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Mastodon

Blood Mountain

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Was ist mir der sogenannten alternativen Musikszene nur los, wenn eine Band wie Mastodon beim Major-Label Warner (u.a. Paris Hilton oder Sasha) unterschreibt? Eine Band, die auf ihren beiden vorausgegangenen Werken die Grenzen extremer Musik auslotete wie kaum eine andere? Die so schwer zu kategorisieren scheint, dass ein Marketingkonzept im vornherein zum Scheitern verurteilt ist?
Im Hintergrund stand früher schließlich noch die kultige Company Relapse Records, welche dieser Tage beispielweise das wahnwitzige neue Werk von Suffocation veröffentlicht. Nun also Warner, die ihr Repertoire in letzter Zeit ohnehin gehörig erweitert haben und durch die Veröffentlichung von "Blood Mountain" ein kalkulierbares Risiko eingangen sind. Denn eine andere Band, welche ähnlich abgehoben zwischen Kopfmusik und Bauchgefühl ihren eigenen Sound kreiert, fährt ebenfalls Lorbeeren ein: Die Rede ist von den zeitgleich veröffentlichenden The Mars Volta, welche auf vorliegendem Longplayer sogar als Gäste in Erscheinung treten. Vielleicht wird 2006 ja das goldene Zeitalter für künstlerisch anspruchsvolle Populärmusik eingeläutet...? Doch zum musikalischen Inhalt des dritten Mastodon-Werkes: Nach dem beinahe konventionell straightem Start "The wolf is loose" bleibt zunächst Verwunderung. Wo ist die vielzitierte, eigenwillige Brillanz dieser Band? Es dauert ein paar Minuten, dann kommen Mastodon in Fahrt. Gehörig. Stück für Stück und immer mehr. Zeitgleich mit der abgedrehten Konzeptstory steigert sich auch die Platte in einen wahren Rausch an musikalischem Wahnsinn. Und endet - abermals instrumental wie inhaltlich - in einem quirlig-famosen Drecksfinale, das sich gewaschen hat. Technische Fähigkeiten, der unverkrampfte Spaß an extremer Musik und insbesondere der zentrale Stellenwert von "Bauch" gegenüber "Kopf" schaffen ein kauziges Original, welches einzig und allein mit Mastodons Vergangenheit selbst verglichen werden kann. Und dabei ausgezeichnet abschneidet. Doch da wäre dann noch ein Thema: Mastodon und der Metal. Klar, die Band um die beiden ehemaligen Today Is The Day-Mitglieder Dailor und Bill Kelliher sind Metal und bezeichnen sich auch als klare Anhänger der Szene. Die abstruse Rollenspieler-Geschichte hinter den zwölf Tracks, welche von den Bandmitgliedern selbst handelt, sowie Coverartwork oder die ausufernden Gitarrensoli lassen auch keinen anderen Schluss zu. Dennoch bewegt man sich hier völlig losgelöst von Genregrenzen, liebäugelt mit Sludge-, Progressive- und Stoner-Sounds, woraus ein ganz eigener, vertrackter Bastard von einem Album entsteht. Natürlich: "Blood Mountain" erschließt sich sich selbst partiell frühestens nach einer handvoll Hördurchgängen. Das Gefühl, dieses Werk geknackt zu haben, verspühre ich auch nach dem zehnten Anlauf noch nicht wirklich. Was der Begeisterung für das Material jedoch keinen Abbruch tut. Ein besonderes Album.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 68:16 / Metal

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