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Underoath

Define The Great Line

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Die Amis haben's vorgemacht: Die Kunde vom Lieben Gott scheint sich wieder zu verkaufen. Und das sogar bei einer Zielgruppe, welche sich in den letzten Dekaden auf den Kirchenbänken ziemlich rar gemacht hat. Die Jugend nämlich. Von wegen "früher war alles besser"...
Wobei sich die Art der Vermittlung etwas geändert hat. Himmel, der Teenager von heute bekommt die frohe Botschaft mittlerweile von Hardcore-Bands gepredigt. Und was in den Staaten bereits zu einer eigenen, kommerziell immer relevanteren Szene wurde, ist auch bei uns in Europa stetig im Kommen. Eine der größten US-Formationen, die ihre christliche Message mit einem metallischen Emocore-Sound kredenzen, sind Underoath aus Florida. Die Art und Weise der Bekehrung lässt dennoch nicht auf absolute Hardliner schließen: Zwar sind die Credits abermals sehr eindeutig formuliert, die Texte der Stücke bleiben jedoch Interpretationssache. Und weil Underoath neben dem allgegenwärtigen Sound-Hype mit dem Vorgänger "They're Only Chasing Safety" einen kleinen Genreklassiker schufen, sind auch sie mittlerweile bei einem Majorlabel gelandet. Wobei dies keineswegs mit einer weiteren "Glattbügelei" ihres bisher recht hymnischen Sounds einher ging. Der Christen-Core fällt auf "Define The Great Line" sogar deutlich vertrackter aus als bisher. Womit man Underoath einerseits durchaus Selbstbewusstsein attestieren kann, andererseits leider ein wesentlicher Pluspunkt des Vorgängers im Screamo-Einheitsbrei zu versinken droht. Den Eindruck vermittelt zumindest die erste Hälfte des Albums. Dann plötzlich bietet das sphärisch-elektronische Intermezzo "Salmarnir" eine kurze, ungewöhnliche Verschnaufpause. Im Anschluss holzt man dann zwar schon wieder durch's metallisch-weinerliche Dickicht. Dass Underoath aber noch deutlich mehr auf dem Kasten haben, beweisen sie mit dem an Cult Of Luna erinnernden, famosen "Casting such a thin shadow". Der Song markiert eine weitere löbliche Ausnahme dieses Albums, welches trotz handwerklicher Klasse über weite Teile austauschbar bleibt. Gerade weil aber die zweite Hälfte einiges Potential erkennen lässt, bleibt "Define The Great line" ein zweischneidiges Schwert - sowohl musikalisch als auch inhaltlich.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / 47:00 / Emocore

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