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Kinn

Karlshorst

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Will man die Musik von Kinn beschreiben, fallen einem Adjektive wie ‚intelligent’ oder ‚schön’ ein, auch ‚atmosphärisch’ und auch ‚spannend’, aber niemals ‚einfach’. „Karlshorst“ ist ein Album für Menschen, die nicht unbedingt die nötige Zeit haben, aber sich die nötige Zeit nehmen, um neue Musik zu entdecken, zu erforschen und vielleicht zu verstehen.
Es ist wohl keine Beleidigung die Musik von Kinn als ‚verkopft’ zu bezeichnen, auch wenn hier offensichtlich die meisten Töne und Ideen aus Gefühlen entstanden sind. „Karlshorst“ ist der Soundtrack zu einem schönen Dämmerzustand und eine vertonte Gänsehaut. Instrumentalmusik, die Zeit braucht, um sich zu entfalten. Verträumte Gitarren und jede Menge Samples, sanftes Schlagzeug und Stimmengewirr. So mancher Soziologiestudent im 31. Semester würde sagen, dass dies die perfekte Musik zum Kiffen ist. Das ist aber lediglich ein Klischee und nicht einmal die halbe Wahrheit, denn „Karlshorst“ funktioniert auch nüchtern ausgezeichnet. Wenn man sich darauf einlässt und zuhört sowieso, aber auch als Untermalung. Leise und unaufgeregt und manchmal so intensiv und laut, wie es nur leise Töne hinbekommen können. Nichts endet hier, wie es begonnen hat, was einerseits an den langen, vertrackten Songs liegt und andererseits, dass wohl genau das auch das Ziel der drei Musiker hinter Kinn war. Hier ein Klavier, da ein Glockenspiel, dort die verspielte Gitarre und dann alles zusammen noch einmal eine Spur intensiver - eingehüllt in ein warmes Soundbett. „Libereso“ lässt zwar ahnen, wohin die Reise geht, verrät aber nicht, wie weit Kinn zum Beispiel bei „Limone“ gehen können. „Lunte“ ist die Nummer, die einen vielleicht am Offensichtlichsten anspringt und den nötigen Schwung aufweist, um auch Hörer fernab des Instrumental-Genres anzuziehen. „Leuchtende“ ist ebenfalls ein wunderbares kleines Kunstwerk und hätte sich auch perfekt auf der letzten Platte von Seidenmatt gemacht. Kein Wunder, dass auch dieses Stück Musik auf Sinnbus erscheint, denn Anspruch ist hier mal wieder Trumpf. Schade nur, dass nicht alle Abschnitte dieser Platte so überzeugen können, wie die genannten Höhepunkte.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 48:16 / Instrumental

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