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MISC - sellfish.de Beifang 07/06 | 01

Miscellaneaus: Genrekram*EP*Vinyl*MCD*Sampler*Demos*Soundtrack

Eine neue Heimat bei sellfish.de: Für Sachen, die normalerweise unterzugehen drohen. Oft verdient und von manchen verachtet lassen sich in dieser Rubrik immer wieder auch echte kleine Perlen entdecken...

Bombdolls, The - Explosive Lullabies CD

Cityrat Records

Soviel gleich zu Beginn: Die Bombdolls hätten ein rundum überzeugendes Debüt abgeliefert... wäre da nur nicht dieses unsäglich hässliche Coverartwork. Obwohl, letztendlich gibt die Kinderzimmer-Szenerie mit den Postern an der Wand zumindest einen Eindruck, woher die vier Schweden ihre Einflüsse beziehen: Die Ramones, AC/DC und Motörhead nämlich zieren den Raum, während das abgebildete Baby ein Exemplar von "Explosive Lullabies" hört. Das passt durchaus zusammen, denn musikalisch bewegen sich The Bombdolls ziemlich genau in diesem Dreieck. Los geht es ordnungsgemäß mit einem gepflegten "One-Two Fuck you!", dann wird in "Last train" deftigst gerockt. Und zwar gekonnt: Ganze fünf Demos nahm die Band aus Tranas vor dieser Veröffentlichung auf - und sammelte damit ordentlich Erfahrung, wie man eingängigen Punk'n'Roll zockt. Denn an Ohrwürmern mangelt es Tracks wie "I'm feeling alright" oder "Send me to jail" jedenfalls nicht. Dass dabei die Bones (respektive Social Distortion) immer wieder massiv grüßen lassen, tut der Begeisterung keinen Abbruch: Mit 15 Songs in einer guten halben Stunde hängt man die Landsmänner zumindest in Punkto Geschwindigkeit klar ab. Und die Stimmen der beiden Gitarissten Jonasty und Dissen (feiner Name, auch) stecken genügend voller Rotz, um authentisch abgefuckt zu klingen. Ich kann mich nur wiederholen: Abgesehen vom Schund-Cover ein absolut empfehlenswertes Scheibchen, welches allen Genrefans hundertprozentig reinlaufen dürfte.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 32:20 / Punk'n'Roll / cityrat-records.com
Michael Streitberger

Cheap Trick - Rockford CD

Steamhammer / Spv

Die alten Herren des klassischen Powerrocks melden sich nach dreijähriger Abstinenz wieder mit neuer Platte (und neuer Plattenfirma) zurück. Und die Tatsache, dass sie mittlerweile auf einem Indielabel veröffentlichen, zeigt schon an, wo das Medieninteresse dieser ehemaligen Legende mittlerweile liegt: 40 goldene Schallplatten in 30 Jahren Musik bewahrten Cheap Trick eben nicht davor, dass sie heute vor allem noch im Fokus von Musikliebhabern rangieren. Nun mit "Rockford" nichtsdestotrotz wieder ein Studioalbum in der Originalbesetzung Rick Nielsen (Gitarre), Robin Zander (Gesang, Gitarre), Bun E. Carlos (Schlagzeug) und Tom Petersson (Bass). Bei dieser Konstellation verwundert es nicht, dass die zwölf Songs auf Anhieb etwas altbacken klingen. Aber durchaus auf eine sympathische Weise: Die von Linda Perry produzierte Single "Perfect Stranger" beweist nämlich auch, dass Cheap Trick nach wie vor den Kniff 'raus haben, eingängige, mehrstimmige Songs mit großen Melodien zu schreiben. Ebenso das Beatles'ke "O Claire" oder die zahlreichen rockigeren Stücke (prima: "Give it away"). Gründer und Gitarrist Rick Nielsen und seine Kollegen haben mit diesem Stil längst Vorbildfunktion für eine Vielzahl an Bands, darunter Green Day oder King's X - für welche sie mit ihrem Power-Pop-Rock einen eigenen Sound mitprägten. Aber auch eine mehrmalige Erwähnung bei den Simpsons zeugt von der Relevanz, welche diese Band auch nach ihren Mainstream-Erfolgsjahren in den späten Siebzigern noch heute hat. Mit dem Albumtitel "Rockford" zollen sie nun nicht nur ihrer Heimatstadt Illinois Tribut, sondern zeigen tatsächlich, dass sie noch über ihre alten Stärken verfügen: Cheap Trick feuern ein Ohrwurm-Feuerwerk ab, welches alte Hasen wie Jungspunde gleichermaßen begeistern dürfte.
Bewertung: 8 von 10 Sternen / 41:22 / Rock / spv.de
Michael Streitberger

