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Cash, Johnny

American V: A Hundred Highways

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Das Vermächtnis eines bewegten Lebens wird zum Mahnmal gegen die postmortale Ausbeutung eines großen Künstlers. Was immer auch noch in den nächsten Jahren auf den Dachböden der Welt gefunden wird: das hier ist nicht mehr zu übertreffen.
Was wäre wohl aus Johnny Cash am Ende seines Lebens geworden, wenn Rick Rubin nicht gewesen wäre? Oder besser gefragt: was wäre aus all den vermeintlichen Johnny Cash Fans geworden, die erst durch die American Recordings auf einen Großmeister gestoßen wurden, der eigentlich schon begraben schien in einem Berg aus Country-Sentimentalität. Die Antwort ist ebenso leicht wie schwer zu beantworten. Fest steht: Cash hat immer Haken geschlagen. Das Abschlusswerk seines Lebens ist ein morbider Gruß, ebenso rätselhaft wie atemberaubend. Daran ist nicht zuletzt Rubin Schuld, der Cash einmal mehr eine Produktion an die Seite stellte, die von bleierner Schwere und Sakralität ist, wie sie wohl schon immer von Cash beabsichtigt wurde. Immer wieder verschluckt Cash die Worte wie ein schlaganfallgeschädigter alter Mann und gibt dabei doch ein so deutliches, lebendiges Statement ab: wenn du alles gesehen hast, an alles geglaubt hast, wenn deine große Liebe gegangen ist, dann kannst du abtreten. "If You Could Read My Mind" von Gordon Lightfoot wird bei Cash zu einem traurigen Räuspern, Springsteens "Further on up the road" dürfte wohl durch Cash noch eine Stufe höher gestellt werden, als es ohnehin schon war, und "Love's Been Good To me" von Rod McKuen wird durch Cashs Gesang ind Interpretation zu einem der herzzereißensten Songwriterstücke. Cash hat sich für dieses Album aufgerieben, wurde immer wieder zurückgerissen von Krankheit, von Schmerzen, und genau davon erzählt "American V" auch. Es ist Rubin nicht hoch genug anzurechnen, dass dieses Album erst im Abklingen des Cash-Hypes veröffentlicht wird. So ist die Gefahr gering, den Abschied einer Ikone mit einem flauen Gefühl im Magen zu erleben. Flau darf einem hier lediglich bei dem Gedanken werden, dass einer der größten Songwriter gegangen ist. In Cashs letztem eigenen Song, "Like The 309", werden die Sachen gepackt und er schwingt sich auf einen Zug, der in der Ferne verschwindet. Es geht nicht mystischer. Zum Glück. 

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 40:24 / Country/Folk

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