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Hidden Cameras

Awoo

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Das mittlerweile vierte Album der "Gay Church Folk" - Gruppe gibt sich weniger versponnen, dafür melancholischer als die Vorgänger. An Berlin wird das aber sicher nicht gelegen haben... Soll man jetzt auf die unzähligen homosexuellen Anspielungen Joel Gibbs eingehen? Aber eigentlich erklären sich Titel wie "Lollipop" fast von selbst. Es ist ein Fluch mit den Fettnäpfchen, in die Man(n) treten kann. Joel Gibb dürfte beim lesen dieser Plattenrezension wohl einmal mehr das kotzen bekommen. Dennoch: auch auf "Awoo" wimmelt es vor Anspielungen nur so. Warum auch nicht - das Spiel mit der eigenen Sexualität, aber auch mit der damit verbundenen Irritation und den ständigen Selbstdefinitionsversuchen: all das hat auch schon Morrissey wunderbar in Worte fassen können. Zuweilen ebenso explizit wie Gibb. Wenn bei den Hidden Cameras etwa gesungen wird: "With a shrug and an ugh I unleash my holy power". Humor wird an dieser Stelle vorraus gesetzt! Deutlich hingegen bei "Awoo" ist die offen zur Schau getragene Melancholie, die besonders bei "Wandering" deutlich Smith'sche Ähnlichkeiten aufweisen kann. Richtig, es geht ums nicht ankommen. "If it's a joke will I laugh / or just break down?" Da knacken auch beim gemeinen Heterosexuellen Mitzwanziger die Synapsen. Ganz neben schreibt Gibb auch noch wundervolle Hymnen auf den Himmel ("Heaven turns to") oder zwischenmenschliche Probleme und Beziehungen ("Fit for Fun"). Immer mit einer abgespeckten, Folkigen Instrumentierung, in der Gitarren, Schlagzeug und Geigen den Gesang auf seinem ganz eigenen Thron umher tragen. Dass Gibb dabei wie Adam Green und Lou Reed in Personalunion klingt, macht der Stimmung keinen Abbruch, im Gegenteil. Ein schönes, kurzes Album voller Melancholie und Witz. Wie gesagt: an Gibbs Aufenthalt in Berlin wird es nicht gelegen haben. Mit Sicherheit nicht ...

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 44:10 / Folk-Pop

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