Cloudscape - Crimson Skies CD

Metal Heaven / Point

Hm, weiss nicht, vielleicht liegt es ja an der Geldgeilheit Dream Theaters', die nicht nur mir absolut den Spass an deren Mucke nimmt und Ausschau nach symphatischeren Talenten im Progbereich halten lässt. Okay, natürlich gibt's da bereits zahlreiche Alternativen; und Bands wie Ayreon, Vanden Plas oder OSI stellen das Traumtheater schliesslich ja auch oft genug in den Schatten. Aber eben nicht nur die, auch die Schweden Cloudscape fahren so einige progressive Parts und überraschende Wendungen in ihren Songs auf, fühlen sich stilistisch ansonsten jedoch eher im melodischen Metal heimisch. Damit sind sie natürlich um einiges leichter zugänglich als Bands mit hohem Frickelgrad und zwölfminütigen Songepen. Jede Progband tönt eben ein klein wenig anders, und diese hier baut selbstredend (ein Blick auf's Herkunftsland dürfte genügen...) noch ein paar neoklassische Zitate ein. So unter anderem im ansonsten recht modern tönenden 'Breach in my sanity', das dem Sound noch eine weitere Nuance hinzuzufügen vermag. Mit Sänger Mike Andersson, der nebenbei noch ein Projekt namens 'Planet Alliance' mit Ozzy-Gefährte Bob Daisley und Magnus Karlsson in der Pipeline hat, ist der Posten am Mikro brilliant besetzt. Der Mann setzt den ohnehin starken Songs wie 'Shapeshifter' oder '1000 Souls' die sprichwörtliche Krone auf! Also, machen wir's kurz: Anhänger der genannten Acts und Leute, die das Allen / Lande-Werk im Schrank stehen haben, sollten das erstklassig und richtig knallig auf den Punkt produzierte Album schleunigst antesten. Und wer dann tatsächlich Gefallen an der Scheibe findet, dem sei noch verraten, dass Band derzeit in den Planungen für eine kleine Deutschlandtour steckt, die aller Voraussicht nach noch im laufenden Jahr stattfinden soll. Und für's Sweden Rock sind sie ohnehin schon bestätigt. Na, dann macht mal hinne, Jungs!
Bewertung: 8 von 10 Sternen / 60:42 / Progressive Metal / cloudscape.se
Stefan Löffler

