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Grafzahl

Kolepke zahlt

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Es gibt sie noch. Die Bands aus Indiehausen, die sich nie irgendeiner Szene angebiedert haben und die trotzdem jeder sympathisch findet. Also jetzt nicht so auf die schmierige Konsens-Art, sondern auf die ehrliche Weise.
Grafzahl gehören da auf jeden Fall dazu, das haben sie spätestens mit dem letzten regulären Album „Alles muss schwimmen“ von 2002 bewiesen. Die Stärke der Band war es schon immer feinen Indierock mit ordentlich Pop und Punk zu versauen und nebenbei noch wunderbar um die Ecke gedachte Texte rauszuhauen. Nun sind Grafzahl nicht gerade die schnellsten, was Veröffentlichungen betrifft. Um es konkreter zu machen: In 13 Jahren Bandgeschichte hat es die Band auf zwei Alben und eine Handvoll 7inches und EPs gebracht. Veröffentlichungsflut nennt man das wohl nicht, macht aber auch nichts, denn wir wissen ja wie das ist mit Qualität statt Quantität... Jetzt also mit „Kolepke zahlt“ eine tolle Ansammlung von Songs, die nicht als Best Of verstanden werden will und auch keine Resteverwertung darstellt, sondern viel mehr als Zusammenfassung von B-Seiten und Raritäten dient. „Singles und andere Kleinigkeiten“ lautet der Untertitel und ist vor allem für die Grafzahl-Fans ein Muss, die so manch altes Kleinformat nicht mehr erstehen konnten, bevor es ausverkauft war, weil sie „irgendjemand zum Glück irgendwann doch noch gekauft hat“. Mit 17 Liedern, fünf MP3s und einem Video avanciert „Kolepke zahlt“ dann zu einem echten Geschenk für die Band selbst, aber vor allem an die Fans und Sammler. Oben drauf gibt es noch ein dickes Booklet mit ordentlich Fotos, Linernotes und Texten von unter anderem Linus Volkmann – lohnt sich also so oder so. Das entscheidende ist allerdings, dass sich hinter dieser nüchternen Zusammenfassung von Fakten eine Unmenge an fantastischen Songs verstecken. Da gibt es die Single-Version von „Einkaufen mit Getränken“ oder die drei erst kürzlich veröffentlichten Songs „Barnie“, „Trottle“ und „Butter“, die man sonst nur auf der Split 10inch mit Tchi findet. Würden die Boxhamsters und Superpunk zusammen eine große Party feiern, sich ordentlich betrinken und dann ein Album aufnehmen, es könnte so klingen wie „Kolepke zahlt“. Immer im Kreuzfeuer zwischen wütend und witzig, meistens mit schöner Schrammelgitarre, schräger Orgel und schiefem Gesang. Danke für „Dose Gitarren“, „Pfeffer wächst“ oder „Hurra die Ernsten kommen“ und jetzt bitte alle zusammen...

-- / Spielzeit: 61:25 / Indie

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