM. Aber man täte Saint Jude's Infirmary unrecht, sie vorschnell als unausgereiftes Produkt post-pubertärer Begeisterung für den 60s Heroin-Chick abzustempeln. Das scheint zwar beim ersten Höreindruck so, nach und nach offenbaren sich allerdings die Qualitäten. Wenn man erstmal die Flöten und die verqueren Schrammelgitarren beiseite schiebt, kommt interessantes zum Vorschein. "Happy Healthy Lucky Month" zum Beispiel ist ein fantastischer Song, der so oder so ähnlich auch aus der Feder von Nico oder Lou Reed hätte stammen können und schafft mal eben noch eine breitere begeisterung für einen Sound, der schon lange begraben scheint. Schlussendlich allerdings muss man sagen, dass die Höhepunkte rar gesät sind. Zumindest Appetit geholt hat man sich. Interessant wird es, sobald Saint Jude's Infirmary genug Selbstbewusstsein gesammelt haben, um sich von ihren Vorbildern zu lösen.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / 40:24 / Rock'n Roll

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