Ducky Boys - The War Back Home CD / Mark Lind - Death Or Jail CD

I Scream / Cargo

Seit vier Alben spielen die Ducky Boys ihre Variation von Boston Punk. Eine Variation, die mit den Hardcore-Roots von Kollegen wie Dropkick Murphys oder den Welch Boys nichts mehr am Hut hat, sondern sich als schwer rockig entpuppt. Dabei klingt "The War Back Home" keinesfalls spektakulär, sondern eben nach handgemachter Musik von der Straße. Musik, die vom Leben, der Liebe und dem Sterben handelt und dieses Schicksal mühelos in drei Akkord-Songs verpackt. Sänger Mark Lind liegt stimmlich nicht arg weit von einem Mike Ness entfernt, so dass dem Material der Ducky Boys eben auch eine ordentliche Social Distortion-Schlagseite anhaftet. Das gleiche gilt interessanter Weise genau so für das zeitgleich erscheinende Soloalbum von Lind, das mit "Death Or Jail" einen Titel trägt, welcher gleichermaßen der nächsten Mike Ness Soloveröffentlichung ebenbürtig wäre. Wobei man sagen muss, dass der stilistische Abstand zu den Ducky Boys minimal ist. Woher auch, wenn der einzige Lineup-Unterschied in einem anderen Gitarristen liegt... Darum wird auch hier so gerockt, dass man merkt, dass eine ganze Band mit am Start ist. Weshalb die Zusammenfassung beider Scheiben in eine Review durchaus legitim ist. Klar, dass das Niveau der Songs nicht mit der Intensität der zitierten Altmeister mithalten kann. Dennoch und selbst wenn mich die in ihren ruhigeren Momenten etwas an Ugly Kid Joe (ähem!) erinnernden, gepressten Vocals ein wenig nerven: Wer auf Boston Punk mit einer dezenten Singer-Songwriter-Note steht, der macht weder mit "The War Back Home" noch mit "Death Or Jail" etwas falsch. Er sollte sich aber auch überlegen, ob er sein Geld in zwar nicht unsympathische, jedoch relativ mittelmäßige, geradezu unscheinbare Alben investiert...
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 32:30 / Punkrock / duckyboys.com
Bewertung: 5 von 10 Sternen / 34:26 / Rock / mark-lind.com
Michael Streitberger

Empire - Raven Ride CD

Metal Heaven / Soulfood

Any Black Sabbath-Fans out there? Aber stop, die Anhänger der Ozzy-Phase dürfen sich getrost wieder hinsetzen, angesprochen sind vielmehr die Fans der Dio- und Tony Martin-Phase. Kein Wunder also, dass letztgenannter auch bei EMPIRE das Mikro in Händen hält. Mr Martin beeindruckt nämlich noch immer mit einem erstaunlich jugendlich klingenden Organ, auch nachzuhören auf seinem jüngsten Alleingang auf MTM. Mit 'Raven Ride' gelingt dann auch ein nahezu perfekter Einstieg, denn die Nummer vereint alle Stärken, die schon 'Headless Cross' so einmalig werden liessen. Düstere Grundstimmung, schleppendes Tempo und gnadenlose Heavyness: eben all jene Zutaten, die auch BLACK SABBATH alles andere als fremd waren. Es gibt einige Reisser auf dem Album, doch nicht alles kann derart überzeugen: was hat sich Riffmeister und Hauptkomponist Rolf Munkes bitteschön bei 'Maximum' gedacht? Sinnlose Aggro-Stakkato-Salven ohne jegliches Feeling. Ebenso ist 'The Devil Speaks The Sinner Cries' meiner Meinung nach eine ganze Spur zu sehr auf böse getrimmt und verliert dabei die nötige Stringenz aus den Augen. Das Gros der Songs geht aber in Ordnung, doch bei einer ohnehin nicht gerade üppig bemessenen Spielzeit fallen schon zwei, drei Rohrkrepierer relativ stark ins Gewicht. Aber genug der Meckereien, denn hinsichtlich der Produktion werden absolut keine Gefangenen gemacht, und bei der Rhythmussektion, bestehend aus Ikone Neil Murray (ex-Whitesnake, Black Sabbath) am Bass und Andre Hilgers (Axxis) an den Drums ist das Zusammenspiel erwartungsgemäss mehr als nur kompakt. Hier sind also absolute Könner am Werk, die nur darauf warten, euch mit ihrem Sound zu infizieren. Dürfte vielfach auch gelingen...
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 45:48 / Sabbath-Memorial-Rock / metalheaven.net
Stefan Löffler



The GoSet vs. Cashless - Leaving Home Split-EP
The GoSet - The Hungry Mile ALBUM
Modern Noise / Cargo Records

