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Archive

Lights

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Warum der Promotext zum Album „Lights“ von Archive bereits in der ersten Zeile von den Unterschieden der Band zum Rest der Momentan kursierenden „80s-Derivate“ spricht bleibt mir ein Rätsel, denn diese Band hat mit dem Großteil der auf der Retro-Welle schwimmenden Gruppen so gut wie nichts zu tun!
Für mich hört sich das nicht nach dem 20ten Aufguss der Strokes an, oder wie ein Klon von New Order. Stattdessen scheinen die Londoner eine Nische gefunden zu haben, die nicht nur zu ihnen passt, sondern in der sie ein Monopol auf außergewöhnliche und ergreifende Musik haben. Gerade der amerikanische Sänger Pollard Berrier, der seit längerem in Österreich wohnt und dort bei dem vielleicht innovativsten Austria-Export „Bauchklang“ mitmischt, schafft es mit seiner glockenklaren Stimme den manchmal übermannenden Samples und Soundteppichen das probate Mittel entgegenzustellen. Selten hat man ein so perfektes Spiel von Sound und Stimme gehört, ganz hervorragend. Irgendwie hat man auch das Gefühl, dass irgendeines der Bandmitglieder direkt mit dem Soundtüftler Console alias Martin Gretschmann von The Notwist verwandt ist. Seit der Neon Golden hab ich keine so schönen, passenden und dabei kein bisschen übertriebenen Sounds gehört und wenn man ein Lied mit 18:28 schreibt (der Titelsong Lights) und dieser keine Minute langweilig wird, dann ist man entweder The Doors oder Iron Butterfly, auf jeden Fall aber eine geniale Ausnahme im 21. Jahrhundert, denn von schnellen zwei Minuten Songs, die aufhören bevor sie angefangen haben, halten Archive anscheinend nichts. Wie der Promotext schreibt, gibt es in den Songs viel Licht aber auch viel Schatten. Das Label bezieht das natürlich auf die dunklen Elemente der Lieder und nicht auf deren Qualität und man tut sich auch schwer echte Schwachstellen zu finden. Vielleicht stehen sich die Künstler mit ihrer eigenen Soundverliebtheit an der einen oder anderen Ecke selbst im Weg, aber das passiert erstens selten und zweitens ist es nicht dramatisch, weil ja alles in das Gesamtkonzept passt. Schlussendlich ein hochinteressantes, abwechslungsreiches und unterhaltendes Album, dass momentan seinesgleichen suchen muss und wo bekommt man heutzutage noch über eine Stunde Musik auf einer CD, schließlich passen da ja bald alle Hives Alben drauf, die sie bis jetzt veröffentlicht haben. Absoluter Kauftipp!!!

Bewertung: 9 von 10 Sternen / 40:24 / Pop

Philip Bogdahn





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