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Now It's Overhead

Dark Light Daybreak

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"From poisen fear", singt Andy LeMasters, und man möchte glatt glauben, in Saddle Creek höre der Winter einfach nie auf. Dark Light Daybreak klingt so melancholisch und streckenweise tieftraurig, dass man den jungen Mann schütteln möchte und auf die Sonne hinweisen, die da hinten aufgeht.
Der Opener "Let the Sirens Rest" ist so erhaben, dass er nachklingt und einen das ganze Album über begleitet. Gitarrenwände, Hall (viel Hall!), Andys prophetischer Gesang und ein Refrain, der einen schier von den Socken haut. Schade bloß, dass das folgende "Stranged" durch seine Monotonie gleich wieder alles zunichte macht. Aber Saddle Creek wäre nicht Saddle Creek, wenn das hier eine lupenreine Pop-Platte wäre. Irgendwie sind da drüben die Tonbänder ein wenig verschoben, wie sonst ist zu erklären, dass einen Songs wie "Walls" ergreifen, obwohl sie in Dissonanz zu schwimmen scheinen? Wahrscheinlich macht es Now It's Overhead Spaß, im einen Augenblick wie Depeche Mode und im anderen wie Mogwai zu klingen. "Believe What They Decide" klingt gar, als haben sich Brian Molko und Michael Stipe zusammen getan, um eine Hymne für den Hades zu schreiben, an der sich alle Unglücklichen und Depressiven dieser Welt reiben können. Ein ergreifender Refrain und wieder eine fast gleichgültige Art, die Strophe vor sich herzuschieben. Das zieht sich durch das gesamte Album. Drums poltern dumpf vor sich hin, während sich hallende Gitarren wie Eisenbahnen durch die einsame Nacht in Omaha schieben. Düstere Farben. Eben ein "Dark Light Daybreak". Mit dabei sind diesmal endlich auch wieder zusammen: Maria Taylor und Orenda Fink. Seit Azure Ray auf Eis liegen, muss man sich über alle gemeinsamen Ergüsse freuen, selbst wenn sie nur so vereinzelt auftreten wie bei diesem Album. Aber im Focus liegt einfach Andy LeMaster, dem verkannten Songschreiber-Genie aus dem Mittleren Westen der USA. Nach zwei grandiosen, vorrangegangenen Alben schenkt uns der junge Mann mit "Dark Light Daybreak" einen weiteren Batzen Melancholie, der sich ins Blut geht wie guter, schwerer Wein.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 49:14 / Indie-Pop

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