Hier kommt der Soundtrack für die nächste Party, wenn Mami und Papi übers Wochenende weg sind und zu Hause endlich mal wieder Stühle zertrümmert und ordentlich Dosenbier getrunken werden soll. Kater vorprogrammiert: am nächsten Morgen schmeckt das Bier nicht mehr und die Musik klingt irgendwie auch nicht mehr so geil, als man betrunken war. Punkrock, der viel Spaß machen kann, nüchtern aber auch durchaus an den Nerven zehrt. The GoSet kommen aus Australien und machen politisch motivierten Punk, der sich leider durch die Folk-Blutgrätsche selbst disqualifiziert, obwohl die Idee im überfüllten Punkgenre dennoch einen progressiven Moment darstellt. Ob es an den furchtbaren In Extremo liegt, dass man in unserem Breitengrad bei Dudelsack und mittelalterlichen Flöten sofort die Schotten dicht macht? The GoSet bieten jedenfalls Hits, Hits und Hits. Gut und unspannend produziert, was dazu führt, dass das australische Quintett auf der Split-EP mit Cashless noch überzeugen kann, während es auf Albumlänge dann steil bergab geht. „Davey“ könnte mit seiner eingängigen Mandolinen-Melodie zwar endlich mal „Bob“ in der Punkrockdisco um die Ecke ablösen, aber viel weiter wird es wohl nicht gehen. Überdurchschnittliche Genre-Kost ist ihr zweites Album „The Hungry Mile“ aber dennoch geworden, was nicht nur an der Band, sondern auch am Genre liegt. Split-EP ohne zweite Band macht wenig Sinn und deshalb teilen sich The GoSet den Tonträger mit den Jungspunden Cashless. Good Charlotte-Klamotten treffen auf Donots-Melodien und Singalongs. Poppunk, der herrlich flach und völlig belanglos daher kommt. Taugen als Aufheizer vom Dienst und standen wohl unter anderem auch deshalb schon mit Bands wie The Used, Exploited oder eben den Donots auf der Bühne. Poppunkparolen wie „We Are The Youth“ oder “I Need Your Love” braucht aber 2006 eigentlich niemand mehr. Bleibt zu hoffen, dass sie mit dem Akustik-Schmeißer „Never Come Back“ nicht ihr eigenes Schicksal besingen. Oben drauf gibt es zu den sechs Songs noch vier Videos, die zwar keine neuen Erkenntnisse bringen, aber immerhin nett anzuschauen sind. Auch hier liegt Australien klar in Führung vor Deutschland, was allerdings lediglich eine Budgetfrage ist.
-- / Folkpunk und Poppunk / modernnoise.de
Bewertung: 5 von 10 Sternen / Folkpunk / thegoset.com.au
Sebastian Gloser

Heed - The Call CD

Metal Heaven / Soulfood

Härtere Töne wollten sie fabrizieren, die beiden Schweden Daniel Heiman und Fredrik Olsson, weshalb sie ihre Band Lost Horizon verliessen und sich 2004 mit verstärkter Mannschaft unter dem Banner Heed zusammenfanden. Genau diese Motivation lässt sich unschwer leugnen, denn in punkto Härte sind Lost Horizon im direkten Vergleich tatsächlich Waisenknaben. Doch das kann natürlich nicht alles sein, was also hat die Kapelle genau zu bieten? Heed erschaffen wahrlich hymnisch anmutende Songs, die bei aller Mitsingkompatibilität zwar eben verdammt heavy aus den Boxen drücken, dabei aber selten in sinnlose Räudigkeit umschlagen. Über tiefer gestimmten E-Gitarren und aggressivem Riffing entfalten sich äusserst melodisch ausgerichtete Refrains ('I am alive', 'Tears of prodigy'). Keine kinderliederartigen Tralala-Melodylines allerdings, wie man immer wieder geneigt ist zu betonen, denn Klons sind die Herrschaften keinesfalls. Vergleiche anzustellen fällt schwer, aus ferner Distanz betrachtet eignen sich, sagen wir mal, Last Tribe oder die jüngst veröffentlichte Bloodbath-Scheibe als grobe Anhaltspunkte. Manch Songbeginn lässt fast schon deathmetal-artige Growls erwarten, aber Heed kriegen immer noch gerade so die Kurve, um das Material nicht in sinnlose Aggro-Keulen ausarten zu lassen. Von der Spielzeit dürft ihr übrigens guten Gewissens so an die zehn Minuten abziehen, die auf den versteckten Bonustrack zu warten sind. Ob diese Unsitte nötig gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln, aber ansonsten spricht wenig dagegen, als Genrefan mal wieder 'nen tighten Newcomer zu unterstützen.
Bewertung: 7 von 10 Sternen / 61:20 / Metal / heedonline.com
Stefan Löffler

Rusticate - Crimson Letters (An Education Thing) CD

Country Bumpkin Records / Shrodinger Records

Schon ihre EP "What's Behind The Fences Of Your Smile?" hatte mich vor zwei Jahren aufhorchen lassen. Doch was Rusticate für ihren ersten regulären Longplayer auf Band gebracht haben, sollte eine ganz bestimmte Zielgruppe unbedingt aufhorchen lassen: Die Gainesville-Posse um Hot Water Music, Against Me oder Grabass Charlestons findet hier nämlich ein Pendant, welches absolut ernstzunehmend ist. Denn die vier verstehen es gleichermaßen authentisch, ungehobelt, dezent vertrackt sowie energetisch zu klingen. Und höchstens die offensichtliche Orientierung an jenen Bands kann man hier noch als Kritikpunkt gelten lassen. Wobei, nicht wirklich: Denn eine subtile Dischord-Note haftet den elf Tracks ebenfalls an. Spielt ja eigentlich auch keine Rolle: Denn vor allen Dingen können die Quakenbruecker derart knackige bzw. treibende Songs schreiben, dass sich daran einige Kollegen die Zähne ausbeißen dürften. Zudem nehmen sich Rusticate jederzeit selbstbewusst das Recht heraus, auch mit ein paar überraschenden Breaks oder lärmenden Gitarren zu arbeiten ("Emergency exit friendship society"), ohne dass dabei der Kopf über den Bauch siegen würde. Die rauhen Vocals der beiden Sänger Manuel und Andreas geben dem Material schließlich den letzten, rotzigen Schliff. Fazit: "Crimson Letters" stellt für mich eine der einheimischen Überraschungen des Sommers dar und rückt mir Rusticate nachdrücklich als ernstzunehmende Band ins Bewusstsein, welche den Newcomerstatus längst hinter sich gelassen hat. Dass man es diesmal sogar zu einem US-Release gebracht haben, spricht Bände!
Bewertung: 8 von 10 Sternen / 34:46 / Punkrock / rusticate.com
Michael Streitberger

Panic - Circles CD-EP

Reflections Records / Cargo

Die volle Hardcore-Keule lassen Panic aus New York City los. Wieviele Reviews fangen eigentlich mit diesem Satz an? Bestimmt nicht wenige... Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass damit die Quintessenz der Aufnahmen auf den Punkt gebracht wurde. Jene Band, die sich nach gerade einmal zwei vielversprechenden EPs für Bridge Nine und einer mehrjährigen Pause nun wieder reformiert hat, hat es zwar wieder nur auf Minimalspielzeit gebracht, wird aber tourmäßig zumindest als erstes Europa ins Visier nehmen. Wenn man diese sechs neuen Songs hört, werden schnell wieder Erinnerungen an Judge, Sick Of It All oder American Nightmare wach. Auch deswegen, weil sich in den Reihen von Panic neben ehemaligen Mitgliedern letzterer zudem In My Eyes- bzw. The Trouble-erfahrenes Personal befindet. Was man dem Material anmerkt. Nur schade, dass auf "Circles" eben nach gut zehn Minuten alles schon wieder vorbei ist. Himmel, das macht so doch keinen Spass! Da helfen die besten Zutaten nichts, wenn im Nu wieder Stille herrscht. An sich machen Panic nämlich alles absolut richtig: Breakdown-Parts, Mitgröhl-Passagen, Melodien (hört euch "Hello young lions" an) und dabei immer direkt auf die Zwölf steuern - so und nicht anders muss das sein. Also bitte: Jetzt bringt endlich 'mal einen regulären Longplayer an den Start. Ich wäre ja schon mit der üblichen knappen halben Stunde zufrieden...
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 11:20 / Hardcore / reflectionsrecords.com
Michael Streitberger

Van Dogs, The - Stick To The Ground CD

We Bark! Records / Eldorado Music

Kurz vor meinem Urlaub flattert mir diese CD auf den Tisch - und irgendwie reizt es mich doch, das Album noch schnell zu besprechen. Schließlich läuft es mir auf Anhieb ausgezeichnet rein, was die Band aus Regensburg bzw. Oldenburg da selbst produziert hat. Ihren ersten Longplayer nach der letztjährigen Demo-CD lassen die Van Dogs zudem auf dem eigens gegründeten Label We Bark! Records vom Stapel. D.I.Y. wohin das Auge reicht, also. Zu hören gibt es auf den ersten Blick rauhen Streetpunk, der besonders von der Stimme von Sängerin Silke Heimann lebt. Doch weil mit Gitarrist Roland (ex-Growing Movement) und Matthias Scheuerer (ex-Driving The Salt) auch ein paar ehemalige Hardcore'ler mit am Start sind, geht es auf "Stick To The Ground" manchmal sympathisch derbe zu. Die überraschendsten Momente sind aber die, in welchen sich zwischen das hymnische Material verspielte Elemente ("Lost your brain") mischen. Man darf die Vermutung anstellen, dass die Beteiligten offenbar von NoMeansNo angetan sind. Dass die zwölf Songs dabei trotz ihrer verschiedenen Facetten durchgehend eine ordentliche Rock'n'Roll Kante haben, ist vielleicht der eigentliche Verdienst der The Van Dogs. Interessantes Debüt, welches einschlägige Labels aufhorchen lassen sollte.
Bewertung: 6 von 10 Sternen / 31:29 / Punkrock / the-van-dogs.de
Michael Streitberger

V/A - The Kings Of Diggin' 2-CD

BBE / Rapster / Rough Trade

Nachdem sich mit RZA, Masters At Work oder DJ Premier bereits einige prominente Vertreter der Produktionsszene um die "The Kings of ..." Compilations verdingt gemacht hatten, geht deren neuester Beitrag auf das Konto von Kon & Amir sowie DJ Muro. Welche wohl nur absoluten Insidern ein Begriff sein dürften. Denn das Motto "digging" - zu deutsch: "ausgraben" - beschreibt sehr gut, worum es auf dieser Doppel-CD geht. Das Trio hat nämlich in Plattenläden, auf Auktionen oder in 2nd Hand Läden einen bunten Strauß an Material ausgegraben, welches vormals noch nie auf Compilations veröffentlicht wurde... und auch sonst schwer zu beziehen gewesen sein dürfte. Insofern darf man sich nicht wundern, wenn einem vielleicht keiner der 61, im Dreieck zwischen Pop, Soul und Jazz angesiedelten Tracks etwas sagt. Genau solches Material ist es aber eben, welches bei Produktionen von modernen HipHop-, Soul- oder Elektronic-Künstlern in gesampleter Form immer wieder als Grundlage dient. Das Produzenten-Duo Kon & Amir bestreitet dabei zusammen den ersten Teil dieser Compilation. DJ Muro, der sich für die zweite CD verantwortlich zeichnet, ist in seiner Heimat Japan unbestrittener Meister der "Diggin'"- bzw. "Record Collecting"-Zunft. Was soweit führt, dass er für seine 100.000 Schallplatten ein eigenes Apartment anmietete... Ähnlichen Kuriositäten-Charakter erfüllt auch diese Zusammenstellung, deren Zielgruppe mir deswegen auch etwas schleierhaft ist. Für alle Home-Produzenten dürfte dürfte "The Kings Of Diggin'" zumindest eine gute Gelegenheit sein, ihre einen Tracks (natürlich nach Abklärung sämtlicher Lizenz-Angelegenheiten...) mit ein paar raren Samples zu verzieren.
-- / ca. 145 min. / Soul / rapsterrecords.com
Michael Streitberger


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